daß ich das Vergnügen habe, dem Manne den Wohl¬ thäter, den Retter seines Kindes zu präsentiren."
"Erlauben Sie mir, ich bitte inständigst darum, Ihre gütige Einladung ablehnen zu dürfen. Es giebt Erörterungen, welche das Gefühl verwunden; die Wunde wird schmerzlicher, wenn ein fremder Mann sich in das Heiligthum des Familienkreises drängt. Vermuthungen könnten aufsteigen, die, so empörend sie klingen, doch immer ihr Recht verlangen. Den Dank, ach, mein Gott, wer denkt in dieser Welt an Dank! -- Es ist Ihr Schützling jetzt, tragen Sie das ganze Wohlwollen Ihres edlen Herzens auf die Arme über, und, wenn es anginge, verschweigen Sie meinen Namen. Ich übte nur die Pflicht eines jeden Cavaliers, weiter nichts, Sie setzten Ihren guten Namen an ein gutes Werk und auf die bloße Bitte eines Ihnen fremden Mannes. Vergönnen Sie ihm nur, dieser Tage seine Aufwartung zu machen, um sich nach dem Wohlergehen Ihres Schützlings zu er¬ kundigen."
"Ein Mann von seltener Delicatesse," sagte die Geheimräthin, nachdem er sich beurlaubt. Adelheids Zustand erforderte ihre ganze Sorgfalt. Sie saß wieder sprachlos, in sich versunken, und ein heftiger Fieberfrost fing ihre Glieder zu schütteln an. Der Kutscher erhielt den Auftrag rasch zu fahren.
Gruppen von Bürgern standen noch immer um das Haus, das die Polizei bereits verlassen und ver¬ muthlich geräumt und verschlossen hatte, als der Le¬
daß ich das Vergnügen habe, dem Manne den Wohl¬ thäter, den Retter ſeines Kindes zu präſentiren.“
„Erlauben Sie mir, ich bitte inſtändigſt darum, Ihre gütige Einladung ablehnen zu dürfen. Es giebt Erörterungen, welche das Gefühl verwunden; die Wunde wird ſchmerzlicher, wenn ein fremder Mann ſich in das Heiligthum des Familienkreiſes drängt. Vermuthungen könnten aufſteigen, die, ſo empörend ſie klingen, doch immer ihr Recht verlangen. Den Dank, ach, mein Gott, wer denkt in dieſer Welt an Dank! — Es iſt Ihr Schützling jetzt, tragen Sie das ganze Wohlwollen Ihres edlen Herzens auf die Arme über, und, wenn es anginge, verſchweigen Sie meinen Namen. Ich übte nur die Pflicht eines jeden Cavaliers, weiter nichts, Sie ſetzten Ihren guten Namen an ein gutes Werk und auf die bloße Bitte eines Ihnen fremden Mannes. Vergönnen Sie ihm nur, dieſer Tage ſeine Aufwartung zu machen, um ſich nach dem Wohlergehen Ihres Schützlings zu er¬ kundigen.“
„Ein Mann von ſeltener Delicateſſe,“ ſagte die Geheimräthin, nachdem er ſich beurlaubt. Adelheids Zuſtand erforderte ihre ganze Sorgfalt. Sie ſaß wieder ſprachlos, in ſich verſunken, und ein heftiger Fieberfroſt fing ihre Glieder zu ſchütteln an. Der Kutſcher erhielt den Auftrag raſch zu fahren.
