Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

viendra. Aber das Leben entflieht, die Jugend ver¬
blüht, es wäre wirklich ein mildthätiges Werk die
schöne Frau verliebt zu machen. Schaffen Sie mir
einen Gegenstand, ich unternehme es."

"Ich will Prinz Louis noch einmal aufmerksam
machen; er scheint aber nicht darauf zu reflectiren."

"Was, Prinzen! Den ersten besten, es gilt ja
nur die Gaben der schönen Frau an den Mann
bringen. Wir wollen sie etwas ins Gebet nehmen,
und sehen, wo in der Conversation der Stahl den
Feuerstein berührt."

Als sie sich der Thür näherten, schwenkte indeß
der Geheimrath, den Kammerherrn unterfassend, schnell
wieder zurück. Die Dame in Rede stand hinter dem
Stuhle ihres Gatten, und diesem gegenüber saß unsre
Bekannte, welche uns in diese Gesellschaft geführt.

"Ein Andermal! sagte Bovillard leis zu seinem
Begleiter. Da sitzt die Geheimräthin."

"Die Lupinus! -- Sind Sie Feinde, oder --
es ist doch keine alte Liaison?"

"Bewahre mich der Gottseibeiuns. Ich weiß
nicht, die Frau hat für mich etwas -- je ne sais
quoi
. Lombard lacht mich immer aus. Aber wer
kann für Sympathieen und Antipathieen."

"Sie ist eine gescheidte Frau."

"Gewiß, aber heut muß ich doppelt ihre Distance
wünschen. Habe mich zwei Mal vor ihrem Schwager
verleugnen lassen. Was diese verdammten Kindes¬
mörderinnen für Anhängsel haben!"



viendra. Aber das Leben entflieht, die Jugend ver¬
blüht, es wäre wirklich ein mildthätiges Werk die
ſchöne Frau verliebt zu machen. Schaffen Sie mir
einen Gegenſtand, ich unternehme es.“

„Ich will Prinz Louis noch einmal aufmerkſam
machen; er ſcheint aber nicht darauf zu reflectiren.“

„Was, Prinzen! Den erſten beſten, es gilt ja
nur die Gaben der ſchönen Frau an den Mann
bringen. Wir wollen ſie etwas ins Gebet nehmen,
und ſehen, wo in der Converſation der Stahl den
Feuerſtein berührt.“

Als ſie ſich der Thür näherten, ſchwenkte indeß
der Geheimrath, den Kammerherrn unterfaſſend, ſchnell
wieder zurück. Die Dame in Rede ſtand hinter dem
Stuhle ihres Gatten, und dieſem gegenüber ſaß unſre
Bekannte, welche uns in dieſe Geſellſchaft geführt.

„Ein Andermal! ſagte Bovillard leis zu ſeinem
Begleiter. Da ſitzt die Geheimräthin.“

„Die Lupinus! — Sind Sie Feinde, oder —
es iſt doch keine alte Liaiſon?“

„Bewahre mich der Gottſeibeiuns. Ich weiß
nicht, die Frau hat für mich etwas — je ne sais
quoi
. Lombard lacht mich immer aus. Aber wer
kann für Sympathieen und Antipathieen.“

„Sie iſt eine geſcheidte Frau.“

„Gewiß, aber heut muß ich doppelt ihre Diſtance
wünſchen. Habe mich zwei Mal vor ihrem Schwager
verleugnen laſſen. Was dieſe verdammten Kindes¬
mörderinnen für Anhängſel haben!“



