für alle Mal. -- Gehen Sie in sich, St. Real, werfen Sie einen Blick zurück, auf Ihr äußeres, ach auch auf Ihr inneres Leben. Bedenken Sie, wie oft Sie die Gelegenheit versäumt, die sich Ihnen darbot, Gutes zu thun, und wie oft Sie dem Ver¬ sucher in die Stricke gefallen sind. Ach! Wurden Sie nicht selbst zum Versucher? Legten Sie nicht selbst Stricke, stellten Sie nicht Netze! Schwirrt Ihnen nicht der schauerliche Klagegesang der unglücklichen Vögel in diesen Netzen um die Seele? Ich höre diese Anklage¬ stimmen. St. Real, noch ist es nicht zu spät! Be¬ nutzen Sie wenigstens diese Gelegenheit, hören Sie auf die Stimmen und bessern sich. Ihr Haar wird grau, Ihr Athem kurz, mit jedem Tage auch Ihr Leben um einen kürzer; Sie hinken, ach das Podagra kriecht so schnell als der Vogel fliegt, wenn das Ziel das Grab ist. Lassen Sie sich diesen schauerlichen Moment gemahnen, weit sind die Pforten zur Hölle, aber eng die zum Himmel, wie dieses Loch. Geloben Sie, St. Real, Sie wollen Ihr Dasein bessern, wie es Ihren Jahren, Ihrer Geburt, Ihrem Stande entspricht. O Sie wissen nicht, wie das Ihre Brust erleichtern wird, Ihr Keuchhusten wird nachlassen, Ihr Bein flinker werden, der Burgunder Ihnen wieder schmecken. Retten Sie sich, sich selbst, Ihrem Könige, dem Staate. Schwören Sie mir, Sie wollen tugend¬ haft werden."
"Alles, was Sie wollen!"
"Hier, Ihre Hand darauf?"
für alle Mal. — Gehen Sie in ſich, St. Real, werfen Sie einen Blick zurück, auf Ihr äußeres, ach auch auf Ihr inneres Leben. Bedenken Sie, wie oft Sie die Gelegenheit verſäumt, die ſich Ihnen darbot, Gutes zu thun, und wie oft Sie dem Ver¬ ſucher in die Stricke gefallen ſind. Ach! Wurden Sie nicht ſelbſt zum Verſucher? Legten Sie nicht ſelbſt Stricke, ſtellten Sie nicht Netze! Schwirrt Ihnen nicht der ſchauerliche Klagegeſang der unglücklichen Vögel in dieſen Netzen um die Seele? Ich höre dieſe Anklage¬ ſtimmen. St. Real, noch iſt es nicht zu ſpät! Be¬ nutzen Sie wenigſtens dieſe Gelegenheit, hören Sie auf die Stimmen und beſſern ſich. Ihr Haar wird grau, Ihr Athem kurz, mit jedem Tage auch Ihr Leben um einen kürzer; Sie hinken, ach das Podagra kriecht ſo ſchnell als der Vogel fliegt, wenn das Ziel das Grab iſt. Laſſen Sie ſich dieſen ſchauerlichen Moment gemahnen, weit ſind die Pforten zur Hölle, aber eng die zum Himmel, wie dieſes Loch. Geloben Sie, St. Real, Sie wollen Ihr Daſein beſſern, wie es Ihren Jahren, Ihrer Geburt, Ihrem Stande entſpricht. O Sie wiſſen nicht, wie das Ihre Bruſt erleichtern wird, Ihr Keuchhuſten wird nachlaſſen, Ihr Bein flinker werden, der Burgunder Ihnen wieder ſchmecken. Retten Sie ſich, ſich ſelbſt, Ihrem Könige, dem Staate. Schwören Sie mir, Sie wollen tugend¬ haft werden.“
„Alles, was Sie wollen!“
„Hier, Ihre Hand darauf?“
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für alle Mal. — Gehen Sie in ſich, St. Real,
werfen Sie einen Blick zurück, auf Ihr äußeres,
ach auch auf Ihr inneres Leben. Bedenken Sie, wie
oft Sie die Gelegenheit verſäumt, die ſich Ihnen
darbot, Gutes zu thun, und wie oft Sie dem Ver¬
ſucher in die Stricke gefallen ſind. Ach! Wurden Sie nicht
ſelbſt zum Verſucher? Legten Sie nicht ſelbſt Stricke,
ſtellten Sie nicht Netze! Schwirrt Ihnen nicht der
ſchauerliche Klagegeſang der unglücklichen Vögel in
dieſen Netzen um die Seele? Ich höre dieſe Anklage¬
ſtimmen. St. Real, noch iſt es nicht zu ſpät! Be¬
nutzen Sie wenigſtens dieſe Gelegenheit, hören Sie
auf die Stimmen und beſſern ſich. Ihr Haar wird
grau, Ihr Athem kurz, mit jedem Tage auch Ihr
Leben um einen kürzer; Sie hinken, ach das Podagra
kriecht ſo ſchnell als der Vogel fliegt, wenn das Ziel
das Grab iſt. Laſſen Sie ſich dieſen ſchauerlichen
Moment gemahnen, weit ſind die Pforten zur Hölle,
aber eng die zum Himmel, wie dieſes Loch. Geloben
Sie, St. Real, Sie wollen Ihr Daſein beſſern, wie
es Ihren Jahren, Ihrer Geburt, Ihrem Stande
entſpricht. O Sie wiſſen nicht, wie das Ihre Bruſt
erleichtern wird, Ihr Keuchhuſten wird nachlaſſen,
Ihr Bein flinker werden, der Burgunder Ihnen wieder
ſchmecken. Retten Sie ſich, ſich ſelbſt, Ihrem Könige,
dem Staate. Schwören Sie mir, Sie wollen tugend¬
haft werden.“
„Alles, was Sie wollen!“
„Hier, Ihre Hand darauf?“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/355>, abgerufen am 25.11.2024.
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