Gruppen von Bürgern ſtanden noch immer um das Haus, das die Polizei bereits verlaſſen und ver¬ muthlich geräumt und verſchloſſen hatte, als der Le¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0330"n="316"/>
daß ich das Vergnügen habe, dem Manne den Wohl¬<lb/>
thäter, den Retter ſeines Kindes zu präſentiren.“</p><lb/><p>„Erlauben Sie mir, ich bitte inſtändigſt darum,<lb/>
Ihre gütige Einladung ablehnen zu dürfen. Es giebt<lb/>
Erörterungen, welche das Gefühl verwunden; die<lb/>
Wunde wird ſchmerzlicher, wenn ein fremder Mann<lb/>ſich in das Heiligthum des Familienkreiſes drängt.<lb/>
Vermuthungen könnten aufſteigen, die, ſo empörend<lb/>ſie klingen, doch immer ihr Recht verlangen. Den<lb/>
Dank, ach, mein Gott, wer denkt in dieſer Welt an<lb/>
Dank! — Es iſt <hirendition="#g">Ihr</hi> Schützling jetzt, tragen Sie<lb/>
das ganze Wohlwollen Ihres edlen Herzens auf die<lb/>
Arme über, und, wenn es anginge, verſchweigen Sie<lb/>
meinen Namen. Ich übte nur die Pflicht eines jeden<lb/>
Cavaliers, weiter nichts, <hirendition="#g">Sie</hi>ſetzten Ihren guten<lb/>
Namen an ein gutes Werk und auf die bloße Bitte<lb/>
eines Ihnen fremden Mannes. Vergönnen Sie ihm<lb/>
nur, dieſer Tage ſeine Aufwartung zu machen, um<lb/>ſich nach dem Wohlergehen Ihres Schützlings zu er¬<lb/>
kundigen.“</p><lb/><p>„Ein Mann von ſeltener Delicateſſe,“ſagte die<lb/>
Geheimräthin, nachdem er ſich beurlaubt. Adelheids<lb/>
Zuſtand erforderte ihre ganze Sorgfalt. Sie ſaß<lb/>
wieder ſprachlos, in ſich verſunken, und ein heftiger<lb/>
Fieberfroſt fing ihre Glieder zu ſchütteln an. Der<lb/>
Kutſcher erhielt den Auftrag raſch zu fahren.</p><lb/><p>Gruppen von Bürgern ſtanden noch immer um<lb/>
das Haus, das die Polizei bereits verlaſſen und ver¬<lb/>
muthlich geräumt und verſchloſſen hatte, als der Le¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[316/0330]
daß ich das Vergnügen habe, dem Manne den Wohl¬
thäter, den Retter ſeines Kindes zu präſentiren.“
„Erlauben Sie mir, ich bitte inſtändigſt darum,
Ihre gütige Einladung ablehnen zu dürfen. Es giebt
Erörterungen, welche das Gefühl verwunden; die
Wunde wird ſchmerzlicher, wenn ein fremder Mann
ſich in das Heiligthum des Familienkreiſes drängt.
Vermuthungen könnten aufſteigen, die, ſo empörend
ſie klingen, doch immer ihr Recht verlangen. Den
Dank, ach, mein Gott, wer denkt in dieſer Welt an
Dank! — Es iſt Ihr Schützling jetzt, tragen Sie
das ganze Wohlwollen Ihres edlen Herzens auf die
Arme über, und, wenn es anginge, verſchweigen Sie
meinen Namen. Ich übte nur die Pflicht eines jeden
Cavaliers, weiter nichts, Sie ſetzten Ihren guten
Namen an ein gutes Werk und auf die bloße Bitte
eines Ihnen fremden Mannes. Vergönnen Sie ihm
nur, dieſer Tage ſeine Aufwartung zu machen, um
ſich nach dem Wohlergehen Ihres Schützlings zu er¬
kundigen.“
„Ein Mann von ſeltener Delicateſſe,“ ſagte die
Geheimräthin, nachdem er ſich beurlaubt. Adelheids
Zuſtand erforderte ihre ganze Sorgfalt. Sie ſaß
wieder ſprachlos, in ſich verſunken, und ein heftiger
Fieberfroſt fing ihre Glieder zu ſchütteln an. Der
Kutſcher erhielt den Auftrag raſch zu fahren.
Gruppen von Bürgern ſtanden noch immer um
das Haus, das die Polizei bereits verlaſſen und ver¬
muthlich geräumt und verſchloſſen hatte, als der Le¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/330>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.