Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

"Ja, ja, ja -- ziehn Sie mich nur raus!"

Es war zum Glück still im Hause, und Niemand
begegnete ihnen bis sie vor die Thür traten. St. Real
hielt es für angemessen hinter seinem Begleiter zurück¬
zubleiben, der zu theatralisch den rothen Shawl um
die Schulter drappirt hatte. Ja er blieb um mehrere
Schritte zurück, als eine Patrouille die Gasse heraufkam.

Auf das Werda? des Gefreiten, welches dem
Manne in der rothen Toga galt, antwortete er ein
Gutfreund. Der Gefreite wollte Namen und Stand
der auffälligen Person wissen.

"Abälino, der große Bandit!"

Die Wache schien sich zu besinnen, was ein Bandit
sei. Einer meinte, es sei ein Komödiant.

"Ihr Geschäft?"

"Die Tugendhaften retten, die Schurken ent¬
larven!"

"Auf die Wache!"

Abälino schlang den Mantel vornehm um die
Schulter, und schickte sich an schweigend zu folgen.

"Da kommt noch Einer; der scheint zu ihm zu
gehören." -- "Ein Hinkepeter." -- "Verstellung,"
sagte der Gefreite, "nur rasch ran."

Der Kammerherr klopfte sich auf die Brust, weil
der Husten ihm stecken geblieben war. "Kennen Sie
den?" fragte der Gefreite den Rothmantel.

Der Rothmantel schien ihn scharf anzusehen;
dann sagte er: "Dieser Mann trägt eine Larve,
reißen Sie ihm dieselbe ab, mein Herr Corporal."

„Ja, ja, ja — ziehn Sie mich nur raus!“

Es war zum Glück ſtill im Hauſe, und Niemand
begegnete ihnen bis ſie vor die Thür traten. St. Real
hielt es für angemeſſen hinter ſeinem Begleiter zurück¬
zubleiben, der zu theatraliſch den rothen Shawl um
die Schulter drappirt hatte. Ja er blieb um mehrere
Schritte zurück, als eine Patrouille die Gaſſe heraufkam.

Auf das Werda? des Gefreiten, welches dem
Manne in der rothen Toga galt, antwortete er ein
Gutfreund. Der Gefreite wollte Namen und Stand
der auffälligen Perſon wiſſen.

„Abälino, der große Bandit!“

Die Wache ſchien ſich zu beſinnen, was ein Bandit
ſei. Einer meinte, es ſei ein Komödiant.

„Ihr Geſchäft?“

„Die Tugendhaften retten, die Schurken ent¬
larven!“

„Auf die Wache!“

Abälino ſchlang den Mantel vornehm um die
Schulter, und ſchickte ſich an ſchweigend zu folgen.

„Da kommt noch Einer; der ſcheint zu ihm zu
gehören.“ — „Ein Hinkepeter.“ — „Verſtellung,“
ſagte der Gefreite, „nur raſch ran.“

Der Kammerherr klopfte ſich auf die Bruſt, weil
der Huſten ihm ſtecken geblieben war. „Kennen Sie
den?“ fragte der Gefreite den Rothmantel.

Der Rothmantel ſchien ihn ſcharf anzuſehen;
dann ſagte er: „Dieſer Mann trägt eine Larve,
reißen Sie ihm dieſelbe ab, mein Herr Corporal.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0356" n="342"/>
        <p>&#x201E;Ja, ja, ja &#x2014; ziehn Sie mich nur raus!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Es war zum Glück &#x017F;till im Hau&#x017F;e, und Niemand<lb/>
begegnete ihnen bis &#x017F;ie vor die Thür traten. St. Real<lb/>
hielt es für angeme&#x017F;&#x017F;en hinter &#x017F;einem Begleiter zurück¬<lb/>
zubleiben, der zu theatrali&#x017F;ch den rothen Shawl um<lb/>
die Schulter drappirt hatte. Ja er blieb um mehrere<lb/>
Schritte zurück, als eine Patrouille die Ga&#x017F;&#x017F;e heraufkam.</p><lb/>
        <p>Auf das Werda? des Gefreiten, welches dem<lb/>
Manne in der rothen Toga galt, antwortete er ein<lb/>
Gutfreund. Der Gefreite wollte Namen und Stand<lb/>
der auffälligen Per&#x017F;on wi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Abälino, der große Bandit!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die Wache &#x017F;chien &#x017F;ich zu be&#x017F;innen, was ein Bandit<lb/>
&#x017F;ei. Einer meinte, es &#x017F;ei ein Komödiant.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ihr Ge&#x017F;chäft?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die Tugendhaften retten, die Schurken ent¬<lb/>
larven!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Auf die Wache!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Abälino &#x017F;chlang den Mantel vornehm um die<lb/>
Schulter, und &#x017F;chickte &#x017F;ich an &#x017F;chweigend zu folgen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Da kommt noch Einer; der &#x017F;cheint zu ihm zu<lb/>
gehören.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Ein Hinkepeter.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Ver&#x017F;tellung,&#x201C;<lb/>
&#x017F;agte der Gefreite, &#x201E;nur ra&#x017F;ch ran.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der Kammerherr klopfte &#x017F;ich auf die Bru&#x017F;t, weil<lb/>
der Hu&#x017F;ten ihm &#x017F;tecken geblieben war. &#x201E;Kennen Sie<lb/>
den?&#x201C; fragte der Gefreite den Rothmantel.</p><lb/>
        <p>Der Rothmantel &#x017F;chien ihn &#x017F;charf anzu&#x017F;ehen;<lb/>
dann &#x017F;agte er: &#x201E;Die&#x017F;er Mann trägt eine Larve,<lb/>
reißen Sie ihm die&#x017F;elbe ab, mein Herr Corporal.&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0356] „Ja, ja, ja — ziehn Sie mich nur raus!“ Es war zum Glück ſtill im Hauſe, und Niemand begegnete ihnen bis ſie vor die Thür traten. St. Real hielt es für angemeſſen hinter ſeinem Begleiter zurück¬ zubleiben, der zu theatraliſch den rothen Shawl um die Schulter drappirt hatte. Ja er blieb um mehrere Schritte zurück, als eine Patrouille die Gaſſe heraufkam. Auf das Werda? des Gefreiten, welches dem Manne in der rothen Toga galt, antwortete er ein Gutfreund. Der Gefreite wollte Namen und Stand der auffälligen Perſon wiſſen. „Abälino, der große Bandit!“ Die Wache ſchien ſich zu beſinnen, was ein Bandit ſei. Einer meinte, es ſei ein Komödiant. „Ihr Geſchäft?“ „Die Tugendhaften retten, die Schurken ent¬ larven!“ „Auf die Wache!“ Abälino ſchlang den Mantel vornehm um die Schulter, und ſchickte ſich an ſchweigend zu folgen. „Da kommt noch Einer; der ſcheint zu ihm zu gehören.“ — „Ein Hinkepeter.“ — „Verſtellung,“ ſagte der Gefreite, „nur raſch ran.“ Der Kammerherr klopfte ſich auf die Bruſt, weil der Huſten ihm ſtecken geblieben war. „Kennen Sie den?“ fragte der Gefreite den Rothmantel. Der Rothmantel ſchien ihn ſcharf anzuſehen; dann ſagte er: „Dieſer Mann trägt eine Larve, reißen Sie ihm dieſelbe ab, mein Herr Corporal.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/356
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/356>, abgerufen am 25.11.2024.