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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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fangen als beim Eintritt. Man sprach über dies und
jenes, Tagesereignisse und Naturerscheinungen, man
ward über die Stunden einig, über die Bedingungen
war man es schon vorher durch den Geheimrath. Er
hatte gar nicht examinirt und doch sagte er beim Ab¬
schied zur Mutter: er wisse nun genau, wo er an¬
fangen solle. Adelheid nahm das Licht vom Tisch
und leuchtete ihm hinaus. Vom Treppengeländer
aus wünschte sie ihm eine gute Nacht.

Die Mutter begriff ihre Tochter nicht; noch eben
so bang und plötzlich so unbefangen. Adelheit er¬
klärte, der Herr van Asten komme ihr gar nicht wie
ein Lehrer vor, sondern wie ein gewöhnlicher Mensch.
Er spräche ja so, daß ein Kind ihn verstehen könnte.
-- Das aber grade machte die Mutter bedenklich, ob
ihr Mann auch an den rechten gerathen. Sie hatte
Achtung gegeben, ob er nicht ein Mal einen Dichter
oder einen berühmten Schriftsteller citiren werde.
Aber wenn sie das Gespräch darauf lenkte, brach er
ab, oder vielmehr er lenkte es auf Dinge, die jedem
geläufig, und wenn nicht, gab er solche Erklärungen
davon, daß sie jedem verständlich wurden. Ein Lehrer
muß doch da sein, um zu belehren, und doch wenig¬
stens zuweilen in schönen Redensarten sprechen, dachte sie,
die nicht Jedermann versteht, die aber so schön klin¬
gen, daß man neugierig wird und zum Lernen Lust
bekommt. Ihr Mann meinte, wenn die Stunden
anfingen, werde er wohl gelehrter sprechen. Die
Kriegsräthin aber wollte ihre Freundin, die Obristin,

fangen als beim Eintritt. Man ſprach über dies und
jenes, Tagesereigniſſe und Naturerſcheinungen, man
ward über die Stunden einig, über die Bedingungen
war man es ſchon vorher durch den Geheimrath. Er
hatte gar nicht examinirt und doch ſagte er beim Ab¬
ſchied zur Mutter: er wiſſe nun genau, wo er an¬
fangen ſolle. Adelheid nahm das Licht vom Tiſch
und leuchtete ihm hinaus. Vom Treppengeländer
aus wünſchte ſie ihm eine gute Nacht.

Die Mutter begriff ihre Tochter nicht; noch eben
ſo bang und plötzlich ſo unbefangen. Adelheit er¬
klärte, der Herr van Aſten komme ihr gar nicht wie
ein Lehrer vor, ſondern wie ein gewöhnlicher Menſch.
Er ſpräche ja ſo, daß ein Kind ihn verſtehen könnte.
— Das aber grade machte die Mutter bedenklich, ob
ihr Mann auch an den rechten gerathen. Sie hatte
Achtung gegeben, ob er nicht ein Mal einen Dichter
oder einen berühmten Schriftſteller citiren werde.
Aber wenn ſie das Geſpräch darauf lenkte, brach er
ab, oder vielmehr er lenkte es auf Dinge, die jedem
geläufig, und wenn nicht, gab er ſolche Erklärungen
davon, daß ſie jedem verſtändlich wurden. Ein Lehrer
muß doch da ſein, um zu belehren, und doch wenig¬
ſtens zuweilen in ſchönen Redensarten ſprechen, dachte ſie,
die nicht Jedermann verſteht, die aber ſo ſchön klin¬
gen, daß man neugierig wird und zum Lernen Luſt
bekommt. Ihr Mann meinte, wenn die Stunden
anfingen, werde er wohl gelehrter ſprechen. Die
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[208/0222] fangen als beim Eintritt. Man ſprach über dies und jenes, Tagesereigniſſe und Naturerſcheinungen, man ward über die Stunden einig, über die Bedingungen war man es ſchon vorher durch den Geheimrath. Er hatte gar nicht examinirt und doch ſagte er beim Ab¬ ſchied zur Mutter: er wiſſe nun genau, wo er an¬ fangen ſolle. Adelheid nahm das Licht vom Tiſch und leuchtete ihm hinaus. Vom Treppengeländer aus wünſchte ſie ihm eine gute Nacht. Die Mutter begriff ihre Tochter nicht; noch eben ſo bang und plötzlich ſo unbefangen. Adelheit er¬ klärte, der Herr van Aſten komme ihr gar nicht wie ein Lehrer vor, ſondern wie ein gewöhnlicher Menſch. Er ſpräche ja ſo, daß ein Kind ihn verſtehen könnte. — Das aber grade machte die Mutter bedenklich, ob ihr Mann auch an den rechten gerathen. Sie hatte Achtung gegeben, ob er nicht ein Mal einen Dichter oder einen berühmten Schriftſteller citiren werde. Aber wenn ſie das Geſpräch darauf lenkte, brach er ab, oder vielmehr er lenkte es auf Dinge, die jedem geläufig, und wenn nicht, gab er ſolche Erklärungen davon, daß ſie jedem verſtändlich wurden. Ein Lehrer muß doch da ſein, um zu belehren, und doch wenig¬ ſtens zuweilen in ſchönen Redensarten ſprechen, dachte ſie, die nicht Jedermann verſteht, die aber ſo ſchön klin¬ gen, daß man neugierig wird und zum Lernen Luſt bekommt. Ihr Mann meinte, wenn die Stunden anfingen, werde er wohl gelehrter ſprechen. Die Kriegsräthin aber wollte ihre Freundin, die Obriſtin,

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/222>, abgerufen am 24.11.2024.