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0077" n="63"/>
viendra</hi>. Aber das Leben entflieht, die Jugend ver¬<lb/>
blüht, es wäre wirklich ein mildthätiges Werk die<lb/>
&#x017F;chöne Frau verliebt zu machen. Schaffen Sie mir<lb/>
einen Gegen&#x017F;tand, ich unternehme es.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich will Prinz Louis noch einmal aufmerk&#x017F;am<lb/>
machen; er &#x017F;cheint aber nicht darauf zu reflectiren.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was, Prinzen! Den er&#x017F;ten be&#x017F;ten, es gilt ja<lb/>
nur die Gaben der &#x017F;chönen Frau an den Mann<lb/>
bringen. Wir wollen &#x017F;ie etwas ins Gebet nehmen,<lb/>
und &#x017F;ehen, wo in der Conver&#x017F;ation der Stahl den<lb/>
Feuer&#x017F;tein berührt.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Als &#x017F;ie &#x017F;ich der Thür näherten, &#x017F;chwenkte indeß<lb/>
der Geheimrath, den Kammerherrn unterfa&#x017F;&#x017F;end, &#x017F;chnell<lb/>
wieder zurück. Die Dame in Rede &#x017F;tand hinter dem<lb/>
Stuhle ihres Gatten, und die&#x017F;em gegenüber &#x017F;aß un&#x017F;re<lb/>
Bekannte, welche uns in die&#x017F;e Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft geführt.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ein Andermal! &#x017F;agte Bovillard leis zu &#x017F;einem<lb/>
Begleiter. Da &#x017F;itzt die Geheimräthin.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die Lupinus! &#x2014; Sind Sie Feinde, oder &#x2014;<lb/>
es i&#x017F;t doch keine alte Liai&#x017F;on?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Bewahre mich der Gott&#x017F;eibeiuns. Ich weiß<lb/>
nicht, die Frau hat für mich etwas &#x2014; <hi rendition="#aq">je ne sais<lb/>
quoi</hi>. Lombard lacht mich immer aus. Aber wer<lb/>
kann für Sympathieen und Antipathieen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie i&#x017F;t eine ge&#x017F;cheidte Frau.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Gewiß, aber heut muß ich doppelt ihre Di&#x017F;tance<lb/>
wün&#x017F;chen. Habe mich zwei Mal vor ihrem Schwager<lb/>
verleugnen la&#x017F;&#x017F;en. Was die&#x017F;e verdammten Kindes¬<lb/>
mörderinnen für Anhäng&#x017F;el haben!&#x201C;</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0077] viendra. Aber das Leben entflieht, die Jugend ver¬ blüht, es wäre wirklich ein mildthätiges Werk die ſchöne Frau verliebt zu machen. Schaffen Sie mir einen Gegenſtand, ich unternehme es.“ „Ich will Prinz Louis noch einmal aufmerkſam machen; er ſcheint aber nicht darauf zu reflectiren.“ „Was, Prinzen! Den erſten beſten, es gilt ja nur die Gaben der ſchönen Frau an den Mann bringen. Wir wollen ſie etwas ins Gebet nehmen, und ſehen, wo in der Converſation der Stahl den Feuerſtein berührt.“ Als ſie ſich der Thür näherten, ſchwenkte indeß der Geheimrath, den Kammerherrn unterfaſſend, ſchnell wieder zurück. Die Dame in Rede ſtand hinter dem Stuhle ihres Gatten, und dieſem gegenüber ſaß unſre Bekannte, welche uns in dieſe Geſellſchaft geführt. „Ein Andermal! ſagte Bovillard leis zu ſeinem Begleiter. Da ſitzt die Geheimräthin.“ „Die Lupinus! — Sind Sie Feinde, oder — es iſt doch keine alte Liaiſon?“ „Bewahre mich der Gottſeibeiuns. Ich weiß nicht, die Frau hat für mich etwas — je ne sais quoi. Lombard lacht mich immer aus. Aber wer kann für Sympathieen und Antipathieen.“ „Sie iſt eine geſcheidte Frau.“ „Gewiß, aber heut muß ich doppelt ihre Diſtance wünſchen. Habe mich zwei Mal vor ihrem Schwager verleugnen laſſen. Was dieſe verdammten Kindes¬ mörderinnen für Anhängſel haben!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/77
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/77>, abgerufen am 22.11.2024.