Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

"Und da kam ich auf curiose Dinge. Ob ich
Dir auch würde auf die Schulter klopfen, wie Mutter
thut, wenn sie den Vater freundlich haben will. Wenn
Vater auffährt, ob Du auch zornig werden könntest?
Und ob ich dann auch so machen dürfte, wie Mutter
thut, um ihn wieder gut zu machen. Ich muß Dir
sagen, es kam mir nicht ganz recht vor, wenn auch
Mutter sagt: so muß man die Männer behandeln,
wenn man Friede im Hause haben will. Du bist doch
ein ganz andrer Mann, und ich meinte, wir müßten
uns jeder dem andern grad heraus sagen, was er
denkt. Ach und tausend Dinge. Aber, Walter, das
dachte ich alles weit entfernt."

"Hast Du nicht auch gedacht, daß Du jetzt in
einem glänzenden Hause bist, eine gefeierte Schönheit,
von Bewerbern umschwirrt, die von ihrer Anbetung
sprechen? Hast Du nicht an Dein Herz gefühlt, ob,
wenn der Eine oder der Andre ernst spräche --"

"Nein, fiel sie rasch ein. Sie sind mir alle
gleichgültig."

"Aber die Geheimräthin! Du bist ihr Augapfel.
Sie wünscht, daß Du eine gute Partie machst, sie
sucht vielleicht schon nach einem passenden Gatten,
der Dich über Deinen Stand erhebt. Vielleicht auch,
sie ist kinderlos, reich, das große Vermögen kommt
von ihr --"

Sie faßte mit Heftigkeit seine Hand. "Nein Wal¬
ter, das denke um Gottes Willen nicht. Ich habe
nie daran gedacht."

15 *

„Und da kam ich auf curioſe Dinge. Ob ich
Dir auch würde auf die Schulter klopfen, wie Mutter
thut, wenn ſie den Vater freundlich haben will. Wenn
Vater auffährt, ob Du auch zornig werden könnteſt?
Und ob ich dann auch ſo machen dürfte, wie Mutter
thut, um ihn wieder gut zu machen. Ich muß Dir
ſagen, es kam mir nicht ganz recht vor, wenn auch
Mutter ſagt: ſo muß man die Männer behandeln,
wenn man Friede im Hauſe haben will. Du biſt doch
ein ganz andrer Mann, und ich meinte, wir müßten
uns jeder dem andern grad heraus ſagen, was er
denkt. Ach und tauſend Dinge. Aber, Walter, das
dachte ich alles weit entfernt.“

„Haſt Du nicht auch gedacht, daß Du jetzt in
einem glänzenden Hauſe biſt, eine gefeierte Schönheit,
von Bewerbern umſchwirrt, die von ihrer Anbetung
ſprechen? Haſt Du nicht an Dein Herz gefühlt, ob,
wenn der Eine oder der Andre ernſt ſpräche —“

„Nein, fiel ſie raſch ein. Sie ſind mir alle
gleichgültig.“

„Aber die Geheimräthin! Du biſt ihr Augapfel.
Sie wünſcht, daß Du eine gute Partie machſt, ſie
ſucht vielleicht ſchon nach einem paſſenden Gatten,
der Dich über Deinen Stand erhebt. Vielleicht auch,
ſie iſt kinderlos, reich, das große Vermögen kommt
von ihr —“

Sie faßte mit Heftigkeit ſeine Hand. „Nein Wal¬
ter, das denke um Gottes Willen nicht. Ich habe
nie daran gedacht.“

