Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.kanntschaft ausgedrückt. Er that dies selten. Im Da flog ein erstes Lächeln über die weißen Lip¬ Der Geheimrath fühlte jetzt, was ihm ein Un¬ "Aber es muß doch Ordnung geschafft werden, "Dafür wird Lisette sorgen, die versteht es kanntſchaft ausgedrückt. Er that dies ſelten. Im Da flog ein erſtes Lächeln über die weißen Lip¬ Der Geheimrath fühlte jetzt, was ihm ein Un¬ „Aber es muß doch Ordnung geſchafft werden, „Dafür wird Liſette ſorgen, die verſteht es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0162" n="152"/> kanntſchaft ausgedrückt. Er that dies ſelten. Im<lb/> Speiſeſaal grinſte ihn die Verwüſtung an. Es dampfte,<lb/> fluthete, er mußte über umgeworfene Stühle, Tiſche,<lb/> Scherben ſteigen. Wenn das in ſeiner Studirſtube<lb/> paſſirt wäre! Der blaſſe Geiſterſchreck, den dieſer<lb/> Gedanke auf ſein Geſicht zauberte, trieb ihn zu einer<lb/> ungewohnten Thätigkeit. Er rief den Dienern, den<lb/> Mägden, er legte ſelbſt Hand mit an.</p><lb/> <p>Da flog ein erſtes Lächeln über die weißen Lip¬<lb/> pen der Geheimräthin, und es zückte etwas von Leben<lb/> in ihrem ſtarren Blicke. Sie hatte bis da regungs¬<lb/> los auf dem Canap<hi rendition="#aq">é</hi> halb geſeſſen, halb gelegen,<lb/> vielleicht im Gedränge von den Fortſtürzenden dahin<lb/> geſtoßen. Das Eau de Cologne, was Liſette ihr in's<lb/> Geſicht geſprengt, war ohne Wirkung geblieben. Jetzt,<lb/> beim Anblick der Thätigkeit ihres Mannes kehrte das<lb/> Leben zurück. Die Zunge löſte ſich, ſie konnte ſprechen,<lb/> es platzte heraus wie ein Lachen: „Mit den Pan¬<lb/> toffeln! Sie erkälten ſich ja im Waſſer die Füße.“</p><lb/> <p>Der Geheimrath fühlte jetzt, was ihm ein Un¬<lb/> behagen verurſacht, für das er ſich keinen Grund<lb/> anzugeben gewußt. Er ging im Waſſer, ſeine Füße<lb/> waren ganz naß.</p><lb/> <p>„Aber es muß doch Ordnung geſchafft werden,<lb/> meine Liebe.“ Er ſah ſich um.</p><lb/> <p>„Dafür wird Liſette ſorgen, die verſteht es<lb/> beſſer. Gehn Sie in Ihre Stube und ziehen ſich<lb/> andere Strümpfe an, morgen iſt alles wieder<lb/> wie ſonſt.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [152/0162]
kanntſchaft ausgedrückt. Er that dies ſelten. Im
Speiſeſaal grinſte ihn die Verwüſtung an. Es dampfte,
fluthete, er mußte über umgeworfene Stühle, Tiſche,
Scherben ſteigen. Wenn das in ſeiner Studirſtube
paſſirt wäre! Der blaſſe Geiſterſchreck, den dieſer
Gedanke auf ſein Geſicht zauberte, trieb ihn zu einer
ungewohnten Thätigkeit. Er rief den Dienern, den
Mägden, er legte ſelbſt Hand mit an.
Da flog ein erſtes Lächeln über die weißen Lip¬
pen der Geheimräthin, und es zückte etwas von Leben
in ihrem ſtarren Blicke. Sie hatte bis da regungs¬
los auf dem Canapé halb geſeſſen, halb gelegen,
vielleicht im Gedränge von den Fortſtürzenden dahin
geſtoßen. Das Eau de Cologne, was Liſette ihr in's
Geſicht geſprengt, war ohne Wirkung geblieben. Jetzt,
beim Anblick der Thätigkeit ihres Mannes kehrte das
Leben zurück. Die Zunge löſte ſich, ſie konnte ſprechen,
es platzte heraus wie ein Lachen: „Mit den Pan¬
toffeln! Sie erkälten ſich ja im Waſſer die Füße.“
Der Geheimrath fühlte jetzt, was ihm ein Un¬
behagen verurſacht, für das er ſich keinen Grund
anzugeben gewußt. Er ging im Waſſer, ſeine Füße
waren ganz naß.
„Aber es muß doch Ordnung geſchafft werden,
meine Liebe.“ Er ſah ſich um.
„Dafür wird Liſette ſorgen, die verſteht es
beſſer. Gehn Sie in Ihre Stube und ziehen ſich
andere Strümpfe an, morgen iſt alles wieder
wie ſonſt.“
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