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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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"Ist egal," rief der Rittmeister, der in einen
immer angenehmeren Rosenharnisch zu gerathen schien;
vielleicht um die störenden Gedanken von vorhin
abzuschütteln. "Wers auch sei, mit dem schleichenden
Fuchs, der die Weisheit verschluckt hat, loszugehen,
ist ja ein Plaisir."

"Meine Herren, sagte der Wachthabende, sich
umschauend, das ist ein eigener Casus."

"Gegen den Kerl, der um den Bonapartege¬
sandten schwänzelt, muß man jedem beistehn," meinte
der Cornet.

"Man muß ihn aber doch auch kennen, sagte
der Arrestat. Es kommt auf die Verhältnisse und
Personen an, mit denen man zu thun hat, äußerten
Herr Bruder vorhin."

"Der Grund ihres Disputes ist?" fragte der
Wachthabende."

"Gründe unter Cavalieren!" rief Bovillard
jetzt auch aufstehend. Die Hand in der Brust ver¬
neigte er sich leicht. -- "Verzeihung, meine Herren,
wenn ich mich getäuscht hatte. Es war nicht meine
Absicht Sie zu incommodiren."

Es war aber jetzt durchaus nicht die Ab¬
sicht der andern, sie wollten sich incommodiren
lassen.

"Es frägt sich eben nur mit wem wir --" Der
Redner stockte. Bovillard fiel ein:

"Die Ehre haben zu thun zu haben. Sehr be¬
greiflich. Da ich nicht so glücklich bin von Ihnen

II. 14

„Iſt egal,“ rief der Rittmeiſter, der in einen
immer angenehmeren Roſenharniſch zu gerathen ſchien;
vielleicht um die ſtörenden Gedanken von vorhin
abzuſchütteln. „Wers auch ſei, mit dem ſchleichenden
Fuchs, der die Weisheit verſchluckt hat, loszugehen,
iſt ja ein Plaiſir.“

„Meine Herren, ſagte der Wachthabende, ſich
umſchauend, das iſt ein eigener Caſus.“

„Gegen den Kerl, der um den Bonapartege¬
ſandten ſchwänzelt, muß man jedem beiſtehn,“ meinte
der Cornet.

„Man muß ihn aber doch auch kennen, ſagte
der Arreſtat. Es kommt auf die Verhältniſſe und
Perſonen an, mit denen man zu thun hat, äußerten
Herr Bruder vorhin.“

„Der Grund ihres Disputes iſt?“ fragte der
Wachthabende.“

„Gründe unter Cavalieren!“ rief Bovillard
jetzt auch aufſtehend. Die Hand in der Bruſt ver¬
neigte er ſich leicht. — „Verzeihung, meine Herren,
wenn ich mich getäuſcht hatte. Es war nicht meine
Abſicht Sie zu incommodiren.“

Es war aber jetzt durchaus nicht die Ab¬
ſicht der andern, ſie wollten ſich incommodiren
laſſen.

„Es frägt ſich eben nur mit wem wir —“ Der
Redner ſtockte. Bovillard fiel ein:

„Die Ehre haben zu thun zu haben. Sehr be¬
greiflich. Da ich nicht ſo glücklich bin von Ihnen

II. 14
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[209/0219] „Iſt egal,“ rief der Rittmeiſter, der in einen immer angenehmeren Roſenharniſch zu gerathen ſchien; vielleicht um die ſtörenden Gedanken von vorhin abzuſchütteln. „Wers auch ſei, mit dem ſchleichenden Fuchs, der die Weisheit verſchluckt hat, loszugehen, iſt ja ein Plaiſir.“ „Meine Herren, ſagte der Wachthabende, ſich umſchauend, das iſt ein eigener Caſus.“ „Gegen den Kerl, der um den Bonapartege¬ ſandten ſchwänzelt, muß man jedem beiſtehn,“ meinte der Cornet. „Man muß ihn aber doch auch kennen, ſagte der Arreſtat. Es kommt auf die Verhältniſſe und Perſonen an, mit denen man zu thun hat, äußerten Herr Bruder vorhin.“ „Der Grund ihres Disputes iſt?“ fragte der Wachthabende.“ „Gründe unter Cavalieren!“ rief Bovillard jetzt auch aufſtehend. Die Hand in der Bruſt ver¬ neigte er ſich leicht. — „Verzeihung, meine Herren, wenn ich mich getäuſcht hatte. Es war nicht meine Abſicht Sie zu incommodiren.“ Es war aber jetzt durchaus nicht die Ab¬ ſicht der andern, ſie wollten ſich incommodiren laſſen. „Es frägt ſich eben nur mit wem wir —“ Der Redner ſtockte. Bovillard fiel ein: „Die Ehre haben zu thun zu haben. Sehr be¬ greiflich. Da ich nicht ſo glücklich bin von Ihnen II. 14

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/219>, abgerufen am 30.11.2024.