trachte ich meine Gartenanlagen, der Park vermittelt das Feld mit dem Garten, der Garten, als Gemüse-, Obst-, Ziergarten, den Park mit der Stadt."
"Ja wer das Vermitteln wie Excellenz versteht!"
"Die Haushaltung unseres jungen Königs, ich gebe auch das ihnen zu, erscheint wie ein zu schroffer Gegensatz gegen die vorige. Auch damals wollte man die Natur, aber es war ein zu voller bunter Blumengarten, ein Gewächshaus mit Tulpen, Nel¬ ken, Lilien, Levkoyen, deren Duft und Farbenpracht uns eblouirte. Mit dem ersten Frost senkten sie die Köpfe und die ganze Herrlichkeit war welk. Was nun natürlicher als daß unser junger Herr es anders anfängt. Er will wieder das natürliche Grün, den Klee, die Wiesenblumen, die keiner Heizung, keiner Glasschei¬ ben bedürfen, die immer wieder aufblühen, auch wenn noch so viel Füße den Rasen zertreten, denn diese Natur ist ewig, diese bescheidene, sich selbst genügende, die nicht prunken will vor der Welt. Dies ist meine Recreation, und sehen Sie, Bovillard, darum ist mir der Hang mei¬ ner Kinder so rührend. Niemand hat ihn eingeflößt, ganz von selbst kehren sie zum Natürlichen zurück. Ich will sie nicht zu Anachoreten und wilden Män¬ nern erziehen. Aber die Jugend muß den Ueber¬ muth abschäumen, ihre Inklinationen klären sich dann von selbst, und als Jünglinge werden sie in edler Einfalt der Sitten das Maaß und die Genügsam¬ keit bewahren, die sie auf dem Pfad der edlen und rechtschaffenen Menschen zu ihrem Ziele führt."
trachte ich meine Gartenanlagen, der Park vermittelt das Feld mit dem Garten, der Garten, als Gemüſe-, Obſt-, Ziergarten, den Park mit der Stadt.“
„Ja wer das Vermitteln wie Excellenz verſteht!“
„Die Haushaltung unſeres jungen Königs, ich gebe auch das ihnen zu, erſcheint wie ein zu ſchroffer Gegenſatz gegen die vorige. Auch damals wollte man die Natur, aber es war ein zu voller bunter Blumengarten, ein Gewächshaus mit Tulpen, Nel¬ ken, Lilien, Levkoyen, deren Duft und Farbenpracht uns eblouirte. Mit dem erſten Froſt ſenkten ſie die Köpfe und die ganze Herrlichkeit war welk. Was nun natürlicher als daß unſer junger Herr es anders anfängt. Er will wieder das natürliche Grün, den Klee, die Wieſenblumen, die keiner Heizung, keiner Glasſchei¬ ben bedürfen, die immer wieder aufblühen, auch wenn noch ſo viel Füße den Raſen zertreten, denn dieſe Natur iſt ewig, dieſe beſcheidene, ſich ſelbſt genügende, die nicht prunken will vor der Welt. Dies iſt meine Recreation, und ſehen Sie, Bovillard, darum iſt mir der Hang mei¬ ner Kinder ſo rührend. Niemand hat ihn eingeflößt, ganz von ſelbſt kehren ſie zum Natürlichen zurück. Ich will ſie nicht zu Anachoreten und wilden Män¬ nern erziehen. Aber die Jugend muß den Ueber¬ muth abſchäumen, ihre Inklinationen klären ſich dann von ſelbſt, und als Jünglinge werden ſie in edler Einfalt der Sitten das Maaß und die Genügſam¬ keit bewahren, die ſie auf dem Pfad der edlen und rechtſchaffenen Menſchen zu ihrem Ziele führt.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0249"n="235"/>
trachte ich meine Gartenanlagen, der Park vermittelt<lb/>
das Feld mit dem Garten, der Garten, als Gemüſe-,<lb/>