15 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0237" n="227"/>
        <p>&#x201E;Und da kam ich auf curio&#x017F;e Dinge. Ob ich<lb/>
Dir auch würde auf die Schulter klopfen, wie Mutter<lb/>
thut, wenn &#x017F;ie den Vater freundlich haben will. Wenn<lb/>
Vater auffährt, ob Du auch zornig werden könnte&#x017F;t?<lb/>
Und ob ich dann auch &#x017F;o machen dürfte, wie Mutter<lb/>
thut, um ihn wieder gut zu machen. Ich muß Dir<lb/>
&#x017F;agen, es kam mir nicht ganz recht vor, wenn auch<lb/>
Mutter &#x017F;agt: &#x017F;o muß man die Männer behandeln,<lb/>
wenn man Friede im Hau&#x017F;e haben will. Du bi&#x017F;t doch<lb/>
ein ganz andrer Mann, und ich meinte, wir müßten<lb/>
uns jeder dem andern grad heraus &#x017F;agen, was er<lb/>
denkt. Ach und tau&#x017F;end Dinge. Aber, Walter, das<lb/>
dachte ich alles weit entfernt.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ha&#x017F;t Du nicht auch gedacht, daß Du jetzt in<lb/>
einem glänzenden Hau&#x017F;e bi&#x017F;t, eine gefeierte Schönheit,<lb/>
von Bewerbern um&#x017F;chwirrt, die von ihrer Anbetung<lb/>
&#x017F;prechen? Ha&#x017F;t Du nicht an Dein Herz gefühlt, ob,<lb/>
wenn der Eine oder der Andre ern&#x017F;t &#x017F;präche &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein, fiel &#x017F;ie ra&#x017F;ch ein. Sie &#x017F;ind mir alle<lb/>
gleichgültig.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Aber die Geheimräthin! Du bi&#x017F;t ihr Augapfel.<lb/>
Sie wün&#x017F;cht, daß Du eine gute Partie mach&#x017F;t, &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ucht vielleicht &#x017F;chon nach einem pa&#x017F;&#x017F;enden Gatten,<lb/>
der Dich über Deinen Stand erhebt. Vielleicht auch,<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t kinderlos, reich, das große Vermögen kommt<lb/>
von ihr &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>Sie faßte mit Heftigkeit &#x017F;eine Hand. &#x201E;Nein Wal¬<lb/>
ter, das denke um Gottes Willen nicht. Ich habe<lb/>
nie daran gedacht.&#x201C;</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">15 *<lb/></fw>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0237] „Und da kam ich auf curioſe Dinge. Ob ich Dir auch würde auf die Schulter klopfen, wie Mutter thut, wenn ſie den Vater freundlich haben will. Wenn Vater auffährt, ob Du auch zornig werden könnteſt? Und ob ich dann auch ſo machen dürfte, wie Mutter thut, um ihn wieder gut zu machen. Ich muß Dir ſagen, es kam mir nicht ganz recht vor, wenn auch Mutter ſagt: ſo muß man die Männer behandeln, wenn man Friede im Hauſe haben will. Du biſt doch ein ganz andrer Mann, und ich meinte, wir müßten uns jeder dem andern grad heraus ſagen, was er denkt. Ach und tauſend Dinge. Aber, Walter, das dachte ich alles weit entfernt.“ „Haſt Du nicht auch gedacht, daß Du jetzt in einem glänzenden Hauſe biſt, eine gefeierte Schönheit, von Bewerbern umſchwirrt, die von ihrer Anbetung ſprechen? Haſt Du nicht an Dein Herz gefühlt, ob, wenn der Eine oder der Andre ernſt ſpräche —“ „Nein, fiel ſie raſch ein. Sie ſind mir alle gleichgültig.“ „Aber die Geheimräthin! Du biſt ihr Augapfel. Sie wünſcht, daß Du eine gute Partie machſt, ſie ſucht vielleicht ſchon nach einem paſſenden Gatten, der Dich über Deinen Stand erhebt. Vielleicht auch, ſie iſt kinderlos, reich, das große Vermögen kommt von ihr —“ Sie faßte mit Heftigkeit ſeine Hand. „Nein Wal¬ ter, das denke um Gottes Willen nicht. Ich habe nie daran gedacht.“ 15 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/237
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/237>, abgerufen am 28.11.2024.