loren. Nur drauf hinzuweisen braucht es, daß sie gähren, kochen, zum hellen Krystall aufschießen. Dazu ist kein Mirakelmann, nur ein guter Schürmeister nöthig. Wir haben einen jungen Fürsten, der das Rechte will und bange ahnt, wo das Schlechte liegt, aber eine dicke Atmosphäre, nenn's eine elastische Mauer, hat sich um ihn gesetzt. O Gott, daß die frischen Lüfte, die Lichtblitze endlich zu ihm drängen! Da ist's Jedes Pflicht, da ist Niemand zu gering, zu schwach, der eine Stimme hat, zu sprechen; wer malen kann, der male, wer meißeln, meißle in Stein, daß er das Auge aufreißt vor der Gefahr. Und rasch, denn sie rückt mit Riesenschritten näher, sie ist nicht zu ermessen, wie stehen an einem Ab¬ grunde, der Alle verschlingt. Und aus diesem Grunde heraus, könnten wir eine Festung bauen, unnehmbar! Jetzt das Volk aus seiner Erstarrung, seiner Gleich¬ gültigkeit, seiner Entfremdung gegen das Höchste und Heiligste auf Erden, jedes Glied zum mitfühlenden Glied der großen Kette zu erheben, Volk und Fürst in Eins zu verschmelzen, das wäre die Aufgabe des Gesendeten. Ich sehe ihn nicht, Du siehst ihn nicht, keiner sieht ihn, aber ist er darum nicht da? Hat nicht Jeder, dem ein Funken durch die Adern zückt, die Aufgabe, Steine dem künftigen David zuzutragen? Wenn er die Steine sieht, wird er nach der Schleu¬ der greifen."
Louis Bovillard hatte ihm mit verschränkten Armen zugehört. Die Wimpern der schönen Augen
loren. Nur drauf hinzuweiſen braucht es, daß ſie gähren, kochen, zum hellen Kryſtall aufſchießen. Dazu iſt kein Mirakelmann, nur ein guter Schürmeiſter nöthig. Wir haben einen jungen Fürſten, der das Rechte will und bange ahnt, wo das Schlechte liegt, aber eine dicke Atmoſphäre, nenn's eine elaſtiſche Mauer, hat ſich um ihn geſetzt. O Gott, daß die friſchen Lüfte, die Lichtblitze endlich zu ihm drängen! Da iſt's Jedes Pflicht, da iſt Niemand zu gering, zu ſchwach, der eine Stimme hat, zu ſprechen; wer malen kann, der male, wer meißeln, meißle in Stein, daß er das Auge aufreißt vor der Gefahr. Und raſch, denn ſie rückt mit Rieſenſchritten näher, ſie iſt nicht zu ermeſſen, wie ſtehen an einem Ab¬ grunde, der Alle verſchlingt. Und aus dieſem Grunde heraus, könnten wir eine Feſtung bauen, unnehmbar! Jetzt das Volk aus ſeiner Erſtarrung, ſeiner Gleich¬ gültigkeit, ſeiner Entfremdung gegen das Höchſte und Heiligſte auf Erden, jedes Glied zum mitfühlenden Glied der großen Kette zu erheben, Volk und Fürſt in Eins zu verſchmelzen, das wäre die Aufgabe des Geſendeten. Ich ſehe ihn nicht, Du ſiehſt ihn nicht, keiner ſieht ihn, aber iſt er darum nicht da? Hat nicht Jeder, dem ein Funken durch die Adern zückt, die Aufgabe, Steine dem künftigen David zuzutragen? Wenn er die Steine ſieht, wird er nach der Schleu¬ der greifen.“
Louis Bovillard hatte ihm mit verſchränkten Armen zugehört. Die Wimpern der ſchönen Augen
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loren. Nur drauf hinzuweiſen braucht es, daß ſie
gähren, kochen, zum hellen Kryſtall aufſchießen. Dazu
iſt kein Mirakelmann, nur ein guter Schürmeiſter
nöthig. Wir haben einen jungen Fürſten, der das
Rechte will und bange ahnt, wo das Schlechte liegt,
aber eine dicke Atmoſphäre, nenn's eine elaſtiſche
Mauer, hat ſich um ihn geſetzt. O Gott, daß die
friſchen Lüfte, die Lichtblitze endlich zu ihm drängen!
Da iſt's Jedes Pflicht, da iſt Niemand zu gering,
zu ſchwach, der eine Stimme hat, zu ſprechen; wer
malen kann, der male, wer meißeln, meißle in
Stein, daß er das Auge aufreißt vor der Gefahr.
Und raſch, denn ſie rückt mit Rieſenſchritten näher,
ſie iſt nicht zu ermeſſen, wie ſtehen an einem Ab¬
grunde, der Alle verſchlingt. Und aus dieſem Grunde
heraus, könnten wir eine Feſtung bauen, unnehmbar!
Jetzt das Volk aus ſeiner Erſtarrung, ſeiner Gleich¬
gültigkeit, ſeiner Entfremdung gegen das Höchſte und
Heiligſte auf Erden, jedes Glied zum mitfühlenden
Glied der großen Kette zu erheben, Volk und Fürſt
in Eins zu verſchmelzen, das wäre die Aufgabe des
Geſendeten. Ich ſehe ihn nicht, Du ſiehſt ihn nicht,
keiner ſieht ihn, aber iſt er darum nicht da? Hat
nicht Jeder, dem ein Funken durch die Adern zückt,
die Aufgabe, Steine dem künftigen David zuzutragen?
Wenn er die Steine ſieht, wird er nach der Schleu¬
der greifen.“
Louis Bovillard hatte ihm mit verſchränkten
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/190>, abgerufen am 27.11.2024.
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