Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852."Laß es aber nicht drucken," sagte Bovillard. "Warum?" "Es sind verteufelt gute Gedanken darin; ge¬ "Sie sollen wirken. Auf diesem Wege gelangen Bovillard sah ihn scharf an, und sagte: "Ja!" Walter erröthete. "Du willst wirken, das heißt selbst eine Wirk¬ Walter hatte nicht gesehen, wohin Bovillard sah. "Und außerdem bist Du verliebt, und wünschest Die Purpurröthe auf Walters Gesicht wich einer „Laß es aber nicht drucken,“ ſagte Bovillard. „Warum?“ „Es ſind verteufelt gute Gedanken darin; ge¬ „Sie ſollen wirken. Auf dieſem Wege gelangen Bovillard ſah ihn ſcharf an, und ſagte: „Ja!“ Walter erröthete. „Du willſt wirken, das heißt ſelbſt eine Wirk¬ Walter hatte nicht geſehen, wohin Bovillard ſah. „Und außerdem biſt Du verliebt, und wünſcheſt Die Purpurröthe auf Walters Geſicht wich einer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0192" n="182"/> <p>„Laß es aber nicht drucken,“ ſagte Bovillard.</p><lb/> <p>„Warum?“</p><lb/> <p>„Es ſind verteufelt gute Gedanken darin; ge¬<lb/> druckt ſind ſie Allgemeingut. Irgend Einer ſchmeißt<lb/> ſie etwas um, gießt ſeine Sauce drauf. So laufen<lb/> ſie durchs Publikum und Du gehſt Deinen Profit quitt.“</p><lb/> <p>„Sie ſollen wirken. Auf dieſem Wege gelangen<lb/> Sie an ihr Ziel. Wenn auch verrückt, verfälſcht,<lb/> es haftet etwas. Will ich etwas für mich?“</p><lb/> <p>Bovillard ſah ihn ſcharf an, und ſagte: „Ja!“</p><lb/> <p>Walter erröthete.</p><lb/> <p>„Du willſt wirken, das heißt ſelbſt eine Wirk¬<lb/> ſamkeit haben. Zünden Deine Gedanken, ſo wärſt<lb/> Du ein Narr, wenn Du am Feuer nicht Deinen Topf<lb/> wärmen wollteſt. Du hoffſt noch und haſt ein ver¬<lb/> ſöhnlich Gemüth. — Purpurrother Freund der Wahr¬<lb/> heit, wenn Du im Amte biſt, lerne Dich etwas ver¬<lb/> ſtellen, <hi rendition="#g">nur zum Beſten des Allgemeinen</hi>, <hi rendition="#g">in<lb/> das der Einzelne ſich verſenken muß</hi>. Wer<lb/> dem realen Staat dienen will, muß lügen können.“</p><lb/> <p>Walter hatte nicht geſehen, wohin Bovillard ſah.<lb/> Indem er ihn zu fixiren ſchien, hatte er über ſeinen<lb/> Kopf weg auf der Wand einen Kranz vertrockneter<lb/> Kornblumen entdeckt, die künſtleriſch mit einem blau¬<lb/> ſeidnen Bande verſchlungen waren.</p><lb/> <p>„Und außerdem biſt Du verliebt, und wünſcheſt<lb/> eine anſtändige Verſorgung, um heirathen zu können.“</p><lb/> <p>Die Purpurröthe auf Walters Geſicht wich einer<lb/> Bläſſe, doch nicht auf lange. In ſeinem Auge ſam¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0192]
„Laß es aber nicht drucken,“ ſagte Bovillard.
„Warum?“
„Es ſind verteufelt gute Gedanken darin; ge¬
druckt ſind ſie Allgemeingut. Irgend Einer ſchmeißt
ſie etwas um, gießt ſeine Sauce drauf. So laufen
ſie durchs Publikum und Du gehſt Deinen Profit quitt.“
„Sie ſollen wirken. Auf dieſem Wege gelangen
Sie an ihr Ziel. Wenn auch verrückt, verfälſcht,
es haftet etwas. Will ich etwas für mich?“
Bovillard ſah ihn ſcharf an, und ſagte: „Ja!“
Walter erröthete.
„Du willſt wirken, das heißt ſelbſt eine Wirk¬
ſamkeit haben. Zünden Deine Gedanken, ſo wärſt
Du ein Narr, wenn Du am Feuer nicht Deinen Topf
wärmen wollteſt. Du hoffſt noch und haſt ein ver¬
ſöhnlich Gemüth. — Purpurrother Freund der Wahr¬
heit, wenn Du im Amte biſt, lerne Dich etwas ver¬
ſtellen, nur zum Beſten des Allgemeinen, in
das der Einzelne ſich verſenken muß. Wer
dem realen Staat dienen will, muß lügen können.“
Walter hatte nicht geſehen, wohin Bovillard ſah.
Indem er ihn zu fixiren ſchien, hatte er über ſeinen
Kopf weg auf der Wand einen Kranz vertrockneter
Kornblumen entdeckt, die künſtleriſch mit einem blau¬
ſeidnen Bande verſchlungen waren.
„Und außerdem biſt Du verliebt, und wünſcheſt
eine anſtändige Verſorgung, um heirathen zu können.“
Die Purpurröthe auf Walters Geſicht wich einer
Bläſſe, doch nicht auf lange. In ſeinem Auge ſam¬
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