Obſt-, Ziergarten, den Park mit der Stadt.“</p><lb/><p>„Ja wer das Vermitteln wie Excellenz verſteht!“</p><lb/><p>„Die Haushaltung unſeres jungen Königs, ich<lb/>
gebe auch das ihnen zu, erſcheint wie ein zu ſchroffer<lb/>
Gegenſatz gegen die vorige. Auch damals wollte<lb/>
man die Natur, aber es war ein zu voller bunter<lb/>
Blumengarten, ein Gewächshaus mit Tulpen, Nel¬<lb/>
ken, Lilien, Levkoyen, deren Duft und Farbenpracht<lb/>
uns eblouirte. Mit dem erſten Froſt ſenkten ſie die<lb/>
Köpfe und die ganze Herrlichkeit war welk. Was<lb/>
nun natürlicher als daß unſer junger Herr es anders<lb/>
anfängt. Er will wieder das natürliche Grün, den Klee,<lb/>
die Wieſenblumen, die keiner Heizung, keiner Glasſchei¬<lb/>
ben bedürfen, die immer wieder aufblühen, auch wenn<lb/>
noch ſo viel Füße den Raſen zertreten, denn dieſe Natur<lb/>
iſt ewig, dieſe beſcheidene, ſich ſelbſt genügende, die nicht<lb/>
prunken will vor der Welt. Dies iſt meine Recreation, und<lb/>ſehen Sie, Bovillard, darum iſt mir der Hang mei¬<lb/>
ner Kinder ſo rührend. Niemand hat ihn eingeflößt,<lb/>
ganz von ſelbſt kehren ſie zum Natürlichen zurück.<lb/>
Ich will ſie nicht zu Anachoreten und wilden Män¬<lb/>
nern erziehen. Aber die Jugend muß den Ueber¬<lb/>
muth abſchäumen, ihre Inklinationen klären ſich dann<lb/>
von ſelbſt, und als Jünglinge werden ſie in edler<lb/>
Einfalt der Sitten das Maaß und die Genügſam¬<lb/>
keit bewahren, die ſie auf dem Pfad der edlen und<lb/>
rechtſchaffenen Menſchen zu ihrem Ziele führt.“</p><lb/></div></body></text></TEI>
[235/0249]
trachte ich meine Gartenanlagen, der Park vermittelt
das Feld mit dem Garten, der Garten, als Gemüſe-,
Obſt-, Ziergarten, den Park mit der Stadt.“
„Ja wer das Vermitteln wie Excellenz verſteht!“
„Die Haushaltung unſeres jungen Königs, ich
gebe auch das ihnen zu, erſcheint wie ein zu ſchroffer
Gegenſatz gegen die vorige. Auch damals wollte
man die Natur, aber es war ein zu voller bunter
Blumengarten, ein Gewächshaus mit Tulpen, Nel¬
ken, Lilien, Levkoyen, deren Duft und Farbenpracht
uns eblouirte. Mit dem erſten Froſt ſenkten ſie die
Köpfe und die ganze Herrlichkeit war welk. Was
nun natürlicher als daß unſer junger Herr es anders
anfängt. Er will wieder das natürliche Grün, den Klee,
die Wieſenblumen, die keiner Heizung, keiner Glasſchei¬
ben bedürfen, die immer wieder aufblühen, auch wenn
noch ſo viel Füße den Raſen zertreten, denn dieſe Natur
iſt ewig, dieſe beſcheidene, ſich ſelbſt genügende, die nicht
prunken will vor der Welt. Dies iſt meine Recreation, und
ſehen Sie, Bovillard, darum iſt mir der Hang mei¬
ner Kinder ſo rührend. Niemand hat ihn eingeflößt,
ganz von ſelbſt kehren ſie zum Natürlichen zurück.
Ich will ſie nicht zu Anachoreten und wilden Män¬
nern erziehen. Aber die Jugend muß den Ueber¬
muth abſchäumen, ihre Inklinationen klären ſich dann
von ſelbſt, und als Jünglinge werden ſie in edler
Einfalt der Sitten das Maaß und die Genügſam¬
keit bewahren, die ſie auf dem Pfad der edlen und
rechtſchaffenen Menſchen zu ihrem Ziele führt.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/249>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.