Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.Sommer zurück, -- da war sie es ja, welche die "A propos! rief die Fürstin. Herr von Wandel, Sie zog diese bei Seite: "Wissen Sie schon, "Kommt nicht? Vielleicht hat er von einer Clair¬ "Nein, er kommt, aber in welcher Laune! Es "Ist ihm etwas passirt?" "Er ward bei der Berg so lange aufgehalten. "Eine Hiobspost!" "Der König will die Präbende nicht geben." "Und Ihre Majestät die Königin hatte doch --" "Nichts gespart, was Klugheit und Liebenswür¬ Sommer zurück, — da war ſie es ja, welche die „A propos! rief die Fürſtin. Herr von Wandel, Sie zog dieſe bei Seite: „Wiſſen Sie ſchon, „Kommt nicht? Vielleicht hat er von einer Clair¬ „Nein, er kommt, aber in welcher Laune! Es „Iſt ihm etwas paſſirt?“ „Er ward bei der Berg ſo lange aufgehalten. „Eine Hiobspoſt!“ „Der König will die Präbende nicht geben.“ „Und Ihre Majeſtät die Königin hatte doch —“ „Nichts geſpart, was Klugheit und Liebenswür¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0147" n="137"/> Sommer zurück, — da war ſie es ja, welche die<lb/> Rolle der Fürſtin geſpielt. Sie verſtummte. Mi¬<lb/> grainen ſind oft angenehm für die, welche ſie vor¬<lb/> ſchützen, nicht immer für die, welchen ſie vorgeſchützt<lb/> werden.</p><lb/> <p>„<hi rendition="#aq">A propos</hi>! rief die Fürſtin. Herr von Wandel,<lb/> nur einen Augenblick, zwei Worte mit unſerer Freundin.“</p><lb/> <p>Sie zog dieſe bei Seite: „Wiſſen Sie ſchon,<lb/> Jean Paul — “</p><lb/> <p>„Kommt nicht? Vielleicht hat er von einer Clair¬<lb/> voyanten gehört, daß er Fürſtin Gargazin nicht mehr<lb/> trifft.“</p><lb/> <p>„Nein, er kommt, aber in welcher Laune! Es<lb/> iſt mir wirklich recht leid. Nur Ihretwillen.“</p><lb/> <p>„Iſt ihm etwas paſſirt?“</p><lb/> <p>„Er ward bei der Berg ſo lange aufgehalten.<lb/> In der beſten Abſicht, denn wer konnte anders denken,<lb/> bei der beſondern Vorliebe, mit der die Königin ſich<lb/> der Sache angenommen. Da um neun erſt bringt der<lb/> Fourier die Hiobspoſt.“</p><lb/> <p>„Eine Hiobspoſt!“</p><lb/> <p>„Der König will die Präbende nicht geben.“</p><lb/> <p>„Und Ihre Majeſtät die Königin hatte doch —“</p><lb/> <p>„Nichts geſpart, was Klugheit und Liebenswür¬<lb/> digkeit vermögen. Bis acht Uhr gaben ſie im Palais<lb/> die Hoffnung nicht auf. Man paßte nur auf den<lb/> günſtigen Augenblick und er ſchien gekommen. Ma¬<lb/> jeſtät brachen eben ein Stückchen von dem Kuchen,<lb/> den Sie beſonders lieben, und verſicherten, ſo vor¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [137/0147]
Sommer zurück, — da war ſie es ja, welche die
Rolle der Fürſtin geſpielt. Sie verſtummte. Mi¬
grainen ſind oft angenehm für die, welche ſie vor¬
ſchützen, nicht immer für die, welchen ſie vorgeſchützt
werden.
„A propos! rief die Fürſtin. Herr von Wandel,
nur einen Augenblick, zwei Worte mit unſerer Freundin.“
Sie zog dieſe bei Seite: „Wiſſen Sie ſchon,
Jean Paul — “
„Kommt nicht? Vielleicht hat er von einer Clair¬
voyanten gehört, daß er Fürſtin Gargazin nicht mehr
trifft.“
„Nein, er kommt, aber in welcher Laune! Es
iſt mir wirklich recht leid. Nur Ihretwillen.“
„Iſt ihm etwas paſſirt?“
„Er ward bei der Berg ſo lange aufgehalten.
In der beſten Abſicht, denn wer konnte anders denken,
bei der beſondern Vorliebe, mit der die Königin ſich
der Sache angenommen. Da um neun erſt bringt der
Fourier die Hiobspoſt.“
„Eine Hiobspoſt!“
„Der König will die Präbende nicht geben.“
„Und Ihre Majeſtät die Königin hatte doch —“
„Nichts geſpart, was Klugheit und Liebenswür¬
digkeit vermögen. Bis acht Uhr gaben ſie im Palais
die Hoffnung nicht auf. Man paßte nur auf den
günſtigen Augenblick und er ſchien gekommen. Ma¬
jeſtät brachen eben ein Stückchen von dem Kuchen,
den Sie beſonders lieben, und verſicherten, ſo vor¬
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