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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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"War mir gar nicht bange, Onkel! Der Capi¬
tain verstehts. Du hättst ihn sehn sollen. Nicht die
Miene verrückt, und mit einem Mal schoß er auf,
Augen wie der alte Dessauer: ""Schafft mir die
Bestien aus den Augen. Auf die Wache mit den
Schuften, die so den Respect vor dem Rock des
Königs verletzen.""

"Dafür soll er leben!" der Wachthabende stieß
an. Die Gläser klangen.

"Und die Straßenjungen hinter den Juden her,
setzte der Cornet hinzu, es war ein Schauspiel für
Götter!"

"Eigentlich ists contre facon, sagte der Capi¬
tain, daß christliche Officiere einem Kameraden aus¬
ziehen, was die Juden übrig lassen! Und noch
dazu einem gefangenen, den Ihr in Eurer Gewalt
habt."

"Hört den Fuchs! Du müßtest doppelt blechen,
weil wir unser Renommee aufs Spiel setzen. Mit
einem spielen, der mißliebig ward, sich vergangen hat
an einem Kaiserlich Russischen Gesandten!"

"Sitz ich etwa darum, daß ich den auf der
Maskerade emitirt habe? -- Euretwillen, Ihr Herren
Gensd'armen, allein um Euretwillen! Weil Ihr da¬
mals dem Pfaffen bei der Malchen das Katzenständ¬
chen brachtet. Majestät waren fuchswild; aber Ihr
wurdet durchgeschwatzt. Das kennt man schon, wenn's
nur an die Cavallerie gehn soll. Für den nächsten
wars aufgehoben, und das war ich. Und nicht um

„War mir gar nicht bange, Onkel! Der Capi¬
tain verſtehts. Du hättſt ihn ſehn ſollen. Nicht die
Miene verrückt, und mit einem Mal ſchoß er auf,
Augen wie der alte Deſſauer: „„Schafft mir die
Beſtien aus den Augen. Auf die Wache mit den
Schuften, die ſo den Reſpect vor dem Rock des
Königs verletzen.““

„Dafür ſoll er leben!“ der Wachthabende ſtieß
an. Die Gläſer klangen.

„Und die Straßenjungen hinter den Juden her,
ſetzte der Cornet hinzu, es war ein Schauſpiel für
Götter!“

„Eigentlich iſts contre façon, ſagte der Capi¬
tain, daß chriſtliche Officiere einem Kameraden aus¬
ziehen, was die Juden übrig laſſen! Und noch
dazu einem gefangenen, den Ihr in Eurer Gewalt
habt.“

„Hört den Fuchs! Du müßteſt doppelt blechen,
weil wir unſer Renommee aufs Spiel ſetzen. Mit
einem ſpielen, der mißliebig ward, ſich vergangen hat
an einem Kaiſerlich Ruſſiſchen Geſandten!“

„Sitz ich etwa darum, daß ich den auf der
Maskerade emitirt habe? — Euretwillen, Ihr Herren
Gensd'armen, allein um Euretwillen! Weil Ihr da¬
mals dem Pfaffen bei der Malchen das Katzenſtänd¬
chen brachtet. Majeſtät waren fuchswild; aber Ihr
wurdet durchgeſchwatzt. Das kennt man ſchon, wenn's
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[187/0197] „War mir gar nicht bange, Onkel! Der Capi¬ tain verſtehts. Du hättſt ihn ſehn ſollen. Nicht die Miene verrückt, und mit einem Mal ſchoß er auf, Augen wie der alte Deſſauer: „„Schafft mir die Beſtien aus den Augen. Auf die Wache mit den Schuften, die ſo den Reſpect vor dem Rock des Königs verletzen.““ „Dafür ſoll er leben!“ der Wachthabende ſtieß an. Die Gläſer klangen. „Und die Straßenjungen hinter den Juden her, ſetzte der Cornet hinzu, es war ein Schauſpiel für Götter!“ „Eigentlich iſts contre façon, ſagte der Capi¬ tain, daß chriſtliche Officiere einem Kameraden aus¬ ziehen, was die Juden übrig laſſen! Und noch dazu einem gefangenen, den Ihr in Eurer Gewalt habt.“ „Hört den Fuchs! Du müßteſt doppelt blechen, weil wir unſer Renommee aufs Spiel ſetzen. Mit einem ſpielen, der mißliebig ward, ſich vergangen hat an einem Kaiſerlich Ruſſiſchen Geſandten!“ „Sitz ich etwa darum, daß ich den auf der Maskerade emitirt habe? — Euretwillen, Ihr Herren Gensd'armen, allein um Euretwillen! Weil Ihr da¬ mals dem Pfaffen bei der Malchen das Katzenſtänd¬ chen brachtet. Majeſtät waren fuchswild; aber Ihr wurdet durchgeſchwatzt. Das kennt man ſchon, wenn's nur an die Cavallerie gehn ſoll. Für den nächſten wars aufgehoben, und das war ich. Und nicht um

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/197>, abgerufen am 28.11.2024.