"Und wenn man den General nicht fängt, ist man zuweilen mit dem Cornet zufrieden," bemerkte der Wachthabende.
"Werde Sie um Erklärung nachher bitten lassen, Herr Lieutenant!" sagte der Cornet, ohne seine Stel¬ lung zu ändern.
"Kik in die Welt! rief der Rittmeister. Cornet Wolfskehl genannt zu Ritzengnitz, ein Cornet kann keinen Officier um Erklärung bitten lassen."
"Der wäre im Stande, und forderte den Prinzen selbst, sagte der Arrestat. Gefällt mir an ihm. Solche lieben die Damen. Plaudert nicht am Morgen in der Wachtstube die Eroberungen der Nacht aus."
"Fritz, merkst Du was! Der Capitain speculirt auf Deinen Beutel. Lob ist nicht umsonst. Revan¬ chire Dich, bezahl seine Schulden. -- Er rührt sich wahrhaftig nicht. So ein junger Glückspilz! Das war das pfiffigste Stück meiner seligen Schwester, daß sie ihren Alten beschwatzen mußte, ihn mit ein¬ undzwanzig mündig zu erklären. Um 'ne halbe Million das Pupillencollegium betrügen! Als ob die Weiber das nicht wüßten, auch ohne Pupillencolle¬ gium, und nun bildet sich der Junge ein, 's ist um sein glattes Gesicht."
"Onkel, wir stehn in Relationen."
"Halt's Maul! Willst Du dem Herrn Capitain seine Spielschuld vorstrecken? Das ist das vernünf¬ tigste, was Du thun kannst."
„Und wenn man den General nicht fängt, iſt man zuweilen mit dem Cornet zufrieden,“ bemerkte der Wachthabende.
„Werde Sie um Erklärung nachher bitten laſſen, Herr Lieutenant!“ ſagte der Cornet, ohne ſeine Stel¬ lung zu ändern.
„Kik in die Welt! rief der Rittmeiſter. Cornet Wolfskehl genannt zu Ritzengnitz, ein Cornet kann keinen Officier um Erklärung bitten laſſen.“
„Der wäre im Stande, und forderte den Prinzen ſelbſt, ſagte der Arreſtat. Gefällt mir an ihm. Solche lieben die Damen. Plaudert nicht am Morgen in der Wachtſtube die Eroberungen der Nacht aus.“
„Fritz, merkſt Du was! Der Capitain ſpeculirt auf Deinen Beutel. Lob iſt nicht umſonſt. Revan¬ chire Dich, bezahl ſeine Schulden. — Er rührt ſich wahrhaftig nicht. So ein junger Glückspilz! Das war das pfiffigſte Stück meiner ſeligen Schweſter, daß ſie ihren Alten beſchwatzen mußte, ihn mit ein¬ undzwanzig mündig zu erklären. Um 'ne halbe Million das Pupillencollegium betrügen! Als ob die Weiber das nicht wüßten, auch ohne Pupillencolle¬ gium, und nun bildet ſich der Junge ein, 's iſt um ſein glattes Geſicht.“
„Onkel, wir ſtehn in Relationen.“
„Halt's Maul! Willſt Du dem Herrn Capitain ſeine Spielſchuld vorſtrecken? Das iſt das vernünf¬ tigſte, was Du thun kannſt.“
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„Und wenn man den General nicht fängt, iſt
man zuweilen mit dem Cornet zufrieden,“ bemerkte
der Wachthabende.
„Werde Sie um Erklärung nachher bitten laſſen,
Herr Lieutenant!“ ſagte der Cornet, ohne ſeine Stel¬
lung zu ändern.
„Kik in die Welt! rief der Rittmeiſter. Cornet
Wolfskehl genannt zu Ritzengnitz, ein Cornet kann
keinen Officier um Erklärung bitten laſſen.“
„Der wäre im Stande, und forderte den
Prinzen ſelbſt, ſagte der Arreſtat. Gefällt mir an
ihm. Solche lieben die Damen. Plaudert nicht
am Morgen in der Wachtſtube die Eroberungen der
Nacht aus.“
„Fritz, merkſt Du was! Der Capitain ſpeculirt
auf Deinen Beutel. Lob iſt nicht umſonſt. Revan¬
chire Dich, bezahl ſeine Schulden. — Er rührt ſich
wahrhaftig nicht. So ein junger Glückspilz! Das
war das pfiffigſte Stück meiner ſeligen Schweſter,
daß ſie ihren Alten beſchwatzen mußte, ihn mit ein¬
undzwanzig mündig zu erklären. Um 'ne halbe
Million das Pupillencollegium betrügen! Als ob die
Weiber das nicht wüßten, auch ohne Pupillencolle¬
gium, und nun bildet ſich der Junge ein, 's iſt um
ſein glattes Geſicht.“
„Onkel, wir ſtehn in Relationen.“
„Halt's Maul! Willſt Du dem Herrn Capitain
ſeine Spielſchuld vorſtrecken? Das iſt das vernünf¬
tigſte, was Du thun kannſt.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/199>, abgerufen am 01.08.2024.
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