ken Sie ein Glas Champagner um sich aufzu¬ heitern."
"Nicht nöthig Excellenz! hier das Concept, brauche nur ein Paar Striche zu ändern."
Mit Secretair und Bote war man in Ordnung, natürlich, nachdem man es einigermaßen mit der Toilette geworden, zwei Krystallflaschen mit frischem Brunnenwasser standen auf dem Tische und der Ge¬ heimrath schrieb an der Ecke, während der Minister ein Gespräch mit dem Kammerherrn führte. St. Real hatte sichtlich am wenigsten von dem süßen Trauben¬ saft genossen, oder es darin zu einer Virtuosität ge¬ bracht, daß man die Wirkungen nicht merkte. Der Minister hörte ihn, im Armstuhl zurückgesunken, mit einiger Anstrengung an, während der Kammerherr halb vor ihm stand, halb auf dem Tische saß. Wir hören, da das Gespräch halblaut geführt wird, nur einiges heraus.
"Malchen -- Malchen? Der Name kommt mir bekannt vor."
"Erinnern sich Excellenz vielleicht des Wald¬ kindes, das der Höchstselige auf einer Promenade finden mußte?"
"Das ist lange her -- spielte sie nicht die Gurly? Die war freilich noch nicht geschrieben."
"Einer der hübschesten Züge von der Lichtenau; wie überhaupt, es war doch eine seltene Frau. Der Höchstselige hatte die ersten Brustbeklemmungen, und empfand eine Sehnsucht nach etwas Natürlichem und
ken Sie ein Glas Champagner um ſich aufzu¬ heitern.“
„Nicht nöthig Excellenz! hier das Concept, brauche nur ein Paar Striche zu ändern.“
Mit Secretair und Bote war man in Ordnung, natürlich, nachdem man es einigermaßen mit der Toilette geworden, zwei Kryſtallflaſchen mit friſchem Brunnenwaſſer ſtanden auf dem Tiſche und der Ge¬ heimrath ſchrieb an der Ecke, während der Miniſter ein Geſpräch mit dem Kammerherrn führte. St. Real hatte ſichtlich am wenigſten von dem ſüßen Trauben¬ ſaft genoſſen, oder es darin zu einer Virtuoſität ge¬ bracht, daß man die Wirkungen nicht merkte. Der Miniſter hörte ihn, im Armſtuhl zurückgeſunken, mit einiger Anſtrengung an, während der Kammerherr halb vor ihm ſtand, halb auf dem Tiſche ſaß. Wir hören, da das Geſpräch halblaut geführt wird, nur einiges heraus.
„Malchen — Malchen? Der Name kommt mir bekannt vor.“
„Erinnern ſich Excellenz vielleicht des Wald¬ kindes, das der Höchſtſelige auf einer Promenade finden mußte?“
„Das iſt lange her — ſpielte ſie nicht die Gurly? Die war freilich noch nicht geſchrieben.“
„Einer der hübſcheſten Züge von der Lichtenau; wie überhaupt, es war doch eine ſeltene Frau. Der Höchſtſelige hatte die erſten Bruſtbeklemmungen, und empfand eine Sehnſucht nach etwas Natürlichem und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0280"n="266"/>
ken Sie ein Glas Champagner um ſich aufzu¬<lb/>
heitern.“</p><lb/><p>„Nicht nöthig Excellenz! hier das Concept,<lb/>
brauche nur ein Paar Striche zu ändern.“</p><lb/><p>Mit Secretair und Bote war man in Ordnung,<lb/>
natürlich, nachdem man es einigermaßen mit der<lb/>
Toilette geworden, zwei Kryſtallflaſchen mit friſchem<lb/>
Brunnenwaſſer ſtanden auf dem Tiſche und der Ge¬<lb/>
heimrath ſchrieb an der Ecke, während der Miniſter<lb/>
ein Geſpräch mit dem Kammerherrn führte. St. Real<lb/>
hatte ſichtlich am wenigſten von dem ſüßen Trauben¬<lb/>ſaft genoſſen, oder es darin zu einer Virtuoſität ge¬<lb/>
bracht, daß man die Wirkungen nicht merkte. Der<lb/>
Miniſter hörte ihn, im Armſtuhl zurückgeſunken, mit<lb/>
einiger Anſtrengung an, während der Kammerherr<lb/>
halb vor ihm ſtand, halb auf dem Tiſche ſaß. Wir<lb/>
hören, da das Geſpräch halblaut geführt wird, nur<lb/>
einiges heraus.</p><lb/><p>„Malchen — Malchen? Der Name kommt mir<lb/>
bekannt vor.“</p><lb/><p>„Erinnern ſich Excellenz vielleicht des Wald¬<lb/>
kindes, das der Höchſtſelige auf einer Promenade<lb/>
finden mußte?“</p><lb/><p>„Das iſt lange her —ſpielte ſie nicht die Gurly?<lb/>
Die war freilich noch nicht geſchrieben.“</p><lb/><p>„Einer der hübſcheſten Züge von der Lichtenau;<lb/>
wie überhaupt, es war doch eine ſeltene Frau. Der<lb/>
Höchſtſelige hatte die erſten Bruſtbeklemmungen, und<lb/>
empfand eine Sehnſucht nach etwas Natürlichem und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[266/0280]
ken Sie ein Glas Champagner um ſich aufzu¬
heitern.“
„Nicht nöthig Excellenz! hier das Concept,
brauche nur ein Paar Striche zu ändern.“
Mit Secretair und Bote war man in Ordnung,
natürlich, nachdem man es einigermaßen mit der
Toilette geworden, zwei Kryſtallflaſchen mit friſchem
Brunnenwaſſer ſtanden auf dem Tiſche und der Ge¬
heimrath ſchrieb an der Ecke, während der Miniſter
ein Geſpräch mit dem Kammerherrn führte. St. Real
hatte ſichtlich am wenigſten von dem ſüßen Trauben¬
ſaft genoſſen, oder es darin zu einer Virtuoſität ge¬
bracht, daß man die Wirkungen nicht merkte. Der
Miniſter hörte ihn, im Armſtuhl zurückgeſunken, mit
einiger Anſtrengung an, während der Kammerherr
halb vor ihm ſtand, halb auf dem Tiſche ſaß. Wir
hören, da das Geſpräch halblaut geführt wird, nur
einiges heraus.
„Malchen — Malchen? Der Name kommt mir
bekannt vor.“
„Erinnern ſich Excellenz vielleicht des Wald¬
kindes, das der Höchſtſelige auf einer Promenade
finden mußte?“
„Das iſt lange her — ſpielte ſie nicht die Gurly?
Die war freilich noch nicht geſchrieben.“
„Einer der hübſcheſten Züge von der Lichtenau;
wie überhaupt, es war doch eine ſeltene Frau. Der
Höchſtſelige hatte die erſten Bruſtbeklemmungen, und
empfand eine Sehnſucht nach etwas Natürlichem und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/280>, abgerufen am 01.08.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.