Freund hinzu, denn Sie glauben nicht, wie viel gute Freunde jedermann am Hofe hat, der eine gute Stellung hat, die andern zu gut für ihn dünkt."
"General, aber bei Ihrem Renommee!"
"Je höher der Kornhaufen, so mehr Mäuse na¬ gen unten. Mein Commando wird mir Seine Ma¬ jestät darum nicht nehmen, aber wird mir vielleicht das nächste Mal sagen: ""Sind auch ein so großer Verehrer von dem Herrn Romanschreiber? Meinte die Lorbeerkränze schickten sich nur für Generale."" Und das wäre noch das Beste, dann ist es ausge¬ schüttet. Ohnedem bleibt etwas, denn der König hat ein vortrefflich Gedächtniß. Und wissen wir, von wem und wann daran weiter gebohrt wird! Ein wunder Fleck hat anziehende Kraft. Und weiß ich, was noch hier geschieht bei Tisch von den Admira¬ teurs, welche Gesundheiten sie ausbringen! Kann nicht Einer beim Wein eine Beleidigung gegen Seine Majestät aussprechen! Hör ich's ruhig mit an, so heißt's im Palais, ich habe eingestimmt, und red ich drein -- nein, meine gnädige Frau, ich will Ihr schönes Festin nicht stören."
Sie selbst aber wollte es stören. Die Salat¬ scene sollte nun unterbleiben. Sie war, als der General ihr begegnete, eben auf dem Wege zum kranken Johann gewesen, um ihm Contreordres zu geben. Sie hatte aber auch vorhin den Befehl zum Serviren gegeben und in dem Augenblick brach die Gesellschaft, um zu Tisch zu gehen, auf. Es ent¬
Freund hinzu, denn Sie glauben nicht, wie viel gute Freunde jedermann am Hofe hat, der eine gute Stellung hat, die andern zu gut für ihn dünkt.“
„General, aber bei Ihrem Renommee!“
„Je höher der Kornhaufen, ſo mehr Mäuſe na¬ gen unten. Mein Commando wird mir Seine Ma¬ jeſtät darum nicht nehmen, aber wird mir vielleicht das nächſte Mal ſagen: „„Sind auch ein ſo großer Verehrer von dem Herrn Romanſchreiber? Meinte die Lorbeerkränze ſchickten ſich nur für Generale.““ Und das wäre noch das Beſte, dann iſt es ausge¬ ſchüttet. Ohnedem bleibt etwas, denn der König hat ein vortrefflich Gedächtniß. Und wiſſen wir, von wem und wann daran weiter gebohrt wird! Ein wunder Fleck hat anziehende Kraft. Und weiß ich, was noch hier geſchieht bei Tiſch von den Admira¬ teurs, welche Geſundheiten ſie ausbringen! Kann nicht Einer beim Wein eine Beleidigung gegen Seine Majeſtät ausſprechen! Hör ich's ruhig mit an, ſo heißt's im Palais, ich habe eingeſtimmt, und red ich drein — nein, meine gnädige Frau, ich will Ihr ſchönes Feſtin nicht ſtören.“
Sie ſelbſt aber wollte es ſtören. Die Salat¬ ſcene ſollte nun unterbleiben. Sie war, als der General ihr begegnete, eben auf dem Wege zum kranken Johann geweſen, um ihm Contreordres zu geben. Sie hatte aber auch vorhin den Befehl zum Serviren gegeben und in dem Augenblick brach die Geſellſchaft, um zu Tiſch zu gehen, auf. Es ent¬
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Freund hinzu, denn Sie glauben nicht, wie viel gute
Freunde jedermann am Hofe hat, der eine gute
Stellung hat, die andern zu gut für ihn dünkt.“
„General, aber bei Ihrem Renommee!“
„Je höher der Kornhaufen, ſo mehr Mäuſe na¬
gen unten. Mein Commando wird mir Seine Ma¬
jeſtät darum nicht nehmen, aber wird mir vielleicht
das nächſte Mal ſagen: „„Sind auch ein ſo großer
Verehrer von dem Herrn Romanſchreiber? Meinte
die Lorbeerkränze ſchickten ſich nur für Generale.““
Und das wäre noch das Beſte, dann iſt es ausge¬
ſchüttet. Ohnedem bleibt etwas, denn der König hat
ein vortrefflich Gedächtniß. Und wiſſen wir, von
wem und wann daran weiter gebohrt wird! Ein
wunder Fleck hat anziehende Kraft. Und weiß ich,
was noch hier geſchieht bei Tiſch von den Admira¬
teurs, welche Geſundheiten ſie ausbringen! Kann nicht
Einer beim Wein eine Beleidigung gegen Seine
Majeſtät ausſprechen! Hör ich's ruhig mit an, ſo
heißt's im Palais, ich habe eingeſtimmt, und red ich
drein — nein, meine gnädige Frau, ich will Ihr
ſchönes Feſtin nicht ſtören.“
Sie ſelbſt aber wollte es ſtören. Die Salat¬
ſcene ſollte nun unterbleiben. Sie war, als der
General ihr begegnete, eben auf dem Wege zum
kranken Johann geweſen, um ihm Contreordres zu
geben. Sie hatte aber auch vorhin den Befehl zum
Serviren gegeben und in dem Augenblick brach die
Geſellſchaft, um zu Tiſch zu gehen, auf. Es ent¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/153>, abgerufen am 23.11.2024.
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