"ein Frühstück, wie's ein schlichter Mann guten Freunden eben vorsetzt, die nach dem Herzen sehen, nicht auf den Werth" hatte der Minister gesagt. Was bedurfte es der Aufwartung unter ein Paar traulich beisam¬ men sitzenden Freunden! Darum sollte Niemand ge¬ meldet, Niemand eingelassen werden, und der gütige Wirth selbst nahm den Pfropfenzieher zur Hand.
"Die Geschichte ist eigentlich sehr einfach, sagte St. Real. Gestern Abend war der König noch dafür gestimmt. So nahmen wir's wenigstens an. Sie mögen sich das Geflüster in den Vorzimmern denken, die Fragen, die man hören mußte. Die Damen wollten wissen, ob der Herr v. Stein noch ein junger Mann wäre? Ob er ein Haus mache? Ob er ästhe¬ tisch ist? Ob er lieber Jean Paul liest oder Lafon¬ taine, und Schiller oder Goethe vorzieht? Die Herren steckten die Köpfe zusammen. Es wußte eigentlich Niemand, woher der Wind blies, denn, wenn man auch sagte, Beyme hat Lombards Abwesenheit be¬ nutzt, so erklärte das wieder nicht, warum Beyme gegen seinen Freund intriguiren sollte. Andre cal¬ culirten gar, die ganze Sache ginge von Lombard selbst aus, er wünsche solchen Mauerbrecher in des Königs Nähe, entweder um andre damit aus dem Weg zu räumen, oder er wünsche, daß die höchste Person es einmal empfinde, wie angenehm der Um¬ gang mit einem deutschen Degenknopf ist."
"Thorheit!" sagte der Minister.
"Und doch vielleicht nicht übel speculirt."
„ein Frühſtück, wie's ein ſchlichter Mann guten Freunden eben vorſetzt, die nach dem Herzen ſehen, nicht auf den Werth“ hatte der Miniſter geſagt. Was bedurfte es der Aufwartung unter ein Paar traulich beiſam¬ men ſitzenden Freunden! Darum ſollte Niemand ge¬ meldet, Niemand eingelaſſen werden, und der gütige Wirth ſelbſt nahm den Pfropfenzieher zur Hand.
„Die Geſchichte iſt eigentlich ſehr einfach, ſagte St. Real. Geſtern Abend war der König noch dafür geſtimmt. So nahmen wir's wenigſtens an. Sie mögen ſich das Geflüſter in den Vorzimmern denken, die Fragen, die man hören mußte. Die Damen wollten wiſſen, ob der Herr v. Stein noch ein junger Mann wäre? Ob er ein Haus mache? Ob er äſthe¬ tiſch iſt? Ob er lieber Jean Paul lieſt oder Lafon¬ taine, und Schiller oder Goethe vorzieht? Die Herren ſteckten die Köpfe zuſammen. Es wußte eigentlich Niemand, woher der Wind blies, denn, wenn man auch ſagte, Beyme hat Lombards Abweſenheit be¬ nutzt, ſo erklärte das wieder nicht, warum Beyme gegen ſeinen Freund intriguiren ſollte. Andre cal¬ culirten gar, die ganze Sache ginge von Lombard ſelbſt aus, er wünſche ſolchen Mauerbrecher in des Königs Nähe, entweder um andre damit aus dem Weg zu räumen, oder er wünſche, daß die höchſte Perſon es einmal empfinde, wie angenehm der Um¬ gang mit einem deutſchen Degenknopf iſt.“
„Thorheit!“ ſagte der Miniſter.
„Und doch vielleicht nicht übel ſpeculirt.“
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„ein Frühſtück, wie's ein ſchlichter Mann guten Freunden
eben vorſetzt, die nach dem Herzen ſehen, nicht auf
den Werth“ hatte der Miniſter geſagt. Was bedurfte
es der Aufwartung unter ein Paar traulich beiſam¬
men ſitzenden Freunden! Darum ſollte Niemand ge¬
meldet, Niemand eingelaſſen werden, und der gütige
Wirth ſelbſt nahm den Pfropfenzieher zur Hand.
„Die Geſchichte iſt eigentlich ſehr einfach, ſagte
St. Real. Geſtern Abend war der König noch dafür
geſtimmt. So nahmen wir's wenigſtens an. Sie
mögen ſich das Geflüſter in den Vorzimmern denken,
die Fragen, die man hören mußte. Die Damen
wollten wiſſen, ob der Herr v. Stein noch ein junger
Mann wäre? Ob er ein Haus mache? Ob er äſthe¬
tiſch iſt? Ob er lieber Jean Paul lieſt oder Lafon¬
taine, und Schiller oder Goethe vorzieht? Die Herren
ſteckten die Köpfe zuſammen. Es wußte eigentlich
Niemand, woher der Wind blies, denn, wenn man
auch ſagte, Beyme hat Lombards Abweſenheit be¬
nutzt, ſo erklärte das wieder nicht, warum Beyme
gegen ſeinen Freund intriguiren ſollte. Andre cal¬
culirten gar, die ganze Sache ginge von Lombard
ſelbſt aus, er wünſche ſolchen Mauerbrecher in des
Königs Nähe, entweder um andre damit aus dem
Weg zu räumen, oder er wünſche, daß die höchſte
Perſon es einmal empfinde, wie angenehm der Um¬
gang mit einem deutſchen Degenknopf iſt.“
„Thorheit!“ ſagte der Miniſter.
„Und doch vielleicht nicht übel ſpeculirt.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/266>, abgerufen am 24.11.2024.
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