Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.Rittmeister seinen Rückzug angetreten. Eine fast ju¬ "Ist denn Niemand da, ihr die Cour zu machen?" "Hier!" sagte der Kammerherr mit verächtlichem "Wir befinden uns allerdings in einer etwas "Wissen Sie denn nicht, Bovillard, sagte der "Tant mieux! so müßte man sie ihr einjagen. Ich "Sie sind sechs oder acht Jahre verheirathet." "Der Baron spielt, sie stellt sich neben ihn!" "Um eine Position zu haben." "Wie sie den Arm aufhebt! Sehen Sie -- sehen "Sie wollten sagen, was sie war." "Wäre die Lichtenau nicht in Paris erzogen "Nur keine Lichtenau, seufzte der Kammerherr. "Les temps changent, mais pas les hommes. Rittmeiſter ſeinen Rückzug angetreten. Eine faſt ju¬ „Iſt denn Niemand da, ihr die Cour zu machen?“ „Hier!“ ſagte der Kammerherr mit verächtlichem „Wir befinden uns allerdings in einer etwas „Wiſſen Sie denn nicht, Bovillard, ſagte der „Tant mieux! ſo müßte man ſie ihr einjagen. Ich „Sie ſind ſechs oder acht Jahre verheirathet.“ „Der Baron ſpielt, ſie ſtellt ſich neben ihn!“ „Um eine Poſition zu haben.“ „Wie ſie den Arm aufhebt! Sehen Sie — ſehen „Sie wollten ſagen, was ſie war.“ „Wäre die Lichtenau nicht in Paris erzogen „Nur keine Lichtenau, ſeufzte der Kammerherr. „Les temps changent, mais pas les hommes. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0076" n="62"/> Rittmeiſter ſeinen Rückzug angetreten. Eine faſt ju¬<lb/> noniſche Geſtalt, aber mit ausdrucksloſem Geſicht,<lb/> ſtand ſie in der Mitte des andern Zimmers — zu¬<lb/> fällig allein.</p><lb/> <p>„Iſt denn Niemand da, ihr die Cour zu machen?“</p><lb/> <p>„Hier!“ ſagte der Kammerherr mit verächtlichem<lb/> Blicke ſich umſehend.</p><lb/> <p>„Wir befinden uns allerdings in einer etwas<lb/> gemiſchten Geſellſchaft. <hi rendition="#aq">N'en parlons pas!</hi> Wer iſt<lb/> denn ſonſt ihr Amoroſo?“</p><lb/> <p>„Wiſſen Sie denn nicht, Bovillard, ſagte der<lb/> Kammerherr verwundert, ſie iſt ohne Paſſionen.“</p><lb/> <p>„<hi rendition="#aq">Tant mieux</hi>! ſo müßte man ſie ihr einjagen. Ich<lb/> bitte Sie, Kammerherr, ſehen Sie dieſe Formen an!<lb/> Vielleicht ein Tugenddrache! Liebt ſie ihren Mann?“</p><lb/> <p>„Sie ſind ſechs oder acht Jahre verheirathet.“</p><lb/> <p>„Der Baron ſpielt, ſie ſtellt ſich neben ihn!“</p><lb/> <p>„Um eine Poſition zu haben.“</p><lb/> <p>„Wie ſie den Arm aufhebt! Sehen Sie — ſehen<lb/> Sie, ganz die Attitude der Lichtenau! Die Lichtenau<lb/> war auch nicht immer, was ſie iſt —“</p><lb/> <p>„Sie wollten ſagen, was ſie war.“</p><lb/> <p>„Wäre die Lichtenau nicht in Paris erzogen<lb/> worden — Sehen Sie jetzt wieder — täuſchend!<lb/> Aus der Baronin kann etwas werden.“</p><lb/> <p>„Nur keine Lichtenau, ſeufzte der Kammerherr.<lb/> Dieſe Zeiten ſind vorüber.“</p><lb/> <p>„<hi rendition="#aq">Les temps changent, mais pas les hommes</hi>.<lb/><hi rendition="#aq">Mon cher baron</hi>, die Welt iſt rund, <hi rendition="#aq">et tout ça re¬<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0076]
Rittmeiſter ſeinen Rückzug angetreten. Eine faſt ju¬
noniſche Geſtalt, aber mit ausdrucksloſem Geſicht,
ſtand ſie in der Mitte des andern Zimmers — zu¬
fällig allein.
„Iſt denn Niemand da, ihr die Cour zu machen?“
„Hier!“ ſagte der Kammerherr mit verächtlichem
Blicke ſich umſehend.
„Wir befinden uns allerdings in einer etwas
gemiſchten Geſellſchaft. N'en parlons pas! Wer iſt
denn ſonſt ihr Amoroſo?“
„Wiſſen Sie denn nicht, Bovillard, ſagte der
Kammerherr verwundert, ſie iſt ohne Paſſionen.“
„Tant mieux! ſo müßte man ſie ihr einjagen. Ich
bitte Sie, Kammerherr, ſehen Sie dieſe Formen an!
Vielleicht ein Tugenddrache! Liebt ſie ihren Mann?“
„Sie ſind ſechs oder acht Jahre verheirathet.“
„Der Baron ſpielt, ſie ſtellt ſich neben ihn!“
„Um eine Poſition zu haben.“
„Wie ſie den Arm aufhebt! Sehen Sie — ſehen
Sie, ganz die Attitude der Lichtenau! Die Lichtenau
war auch nicht immer, was ſie iſt —“
„Sie wollten ſagen, was ſie war.“
„Wäre die Lichtenau nicht in Paris erzogen
worden — Sehen Sie jetzt wieder — täuſchend!
Aus der Baronin kann etwas werden.“
„Nur keine Lichtenau, ſeufzte der Kammerherr.
Dieſe Zeiten ſind vorüber.“
„Les temps changent, mais pas les hommes.
Mon cher baron, die Welt iſt rund, et tout ça re¬
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