"Man weiß nicht, was im Palais vorgegangen ist, sagte der Officier mit seiner soldatischen Offenheit, nicht in wie weit Seine Majestät sich über die Person des Herrn aus Baireuth ausgesprochen haben."
"Aber ein Character wie mein Herr General --"
"Hat auch Rücksichten zu nehmen. Der König, meine liebe Frau Geheimräthin, erfährt jeden Mor¬ gen genau, wer bei Rüchel war und wer bei Blücher war. Und Sie wissen gar nicht, wie diese Rapportements gemacht werden. Hat er sich nun wirklich ungnädig über den Poeten ausgedrückt, so wird auch von Ihrem Festin ihm berichtet und Sie wissen nicht wie. Ihnen kann das nun nichts schaden, wenn Einer sagt: Es ist doch auffällig, daß die Lupinus dem Fremden ein Fest giebt, als wenn er ein Potentat wäre, und grade in dem Augenblick, wo Eure Majestät sich so nach¬ drücklich über die Stellung ausgesprochen haben, die er nur beanspruchen kann. Beyme setzt vielleicht hinzu: Und jetzt, wo Eure Majestät eben einen solchen Gna¬ denakt gegen ihren Schwager ausgeübt. Wer weiß denn, wer zwischen den Lippen murmelt: Undank ist der Welt Lohn! Und wenn Lombard dabei ist, wird er sich die Gelegenheit entgehen lassen mir einen kleinen Freundschaftsstoß zu versetzen? Ich höre ihn schon hinwerfen: Es ist doch noch sonderbarer, daß grade unser General dabei sein mußte. Er ist doch sonst kein Admirateur von Poeten. -- Sollte das andere Gründe haben? fügt vielleicht noch ein guter
„Auch Sie uns verlaſſen?“
„Man weiß nicht, was im Palais vorgegangen iſt, ſagte der Officier mit ſeiner ſoldatiſchen Offenheit, nicht in wie weit Seine Majeſtät ſich über die Perſon des Herrn aus Baireuth ausgeſprochen haben.“
„Aber ein Character wie mein Herr General —“
„Hat auch Rückſichten zu nehmen. Der König, meine liebe Frau Geheimräthin, erfährt jeden Mor¬ gen genau, wer bei Rüchel war und wer bei Blücher war. Und Sie wiſſen gar nicht, wie dieſe Rapportements gemacht werden. Hat er ſich nun wirklich ungnädig über den Poeten ausgedrückt, ſo wird auch von Ihrem Feſtin ihm berichtet und Sie wiſſen nicht wie. Ihnen kann das nun nichts ſchaden, wenn Einer ſagt: Es iſt doch auffällig, daß die Lupinus dem Fremden ein Feſt giebt, als wenn er ein Potentat wäre, und grade in dem Augenblick, wo Eure Majeſtät ſich ſo nach¬ drücklich über die Stellung ausgeſprochen haben, die er nur beanſpruchen kann. Beyme ſetzt vielleicht hinzu: Und jetzt, wo Eure Majeſtät eben einen ſolchen Gna¬ denakt gegen ihren Schwager ausgeübt. Wer weiß denn, wer zwiſchen den Lippen murmelt: Undank iſt der Welt Lohn! Und wenn Lombard dabei iſt, wird er ſich die Gelegenheit entgehen laſſen mir einen kleinen Freundſchaftsſtoß zu verſetzen? Ich höre ihn ſchon hinwerfen: Es iſt doch noch ſonderbarer, daß grade unſer General dabei ſein mußte. Er iſt doch ſonſt kein Admirateur von Poeten. — Sollte das andere Gründe haben? fügt vielleicht noch ein guter
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„Auch Sie uns verlaſſen?“
„Man weiß nicht, was im Palais vorgegangen
iſt, ſagte der Officier mit ſeiner ſoldatiſchen Offenheit,
nicht in wie weit Seine Majeſtät ſich über die Perſon
des Herrn aus Baireuth ausgeſprochen haben.“
„Aber ein Character wie mein Herr General —“
„Hat auch Rückſichten zu nehmen. Der König,
meine liebe Frau Geheimräthin, erfährt jeden Mor¬
gen genau, wer bei Rüchel war und wer bei Blücher war.
Und Sie wiſſen gar nicht, wie dieſe Rapportements
gemacht werden. Hat er ſich nun wirklich ungnädig
über den Poeten ausgedrückt, ſo wird auch von Ihrem
Feſtin ihm berichtet und Sie wiſſen nicht wie. Ihnen
kann das nun nichts ſchaden, wenn Einer ſagt: Es
iſt doch auffällig, daß die Lupinus dem Fremden ein
Feſt giebt, als wenn er ein Potentat wäre, und grade
in dem Augenblick, wo Eure Majeſtät ſich ſo nach¬
drücklich über die Stellung ausgeſprochen haben, die
er nur beanſpruchen kann. Beyme ſetzt vielleicht hinzu:
Und jetzt, wo Eure Majeſtät eben einen ſolchen Gna¬
denakt gegen ihren Schwager ausgeübt. Wer weiß
denn, wer zwiſchen den Lippen murmelt: Undank iſt
der Welt Lohn! Und wenn Lombard dabei iſt, wird
er ſich die Gelegenheit entgehen laſſen mir einen
kleinen Freundſchaftsſtoß zu verſetzen? Ich höre ihn
ſchon hinwerfen: Es iſt doch noch ſonderbarer, daß
grade unſer General dabei ſein mußte. Er iſt doch
ſonſt kein Admirateur von Poeten. — Sollte das
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/152>, abgerufen am 23.11.2024.
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