Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.Leuchter, denn darin hatte ers versehen. Die Stube O edler Menschenfreund, Dein tugendhaftes Herz, Wenn dieser Pfeil es trifft, so sei es nicht zum Schmerz. Wenn dies ihr Tempel war, ist er von jetzt ab Dein Sei Du sie Phöbus nun in diesem Mondenschein. Nu können Sie sich vorstellen, Engelchen, wie mein Leuchter, denn darin hatte ers verſehen. Die Stube O edler Menſchenfreund, Dein tugendhaftes Herz, Wenn dieſer Pfeil es trifft, ſo ſei es nicht zum Schmerz. Wenn dies ihr Tempel war, iſt er von jetzt ab Dein Sei Du ſie Phöbus nun in dieſem Mondenſchein. Nu können Sie ſich vorſtellen, Engelchen, wie mein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0302" n="288"/> Leuchter, denn darin hatte ers verſehen. Die Stube<lb/> ſah Ihnen doch wie ein Paradies aus. Da hatte<lb/> er Blumen und Bäume von Winkel-Bouch<hi rendition="#aq">é</hi>s bringen<lb/> laſſen, und Wachslichter hinter die Büſche, und oben<lb/> hatte er ſich vom Theater eine Lampe geborgt, ganz<lb/> blaß, die ſah wie Mondenſchein aus, und hinten war<lb/> die rothe Gardine zum Zurückſchlagen, und davor<lb/> zwei große Bäume, das waren aber Tannen aus<lb/> dem Thiergarten, und da huckten oben zwei Amoretten,<lb/> ſie waren angebunden, aber nicht ganz feſt. Und<lb/> Räucherpulver war auf ein Kohlenbecken geſtreut, das<lb/> war ſo verdeckt, daß es wie ein Altar ausſah, und<lb/> die kleine Stube roch Ihnen ſüß und ſchön. Ich<lb/> mußte nun dahinter kauern, und wenn er einträte,<lb/> ſollte ich vorſpringen, und ihm den Pfeil auf die<lb/> Bruſt halten, und die Worte ſprechen:</p><lb/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">O edler Menſchenfreund, Dein tugendhaftes Herz,</l><lb/> <l rendition="#et">Wenn dieſer Pfeil es trifft, ſo ſei es nicht zum Schmerz.</l><lb/> <l rendition="#et">Wenn dies <hi rendition="#g">ihr</hi> Tempel war, iſt er von jetzt ab <hi rendition="#g">Dein</hi></l><lb/> <l rendition="#et">Sei Du ſie Phöbus nun in dieſem Mondenſchein.</l><lb/> </lg> <p>Nu können Sie ſich vorſtellen, Engelchen, wie mein<lb/> Herz ſchlug, als ich ihn die Treppe raufkommen hörte;<lb/> Herr Jeſus, ich glaubte doch, mir würde es in der<lb/> Kehle ſtecken bleiben. Und der Mann von der Frau,<lb/> der ſtand auch ſo und japſte an der Thür; er war<lb/> auch baumgroß mit einem Treſſenrock, und weißſei¬<lb/> denen Strümpfen. — Und die weißen Handſchuhe zit¬<lb/> terten nur ſo, wie er die Armleuchter hielt. Und wie<lb/> der Herr draußen die letzte Treppe rauf ſteigt, —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [288/0302]
Leuchter, denn darin hatte ers verſehen. Die Stube
ſah Ihnen doch wie ein Paradies aus. Da hatte
er Blumen und Bäume von Winkel-Bouchés bringen
laſſen, und Wachslichter hinter die Büſche, und oben
hatte er ſich vom Theater eine Lampe geborgt, ganz
blaß, die ſah wie Mondenſchein aus, und hinten war
die rothe Gardine zum Zurückſchlagen, und davor
zwei große Bäume, das waren aber Tannen aus
dem Thiergarten, und da huckten oben zwei Amoretten,
ſie waren angebunden, aber nicht ganz feſt. Und
Räucherpulver war auf ein Kohlenbecken geſtreut, das
war ſo verdeckt, daß es wie ein Altar ausſah, und
die kleine Stube roch Ihnen ſüß und ſchön. Ich
mußte nun dahinter kauern, und wenn er einträte,
ſollte ich vorſpringen, und ihm den Pfeil auf die
Bruſt halten, und die Worte ſprechen:
O edler Menſchenfreund, Dein tugendhaftes Herz,
Wenn dieſer Pfeil es trifft, ſo ſei es nicht zum Schmerz.
Wenn dies ihr Tempel war, iſt er von jetzt ab Dein
Sei Du ſie Phöbus nun in dieſem Mondenſchein.
Nu können Sie ſich vorſtellen, Engelchen, wie mein
Herz ſchlug, als ich ihn die Treppe raufkommen hörte;
Herr Jeſus, ich glaubte doch, mir würde es in der
Kehle ſtecken bleiben. Und der Mann von der Frau,
der ſtand auch ſo und japſte an der Thür; er war
auch baumgroß mit einem Treſſenrock, und weißſei¬
denen Strümpfen. — Und die weißen Handſchuhe zit¬
terten nur ſo, wie er die Armleuchter hielt. Und wie
der Herr draußen die letzte Treppe rauf ſteigt, —
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