Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852."Mit welchem haben Sie zu kämpfen?" fragte "Sie sind in aigrirter Laune, theuerste Frau. "Was verstehen Sie unter diesen Auswüchsen?" "Die sogenannten wohlwollenden Gefühle, die "Sie lenken von meiner Frage ab. Für was "Nur für sich selbst." "Aber in dies Selbst schließen Sie die Ideen, "Vielleicht." "Warum nur bedingt? Sie wollen ihn noch nicht Er hatte mit unterschlagenen Armen, im Sopha "Wollen Sie ein Napoleon werden?" "Thorheit!" "Fühlen Sie Beruf, eine Semiramis, Zenobia "Das liegt ganz außer meiner Sphäre." "Das ist das Lösewort. Wer die Gränzen seiner „Mit welchem haben Sie zu kämpfen?“ fragte „Sie ſind in aigrirter Laune, theuerſte Frau. „Was verſtehen Sie unter dieſen Auswüchſen?“ „Die ſogenannten wohlwollenden Gefühle, die „Sie lenken von meiner Frage ab. Für was „Nur für ſich ſelbſt.“ „Aber in dies Selbſt ſchließen Sie die Ideen, „Vielleicht.“ „Warum nur bedingt? Sie wollen ihn noch nicht Er hatte mit unterſchlagenen Armen, im Sopha „Wollen Sie ein Napoleon werden?“ „Thorheit!“ „Fühlen Sie Beruf, eine Semiramis, Zenobia „Das liegt ganz außer meiner Sphäre.“ „Das iſt das Löſewort. Wer die Gränzen ſeiner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0246" n="236"/> <p>„Mit welchem haben Sie zu kämpfen?“ fragte<lb/> die Lupinus.</p><lb/> <p>„Sie ſind in aigrirter Laune, theuerſte Frau.<lb/> Das iſt eigentlich die beſte. Mit dieſem moraliſchen<lb/> Scheidewaſſer ſpülen wir am ſchnellſten die ſenſualen<lb/> Auswüchſe ab, die uns an unſerm Glück hindern.“</p><lb/> <p>„Was verſtehen Sie unter dieſen Auswüchſen?“</p><lb/> <p>„Die ſogenannten wohlwollenden Gefühle, die<lb/> die ärgſte Lüge ſind, der Selbſtbetrug, der uns am<lb/> klaren Denken, am folgerechten Handeln hindert.“</p><lb/> <p>„Sie lenken von meiner Frage ab. Für was<lb/> lebt der Menſch?“</p><lb/> <p>„Nur für ſich ſelbſt.“</p><lb/> <p>„Aber in dies Selbſt ſchließen Sie die Ideen,<lb/> Beſtrebungen, Illuſionen, wie Sie es nennen wollen,<lb/> ein, die unſer Daſein über das Vegetiren der Pflanze,<lb/> über den Inſtinct der Thiere erheben?“</p><lb/> <p>„Vielleicht.“</p><lb/> <p>„Warum nur bedingt? Sie wollen ihn noch nicht<lb/> bewundern, aber Sie anerkennen Napoleon.“</p><lb/> <p>Er hatte mit unterſchlagenen Armen, im Sopha<lb/> zurückgelehnt, geſeſſen. Er ſah ſie ſcharf an:</p><lb/> <p>„Wollen Sie ein Napoleon werden?“</p><lb/> <p>„Thorheit!“</p><lb/> <p>„Fühlen Sie Beruf, eine Semiramis, Zenobia<lb/> zu ſein, oder eine Maria Thereſia, Katharina?“</p><lb/> <p>„Das liegt ganz außer meiner Sphäre.“</p><lb/> <p>„Das iſt das Löſewort. Wer die Gränzen ſeiner<lb/> Sphäre erkennt, weiß wofür er lebt. Er weiß auch,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0246]
„Mit welchem haben Sie zu kämpfen?“ fragte
die Lupinus.
„Sie ſind in aigrirter Laune, theuerſte Frau.
Das iſt eigentlich die beſte. Mit dieſem moraliſchen
Scheidewaſſer ſpülen wir am ſchnellſten die ſenſualen
Auswüchſe ab, die uns an unſerm Glück hindern.“
„Was verſtehen Sie unter dieſen Auswüchſen?“
„Die ſogenannten wohlwollenden Gefühle, die
die ärgſte Lüge ſind, der Selbſtbetrug, der uns am
klaren Denken, am folgerechten Handeln hindert.“
„Sie lenken von meiner Frage ab. Für was
lebt der Menſch?“
„Nur für ſich ſelbſt.“
„Aber in dies Selbſt ſchließen Sie die Ideen,
Beſtrebungen, Illuſionen, wie Sie es nennen wollen,
ein, die unſer Daſein über das Vegetiren der Pflanze,
über den Inſtinct der Thiere erheben?“
„Vielleicht.“
„Warum nur bedingt? Sie wollen ihn noch nicht
bewundern, aber Sie anerkennen Napoleon.“
Er hatte mit unterſchlagenen Armen, im Sopha
zurückgelehnt, geſeſſen. Er ſah ſie ſcharf an:
„Wollen Sie ein Napoleon werden?“
„Thorheit!“
„Fühlen Sie Beruf, eine Semiramis, Zenobia
zu ſein, oder eine Maria Thereſia, Katharina?“
„Das liegt ganz außer meiner Sphäre.“
„Das iſt das Löſewort. Wer die Gränzen ſeiner
Sphäre erkennt, weiß wofür er lebt. Er weiß auch,
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