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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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Feindin war. Wen hatte Wandel hinausgeführt,
wem seinen Cavalierdienst erwiesen, die gewöhnlichsten
Regeln der Artigkeit gegen die Wirthin, wer diese
auch gewesen, verletzend. Weil sie die Vornehmre,
die Vornehmste war? O dahinter steckte mehr. Die
Fürstin war es, welche, unter der Maske der an¬
spruchlosesten Holdseligkeit ihr den Abend verdorben,
welche ihr auf ihrem eigenen Grund und Boden eine
totale Niederlage beigebracht. Sie hatte das Fest
beherrscht, sich Huldigungen darbringen lassen, durch
ihr Gespräch sie selbst gefesselt, daß sie ihr Auge der
Gesellschaft entzog. Dann, nachdem sie ihr durch die
böse Nachricht den Todesschlag versetzt, war sie trium¬
phirend fortgegangen. Aber nicht Zufall war es, --
nein Plan; ein weit hinausreichender Plan. Der
Fürstin, die einen Kreis um sich zaubern wollte, waren
die angenehmen Cirkel der Geheimräthin im Wege.
Hatte sie nicht in einem langen Gespräch sie nach
allen Verhältnissen, Personen ausgefragt! Wozu das?
Sie wollte auskundschaften was den Zauber dieses
Kreises bilde. Was konnten die fremde, vornehme
Frau sonst die Verhältnisse eines bürgerlichen Hauses
in Berlin interessiren! Und jetzt wußte, kannte sie
alles, und hatte vielleicht alles zerstört. -- Wer würde
denn noch ihre Gesellschaften besuchen? Nicht weil
der König sich gegen den Dichter ausgesprochen. O
nein, das konnte ihrer Societät grade einen neuen
Reiz geben, die freien muthigen Geister locken, aber
vor dem Fluch des Lächerlichen flieht die Geisterwelt.

Feindin war. Wen hatte Wandel hinausgeführt,
wem ſeinen Cavalierdienſt erwieſen, die gewöhnlichſten
Regeln der Artigkeit gegen die Wirthin, wer dieſe
auch geweſen, verletzend. Weil ſie die Vornehmre,
die Vornehmſte war? O dahinter ſteckte mehr. Die
Fürſtin war es, welche, unter der Maske der an¬
ſpruchloſeſten Holdſeligkeit ihr den Abend verdorben,
welche ihr auf ihrem eigenen Grund und Boden eine
totale Niederlage beigebracht. Sie hatte das Feſt
beherrſcht, ſich Huldigungen darbringen laſſen, durch
ihr Geſpräch ſie ſelbſt gefeſſelt, daß ſie ihr Auge der
Geſellſchaft entzog. Dann, nachdem ſie ihr durch die
böſe Nachricht den Todesſchlag verſetzt, war ſie trium¬
phirend fortgegangen. Aber nicht Zufall war es, —
nein Plan; ein weit hinausreichender Plan. Der
Fürſtin, die einen Kreis um ſich zaubern wollte, waren
die angenehmen Cirkel der Geheimräthin im Wege.
Hatte ſie nicht in einem langen Geſpräch ſie nach
allen Verhältniſſen, Perſonen ausgefragt! Wozu das?
Sie wollte auskundſchaften was den Zauber dieſes
Kreiſes bilde. Was konnten die fremde, vornehme
Frau ſonſt die Verhältniſſe eines bürgerlichen Hauſes
in Berlin intereſſiren! Und jetzt wußte, kannte ſie
alles, und hatte vielleicht alles zerſtört. — Wer würde
denn noch ihre Geſellſchaften beſuchen? Nicht weil
der König ſich gegen den Dichter ausgeſprochen. O
nein, das konnte ihrer Societät grade einen neuen
Reiz geben, die freien muthigen Geiſter locken, aber
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[157/0167] Feindin war. Wen hatte Wandel hinausgeführt, wem ſeinen Cavalierdienſt erwieſen, die gewöhnlichſten Regeln der Artigkeit gegen die Wirthin, wer dieſe auch geweſen, verletzend. Weil ſie die Vornehmre, die Vornehmſte war? O dahinter ſteckte mehr. Die Fürſtin war es, welche, unter der Maske der an¬ ſpruchloſeſten Holdſeligkeit ihr den Abend verdorben, welche ihr auf ihrem eigenen Grund und Boden eine totale Niederlage beigebracht. Sie hatte das Feſt beherrſcht, ſich Huldigungen darbringen laſſen, durch ihr Geſpräch ſie ſelbſt gefeſſelt, daß ſie ihr Auge der Geſellſchaft entzog. Dann, nachdem ſie ihr durch die böſe Nachricht den Todesſchlag verſetzt, war ſie trium¬ phirend fortgegangen. Aber nicht Zufall war es, — nein Plan; ein weit hinausreichender Plan. Der Fürſtin, die einen Kreis um ſich zaubern wollte, waren die angenehmen Cirkel der Geheimräthin im Wege. Hatte ſie nicht in einem langen Geſpräch ſie nach allen Verhältniſſen, Perſonen ausgefragt! Wozu das? Sie wollte auskundſchaften was den Zauber dieſes Kreiſes bilde. Was konnten die fremde, vornehme Frau ſonſt die Verhältniſſe eines bürgerlichen Hauſes in Berlin intereſſiren! Und jetzt wußte, kannte ſie alles, und hatte vielleicht alles zerſtört. — Wer würde denn noch ihre Geſellſchaften beſuchen? Nicht weil der König ſich gegen den Dichter ausgeſprochen. O nein, das konnte ihrer Societät grade einen neuen Reiz geben, die freien muthigen Geiſter locken, aber vor dem Fluch des Lächerlichen flieht die Geiſterwelt.

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/167>, abgerufen am 25.11.2024.