in den Wagen: "Entweder ist sie jetzt verbrannt oder sie ist gelöscht; wir ändern's nicht."
Der Lärm hatte auch den Geheimrath aus seiner Studirstube gelockt. Als er im Schlafrock und Pan¬ toffeln in die Vorzimmer drang, war die Gesellschaft schon entflohen. Nur ein branstiger Qualm drang durch die Thüren, Wasserrinnen ergossen sich über die Dielen, und Wirrwar, Gedränge und Getreibe überall. Aus der Thür des Speisesaals trug ein Lakai Adelheid und legte die Ohnmächtige auf ein Sopha. Brust und Schultern waren in ein nasses Tuch eingeschlagen. Ihr Musselinkleid war von der Flamme ergriffen worden. Sie hätte mit einem Druck der Hand die Flamme löschen können, aber sie hatte wie eine Bildsäule dagestanden, regungslos. Der Bediente Johann hatte eine Serviette ergriffen, aber seine Hände zitterten, die Serviette gerieth selbst in Brand. Da hatte einer der fremden Lakaien ihn fortgestoßen, und mit Tüchern, die er schon in einen Wassereimer getaucht, das Feuer erdrückt. Aber jetzt war sie ohnmächtig geworden, und der Lakai, ein kräftiger, junger Mann, hatte sie in das Entree¬ zimmer getragen, als der Geheimrath dazu kam.
Das war das Resultat einer kurzen Untersuchung, welche der Gelehrte angestellt, und bei dem er sich, als er später in seine Arbeitsstube zurückkehrte, voll¬ kommen beruhigte. "Jetzt muß man ihr die nassen Tücher abnehmen, sie erkältet sich sonst," hatte er ge¬ sagt, der Lakai aber gerufen: "Man muß einen
in den Wagen: „Entweder iſt ſie jetzt verbrannt oder ſie iſt gelöſcht; wir ändern's nicht.“
Der Lärm hatte auch den Geheimrath aus ſeiner Studirſtube gelockt. Als er im Schlafrock und Pan¬ toffeln in die Vorzimmer drang, war die Geſellſchaft ſchon entflohen. Nur ein branſtiger Qualm drang durch die Thüren, Waſſerrinnen ergoſſen ſich über die Dielen, und Wirrwar, Gedränge und Getreibe überall. Aus der Thür des Speiſeſaals trug ein Lakai Adelheid und legte die Ohnmächtige auf ein Sopha. Bruſt und Schultern waren in ein naſſes Tuch eingeſchlagen. Ihr Muſſelinkleid war von der Flamme ergriffen worden. Sie hätte mit einem Druck der Hand die Flamme löſchen können, aber ſie hatte wie eine Bildſäule dageſtanden, regungslos. Der Bediente Johann hatte eine Serviette ergriffen, aber ſeine Hände zitterten, die Serviette gerieth ſelbſt in Brand. Da hatte einer der fremden Lakaien ihn fortgeſtoßen, und mit Tüchern, die er ſchon in einen Waſſereimer getaucht, das Feuer erdrückt. Aber jetzt war ſie ohnmächtig geworden, und der Lakai, ein kräftiger, junger Mann, hatte ſie in das Entree¬ zimmer getragen, als der Geheimrath dazu kam.
Das war das Reſultat einer kurzen Unterſuchung, welche der Gelehrte angeſtellt, und bei dem er ſich, als er ſpäter in ſeine Arbeitsſtube zurückkehrte, voll¬ kommen beruhigte. „Jetzt muß man ihr die naſſen Tücher abnehmen, ſie erkältet ſich ſonſt,“ hatte er ge¬ ſagt, der Lakai aber gerufen: „Man muß einen
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in den Wagen: „Entweder iſt ſie jetzt verbrannt oder
ſie iſt gelöſcht; wir ändern's nicht.“
Der Lärm hatte auch den Geheimrath aus ſeiner
Studirſtube gelockt. Als er im Schlafrock und Pan¬
toffeln in die Vorzimmer drang, war die Geſellſchaft
ſchon entflohen. Nur ein branſtiger Qualm drang
durch die Thüren, Waſſerrinnen ergoſſen ſich über
die Dielen, und Wirrwar, Gedränge und Getreibe
überall. Aus der Thür des Speiſeſaals trug ein
Lakai Adelheid und legte die Ohnmächtige auf ein
Sopha. Bruſt und Schultern waren in ein naſſes
Tuch eingeſchlagen. Ihr Muſſelinkleid war von der
Flamme ergriffen worden. Sie hätte mit einem
Druck der Hand die Flamme löſchen können, aber
ſie hatte wie eine Bildſäule dageſtanden, regungslos.
Der Bediente Johann hatte eine Serviette ergriffen,
aber ſeine Hände zitterten, die Serviette gerieth ſelbſt
in Brand. Da hatte einer der fremden Lakaien
ihn fortgeſtoßen, und mit Tüchern, die er ſchon in
einen Waſſereimer getaucht, das Feuer erdrückt. Aber
jetzt war ſie ohnmächtig geworden, und der Lakai,
ein kräftiger, junger Mann, hatte ſie in das Entree¬
zimmer getragen, als der Geheimrath dazu kam.
Das war das Reſultat einer kurzen Unterſuchung,
welche der Gelehrte angeſtellt, und bei dem er ſich,
als er ſpäter in ſeine Arbeitsſtube zurückkehrte, voll¬
kommen beruhigte. „Jetzt muß man ihr die naſſen
Tücher abnehmen, ſie erkältet ſich ſonſt,“ hatte er ge¬
ſagt, der Lakai aber gerufen: „Man muß einen
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/160>, abgerufen am 24.11.2024.
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