Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.die unzweifelhaft zu den Beinen gehörte, einen Angst¬ "Ach Sie, Bovillard, sagte der Geschwärzte auf¬ "Ich freue mich auch ungemein, grade den Herrn "Sie sehn, ich bin wieder passabel hergestellt." "Ja, wer schon gymnastische Uebungen machen "Pestilenz! Wo kommen Sie her, Bovillard?" "Von einem Dejeuner bei Dallach. Ich ver¬ 21*
die unzweifelhaft zu den Beinen gehörte, einen Angſt¬ „Ach Sie, Bovillard, ſagte der Geſchwärzte auf¬ „Ich freue mich auch ungemein, grade den Herrn „Sie ſehn, ich bin wieder paſſabel hergeſtellt.“ „Ja, wer ſchon gymnaſtiſche Uebungen machen „Peſtilenz! Wo kommen Sie her, Bovillard?“ „Von einem Dejeuner bei Dallach. Ich ver¬ 21*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0337" n="323"/> die unzweifelhaft zu den Beinen gehörte, einen Angſt¬<lb/> ſchrei aus. Er zog einen vollſtändigen Menſchen<lb/> herunter, weit vollſtändiger und anſtändiger gekleidet,<lb/> als er, gefärbt wie er, nur nicht weiß vom Feder¬<lb/> ſtaub, ſondern ſchwarz vom Ruß.</p><lb/> <p>„Ach Sie, Bovillard, ſagte der Geſchwärzte auf¬<lb/> athmend, Gott ſei Dank! Ich glaubte, es wäre der<lb/> Polizeicommiſſar.“</p><lb/> <p>„Ich freue mich auch ungemein, grade den Herrn<lb/> v. St. Real zu begrüßen. Wie befinden ſich Herr<lb/> Kammerherr? Ein Anfall von Podagra feſſelte Sie<lb/> neulich zu meinem Bedauern an's Bette.“</p><lb/> <p>„Sie ſehn, ich bin wieder paſſabel hergeſtellt.“</p><lb/> <p>„Ja, wer ſchon gymnaſtiſche Uebungen machen<lb/> kann! Aber im Schornſtein iſt das doch etwas un¬<lb/> bequem. Da iſt hier ein junger Lehrer an einem<lb/> Gymnaſium, ein Herr Jahn, der will öffentlich Un¬<lb/> terricht in der Gymnaſtik geben. Wie ich höre, beab¬<lb/> ſichtigt er damit eine Verbeſſerung der deutſchen Na¬<lb/> tion und insbeſondere des Menſchengeſchlechts. Da<lb/> ſollten Sie ſich melden, beſter Kammerherr!“</p><lb/> <p>„Peſtilenz! Wo kommen Sie her, Bovillard?“<lb/> rief der Kammerherr, ſich ſchüttelnd.</p><lb/> <p>„Von einem Dejeuner bei Dallach. Ich ver¬<lb/> ſichere Sie, Kammerherr, der Mann perfectionirt<lb/> ſich. Auſtern, wie friſch aus der See, ein Caviar,<lb/> und ein Burgunder, der Miniſter kann ihn nicht<lb/> beſſer haben. Schade, daß Ihr Podagra den Bur¬<lb/> gunder, oder der Burgunder Ihr Podagra nicht ver¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">21*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [323/0337]
die unzweifelhaft zu den Beinen gehörte, einen Angſt¬
ſchrei aus. Er zog einen vollſtändigen Menſchen
herunter, weit vollſtändiger und anſtändiger gekleidet,
als er, gefärbt wie er, nur nicht weiß vom Feder¬
ſtaub, ſondern ſchwarz vom Ruß.
„Ach Sie, Bovillard, ſagte der Geſchwärzte auf¬
athmend, Gott ſei Dank! Ich glaubte, es wäre der
Polizeicommiſſar.“
„Ich freue mich auch ungemein, grade den Herrn
v. St. Real zu begrüßen. Wie befinden ſich Herr
Kammerherr? Ein Anfall von Podagra feſſelte Sie
neulich zu meinem Bedauern an's Bette.“
„Sie ſehn, ich bin wieder paſſabel hergeſtellt.“
„Ja, wer ſchon gymnaſtiſche Uebungen machen
kann! Aber im Schornſtein iſt das doch etwas un¬
bequem. Da iſt hier ein junger Lehrer an einem
Gymnaſium, ein Herr Jahn, der will öffentlich Un¬
terricht in der Gymnaſtik geben. Wie ich höre, beab¬
ſichtigt er damit eine Verbeſſerung der deutſchen Na¬
tion und insbeſondere des Menſchengeſchlechts. Da
ſollten Sie ſich melden, beſter Kammerherr!“
„Peſtilenz! Wo kommen Sie her, Bovillard?“
rief der Kammerherr, ſich ſchüttelnd.
„Von einem Dejeuner bei Dallach. Ich ver¬
ſichere Sie, Kammerherr, der Mann perfectionirt
ſich. Auſtern, wie friſch aus der See, ein Caviar,
und ein Burgunder, der Miniſter kann ihn nicht
beſſer haben. Schade, daß Ihr Podagra den Bur¬
gunder, oder der Burgunder Ihr Podagra nicht ver¬
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