Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.Der Geheimrath blieb einen Augenblick stehen: "Ich wüßte doch nicht --" "Das glaube ich gern. Der Champagner bei Rietz "Wem könnte ich sonst --" "Nicht Excellenz, aber die Jenny. Als Sie nach "Dem Lupinus! Pfui!" "Der Schwesterkuß drückt das Siegel der edlen Der Geheimrath blieb einen Augenblick ſtehen: „Ich wüßte doch nicht —“ „Das glaube ich gern. Der Champagner bei Rietz „Wem könnte ich ſonſt —“ „Nicht Excellenz, aber die Jenny. Als Sie nach „Dem Lupinus! Pfui!“ „Der Schweſterkuß drückt das Siegel der edlen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0253" n="239"/> <p>Der Geheimrath blieb einen Augenblick ſtehen:<lb/> „Ich beſorge, daß Excellenz an jenem Abend Ihr<lb/> Herz zu weit aufgeſchloſſen haben. Die Jenny war<lb/> ein pfiffiges Ding.“</p><lb/> <p>„Ich wüßte doch nicht —“</p><lb/> <p>„Das glaube ich gern. Der Champagner bei Rietz<lb/> war immer <hi rendition="#aq">première qualité</hi>. Aber erinnern ſich Excellenz,<lb/> daß damals die hannöverſche Geſchichte ſpielte — man<lb/> ſchickte einen Courier nach, um eine gewiſſe Depeche <hi rendition="#aq">coûte<lb/> que coûte</hi> zurückzuholen. Die Jenny, wenn ſie noch<lb/> lebt, wird das freilich längſt vergeſſen haben, aber — “</p><lb/> <p>„Wem könnte ich ſonſt —“</p><lb/> <p>„Nicht Excellenz, aber die Jenny. Als Sie nach<lb/> Hauſe fuhren, ſtahl ſich Lupinus zu ihr. Ich bin<lb/> nicht bei ihrer Entrevue geweſen, noch habe ich,<lb/> Gott bewahre, mein Ohr ans Schlüſſelloch gelegt,<lb/> aber ich weiß nur, daß auch ſie von allen beengenden<lb/> Rückſichten ſich frei, ſich wieder in der Natur fühlte,<lb/> dem Urſprünglichen näher gerückt, daß ſie ihr Herz<lb/> auch aufſchloß — “</p><lb/> <p>„Dem Lupinus! Pfui!“</p><lb/> <p>„Der Schweſterkuß drückt das Siegel der edlen<lb/> Gleichheit Allen auf. Ich will auch nicht verſchwören,<lb/> daß nicht die undankbare Schelmin Ew. Excellenz<lb/> etwas raillirt hat. Der Sillery hatte ſie wie geſagt<lb/> auch animirt, und ſtatt die Myſterien der ſüßen<lb/> Stunde in ihrer Bruſt zu verſchließen, machte ſie<lb/> ſich über den Miniſter luſtig, der ihr zu Füßen ge¬<lb/> ſtürzt, ihre Knie umfaßt, und geſchworen hatte, vor<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [239/0253]
Der Geheimrath blieb einen Augenblick ſtehen:
„Ich beſorge, daß Excellenz an jenem Abend Ihr
Herz zu weit aufgeſchloſſen haben. Die Jenny war
ein pfiffiges Ding.“
„Ich wüßte doch nicht —“
„Das glaube ich gern. Der Champagner bei Rietz
war immer première qualité. Aber erinnern ſich Excellenz,
daß damals die hannöverſche Geſchichte ſpielte — man
ſchickte einen Courier nach, um eine gewiſſe Depeche coûte
que coûte zurückzuholen. Die Jenny, wenn ſie noch
lebt, wird das freilich längſt vergeſſen haben, aber — “
„Wem könnte ich ſonſt —“
„Nicht Excellenz, aber die Jenny. Als Sie nach
Hauſe fuhren, ſtahl ſich Lupinus zu ihr. Ich bin
nicht bei ihrer Entrevue geweſen, noch habe ich,
Gott bewahre, mein Ohr ans Schlüſſelloch gelegt,
aber ich weiß nur, daß auch ſie von allen beengenden
Rückſichten ſich frei, ſich wieder in der Natur fühlte,
dem Urſprünglichen näher gerückt, daß ſie ihr Herz
auch aufſchloß — “
„Dem Lupinus! Pfui!“
„Der Schweſterkuß drückt das Siegel der edlen
Gleichheit Allen auf. Ich will auch nicht verſchwören,
daß nicht die undankbare Schelmin Ew. Excellenz
etwas raillirt hat. Der Sillery hatte ſie wie geſagt
auch animirt, und ſtatt die Myſterien der ſüßen
Stunde in ihrer Bruſt zu verſchließen, machte ſie
ſich über den Miniſter luſtig, der ihr zu Füßen ge¬
ſtürzt, ihre Knie umfaßt, und geſchworen hatte, vor
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |