"Desto besser. Lassen Sie ihn fortsündigen. Grade über diese Sünder, die ihr Ohr der Stimme der Vernunft verschlossen haben, zuckt schon ein an¬ derer Strahl. Da thun wir nichts bei, das kommt mit einem Male. Was wäre die Welt mit ihren gaukelnden Marionettenpuppen, die das grelle Schau¬ spiel von Eitelkeit, Verkehrtheit, Ungerechtigkeit und Sünde vor uns aufführen, wenn wir nicht wüßten, daß plötzlich eine unsichtbare Hand aus den Wolken fährt, und zerstört ist ihr Spiel. Ein Licht zückt herab und die Irrenden sehen den Abgrund, vor dem sie stehen. Warum den jungen Wüstling gleich aufgeben, opfern wollen; da giebt es ja tausend Mittel. -- Nur keine öffentlichen Schritte. Es läßt sich so Vieles unter Hand abthun, eben wenn man Freunden vertraut. Freunden haben Sie ja nur zu winken. Commandiren Sie auch über mich. A propos, ich habe viel von dem jungen Lehrer gehört, ein ori¬ gineller Charakter, sagt man. Wo ist er? Stellen Sie mir ihn vor."
"Er ist nicht hier. -- Für unsre Gesellschaft --"
"Würde er keine Augen haben, nur für seine schöne Schülerin. -- Sie sehen mich an. Wie? Soll er sein Blut in Eis verwandeln, oder spielt die Ge¬ schichte von Abälard und Heloise nur in der grauen Vorzeit! Ach eine reizende Geschichte, aber wenn Sie dieselbe nicht wiederholt sehen wollen, müssen Sie auch da Acht haben, mehr als nach Außen das Auge
„Durchlaucht, dieſer Menſch iſt incorrigibel.“
„Deſto beſſer. Laſſen Sie ihn fortſündigen. Grade über dieſe Sünder, die ihr Ohr der Stimme der Vernunft verſchloſſen haben, zuckt ſchon ein an¬ derer Strahl. Da thun wir nichts bei, das kommt mit einem Male. Was wäre die Welt mit ihren gaukelnden Marionettenpuppen, die das grelle Schau¬ ſpiel von Eitelkeit, Verkehrtheit, Ungerechtigkeit und Sünde vor uns aufführen, wenn wir nicht wüßten, daß plötzlich eine unſichtbare Hand aus den Wolken fährt, und zerſtört iſt ihr Spiel. Ein Licht zückt herab und die Irrenden ſehen den Abgrund, vor dem ſie ſtehen. Warum den jungen Wüſtling gleich aufgeben, opfern wollen; da giebt es ja tauſend Mittel. — Nur keine öffentlichen Schritte. Es läßt ſich ſo Vieles unter Hand abthun, eben wenn man Freunden vertraut. Freunden haben Sie ja nur zu winken. Commandiren Sie auch über mich. A propos, ich habe viel von dem jungen Lehrer gehört, ein ori¬ gineller Charakter, ſagt man. Wo iſt er? Stellen Sie mir ihn vor.“
„Er iſt nicht hier. — Für unſre Geſellſchaft —“
„Würde er keine Augen haben, nur für ſeine ſchöne Schülerin. — Sie ſehen mich an. Wie? Soll er ſein Blut in Eis verwandeln, oder ſpielt die Ge¬ ſchichte von Abälard und Heloiſe nur in der grauen Vorzeit! Ach eine reizende Geſchichte, aber wenn Sie dieſelbe nicht wiederholt ſehen wollen, müſſen Sie auch da Acht haben, mehr als nach Außen das Auge
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„Durchlaucht, dieſer Menſch iſt incorrigibel.“
„Deſto beſſer. Laſſen Sie ihn fortſündigen.
Grade über dieſe Sünder, die ihr Ohr der Stimme
der Vernunft verſchloſſen haben, zuckt ſchon ein an¬
derer Strahl. Da thun wir nichts bei, das kommt
mit einem Male. Was wäre die Welt mit ihren
gaukelnden Marionettenpuppen, die das grelle Schau¬
ſpiel von Eitelkeit, Verkehrtheit, Ungerechtigkeit und
Sünde vor uns aufführen, wenn wir nicht wüßten,
daß plötzlich eine unſichtbare Hand aus den Wolken
fährt, und zerſtört iſt ihr Spiel. Ein Licht zückt
herab und die Irrenden ſehen den Abgrund, vor
dem ſie ſtehen. Warum den jungen Wüſtling gleich
aufgeben, opfern wollen; da giebt es ja tauſend
Mittel. — Nur keine öffentlichen Schritte. Es läßt
ſich ſo Vieles unter Hand abthun, eben wenn man
Freunden vertraut. Freunden haben Sie ja nur zu
winken. Commandiren Sie auch über mich. A propos,
ich habe viel von dem jungen Lehrer gehört, ein ori¬
gineller Charakter, ſagt man. Wo iſt er? Stellen
Sie mir ihn vor.“
„Er iſt nicht hier. — Für unſre Geſellſchaft —“
„Würde er keine Augen haben, nur für ſeine
ſchöne Schülerin. — Sie ſehen mich an. Wie? Soll
er ſein Blut in Eis verwandeln, oder ſpielt die Ge¬
ſchichte von Abälard und Heloiſe nur in der grauen
Vorzeit! Ach eine reizende Geſchichte, aber wenn Sie
dieſelbe nicht wiederholt ſehen wollen, müſſen Sie
auch da Acht haben, mehr als nach Außen das Auge
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/143>, abgerufen am 27.11.2024.
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