rief draußen: "Halten zu Gnaden, Excellenz, das Citissime! -- Das Citissime, das Gutachten des Mi¬ nisteriums an Seine Majestät den König. Herr Ge¬ heime Kabinetsrath Beyme haben schon zwei Expressen geschickt. Heut Abend um sechs ist Vortrag bei Seiner Ma¬ jestät; sämmtliche Gutachten der Ministerien sind in des Herrn Kabinetsraths Händen, nur unseres fehlt noch. Der Bote steht auf Kohlen."
Bovillard hatte mit einem glücklichen Griff seinen Rock erfaßt und warf die Papiere auf den Tisch: "Da Excellenz -- ein Bischen schmutzig. Schadet nichts, die Sache ist's auch. Unterschreibe --"
"Zwei Papiere?"
"Ist gleichgültig, er muß doch springen."
"Muß er absolut!"
"Ist sehr gesund für sein Podagra."
Der Minister war in einen Sessel gesunken: "Muß er denn! Wir sitzen so fröhlich beisammen -- und Stein kommt ja nicht."
"Hätte's beinah vergessen! Mais, c'est bon!"
"Wozu Rigorosität gegen einen Mitmenschen, der uns nichts gethan hat," sprach St. Real.
"Also
Allen Sündern soll vergeben
Und die Hölle nicht mehr sein!"
"Bovillard, Ihnen fließt es ja von den Fin¬ gern. Da an der Ecke auf dem Schreibtisch, ein anderes Gutachten. Kurz nur. Wegen der Förm¬ lichkeit weiß ja Beyme wie wir's halten. Trin¬
rief draußen: „Halten zu Gnaden, Excellenz, das Citissime! — Das Citissime, das Gutachten des Mi¬ niſteriums an Seine Majeſtät den König. Herr Ge¬ heime Kabinetsrath Beyme haben ſchon zwei Expreſſen geſchickt. Heut Abend um ſechs iſt Vortrag bei Seiner Ma¬ jeſtät; ſämmtliche Gutachten der Miniſterien ſind in des Herrn Kabinetsraths Händen, nur unſeres fehlt noch. Der Bote ſteht auf Kohlen.“
Bovillard hatte mit einem glücklichen Griff ſeinen Rock erfaßt und warf die Papiere auf den Tiſch: „Da Excellenz — ein Bischen ſchmutzig. Schadet nichts, die Sache iſt's auch. Unterſchreibe —“
„Zwei Papiere?“
„Iſt gleichgültig, er muß doch ſpringen.“
„Muß er abſolut!“
„Iſt ſehr geſund für ſein Podagra.“
Der Miniſter war in einen Seſſel geſunken: „Muß er denn! Wir ſitzen ſo fröhlich beiſammen — und Stein kommt ja nicht.“
„Hätte's beinah vergeſſen! Mais, ç'est bon!“
„Wozu Rigoroſität gegen einen Mitmenſchen, der uns nichts gethan hat,“ ſprach St. Real.
„Alſo
Allen Sündern ſoll vergeben
Und die Hölle nicht mehr ſein!“
„Bovillard, Ihnen fließt es ja von den Fin¬ gern. Da an der Ecke auf dem Schreibtiſch, ein anderes Gutachten. Kurz nur. Wegen der Förm¬ lichkeit weiß ja Beyme wie wir's halten. Trin¬
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rief draußen: „Halten zu Gnaden, Excellenz, das
Citissime! — Das Citissime, das Gutachten des Mi¬
niſteriums an Seine Majeſtät den König. Herr Ge¬
heime Kabinetsrath Beyme haben ſchon zwei Expreſſen
geſchickt. Heut Abend um ſechs iſt Vortrag bei Seiner Ma¬
jeſtät; ſämmtliche Gutachten der Miniſterien ſind in
des Herrn Kabinetsraths Händen, nur unſeres fehlt
noch. Der Bote ſteht auf Kohlen.“
Bovillard hatte mit einem glücklichen Griff ſeinen
Rock erfaßt und warf die Papiere auf den Tiſch:
„Da Excellenz — ein Bischen ſchmutzig. Schadet
nichts, die Sache iſt's auch. Unterſchreibe —“
„Zwei Papiere?“
„Iſt gleichgültig, er muß doch ſpringen.“
„Muß er abſolut!“
„Iſt ſehr geſund für ſein Podagra.“
Der Miniſter war in einen Seſſel geſunken:
„Muß er denn! Wir ſitzen ſo fröhlich beiſammen —
und Stein kommt ja nicht.“
„Hätte's beinah vergeſſen! Mais, ç'est bon!“
„Wozu Rigoroſität gegen einen Mitmenſchen, der
uns nichts gethan hat,“ ſprach St. Real.
„Alſo
Allen Sündern ſoll vergeben
Und die Hölle nicht mehr ſein!“
„Bovillard, Ihnen fließt es ja von den Fin¬
gern. Da an der Ecke auf dem Schreibtiſch, ein
anderes Gutachten. Kurz nur. Wegen der Förm¬
lichkeit weiß ja Beyme wie wir's halten. Trin¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/279>, abgerufen am 01.08.2024.
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