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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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wir wieder vergessen haben, vielleicht auch aus denen,
die von der Geheimräthin zu diesem Zweck compo¬
nirt waren, als der "Ausgestopfte" ihr etwas zu¬
flüsterte. Die Worte hörte man nicht, aber die Ge¬
sellschaft konnte nicht anders denken, als daß der
Sinn von dem, was der Lohnlakai sprach, nichts
anderes sei, als was der kranke Bediente ziemlich
vernehmlich zur selben Zeit sprach: "Auf den Tisch,
Mamsell, 's ist ja der Salatnapf!"

Adelheids Stimme stockte plötzlich. Als sie nach
der Seite blickte, stieß sie einen Schrei aus. Dar¬
über entfiel ihr der Napf. Viele Arme wollten helfen.
Ein Armleuchter war umgestoßen. Die Kerzen fielen
auf das Tischtuch; eine streifte an den Fruchtkorb,
der mit künstlichen Papierblättern ausstaffirt war. Das
Papier brannte, das Tischtuch brannte. Man schlug
zu, man schlug ungeschickt zu. Man riß am Tisch¬
tuch und noch ein Leuchter fiel. Es flammte und floß,
man schrie: Hülfe! Feuer! Die Stühle schlugen um,
die Damen in den leichten, feuerfangenden Kleidern
schrieen am lautesten und stürzten fort, Herren und
Bedienten rissen am Tischtuch. Es brannte schon
lichterloh, die Kerzen vom Kronleuchter träuften, als
einige entschlossene Arme die Tischtuchenden über die
gesammte Verwüstung zusammenschlugen. Der Brand
ward so erstickt, aber auch das Porzellan, Glaswerk,
Torten und alles was zerbrechlich war, in dem Chaos
zusammengeschüttet und vernichtet.

So konnte man vermuthen, daß es hergegangen,

wir wieder vergeſſen haben, vielleicht auch aus denen,
die von der Geheimräthin zu dieſem Zweck compo¬
nirt waren, als der „Ausgeſtopfte“ ihr etwas zu¬
flüſterte. Die Worte hörte man nicht, aber die Ge¬
ſellſchaft konnte nicht anders denken, als daß der
Sinn von dem, was der Lohnlakai ſprach, nichts
anderes ſei, als was der kranke Bediente ziemlich
vernehmlich zur ſelben Zeit ſprach: „Auf den Tiſch,
Mamſell, 's iſt ja der Salatnapf!“

Adelheids Stimme ſtockte plötzlich. Als ſie nach
der Seite blickte, ſtieß ſie einen Schrei aus. Dar¬
über entfiel ihr der Napf. Viele Arme wollten helfen.
Ein Armleuchter war umgeſtoßen. Die Kerzen fielen
auf das Tiſchtuch; eine ſtreifte an den Fruchtkorb,
der mit künſtlichen Papierblättern ausſtaffirt war. Das
Papier brannte, das Tiſchtuch brannte. Man ſchlug
zu, man ſchlug ungeſchickt zu. Man riß am Tiſch¬
tuch und noch ein Leuchter fiel. Es flammte und floß,
man ſchrie: Hülfe! Feuer! Die Stühle ſchlugen um,
die Damen in den leichten, feuerfangenden Kleidern
ſchrieen am lauteſten und ſtürzten fort, Herren und
Bedienten riſſen am Tiſchtuch. Es brannte ſchon
lichterloh, die Kerzen vom Kronleuchter träuften, als
einige entſchloſſene Arme die Tiſchtuchenden über die
geſammte Verwüſtung zuſammenſchlugen. Der Brand
ward ſo erſtickt, aber auch das Porzellan, Glaswerk,
Torten und alles was zerbrechlich war, in dem Chaos
zuſammengeſchüttet und vernichtet.

So konnte man vermuthen, daß es hergegangen,

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[148/0158] wir wieder vergeſſen haben, vielleicht auch aus denen, die von der Geheimräthin zu dieſem Zweck compo¬ nirt waren, als der „Ausgeſtopfte“ ihr etwas zu¬ flüſterte. Die Worte hörte man nicht, aber die Ge¬ ſellſchaft konnte nicht anders denken, als daß der Sinn von dem, was der Lohnlakai ſprach, nichts anderes ſei, als was der kranke Bediente ziemlich vernehmlich zur ſelben Zeit ſprach: „Auf den Tiſch, Mamſell, 's iſt ja der Salatnapf!“ Adelheids Stimme ſtockte plötzlich. Als ſie nach der Seite blickte, ſtieß ſie einen Schrei aus. Dar¬ über entfiel ihr der Napf. Viele Arme wollten helfen. Ein Armleuchter war umgeſtoßen. Die Kerzen fielen auf das Tiſchtuch; eine ſtreifte an den Fruchtkorb, der mit künſtlichen Papierblättern ausſtaffirt war. Das Papier brannte, das Tiſchtuch brannte. Man ſchlug zu, man ſchlug ungeſchickt zu. Man riß am Tiſch¬ tuch und noch ein Leuchter fiel. Es flammte und floß, man ſchrie: Hülfe! Feuer! Die Stühle ſchlugen um, die Damen in den leichten, feuerfangenden Kleidern ſchrieen am lauteſten und ſtürzten fort, Herren und Bedienten riſſen am Tiſchtuch. Es brannte ſchon lichterloh, die Kerzen vom Kronleuchter träuften, als einige entſchloſſene Arme die Tiſchtuchenden über die geſammte Verwüſtung zuſammenſchlugen. Der Brand ward ſo erſtickt, aber auch das Porzellan, Glaswerk, Torten und alles was zerbrechlich war, in dem Chaos zuſammengeſchüttet und vernichtet. So konnte man vermuthen, daß es hergegangen,

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/158>, abgerufen am 24.11.2024.