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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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würde ihr doppelt lieb sein, wenn es dem englischen
Kinde gut stände.

Der Weg ward so schwer, die Luft so drückend.
Die Kinder waren müde. Nur der Kriegsrath schritt
stramm voran. Da ging ein Lüftchen durch die Ulmen,
aber kein erfrischendes, es war der Vorbote eines
nahenden Sturmes. Vom Templower Berge kamen
dicke Gewitterwolken. "Wenn uns das noch träfe!"
sagte die Kriegsräthin. Es fielen die ersten Tropfen,
einzelne, aber sehr schwere. "Herr Jesus, Mann,
ob's nicht besser wäre, wenn wir umkehren ins Dorf?
Die Stadt erreichen wir nicht mehr." -- Der Kriegs¬
rath wies schweigend mit dem Stock zurück: "Ich
kehre nicht um." Hinter ihnen war die dunkle Wetter¬
wand aufgestiegen, von Blitzen schon durchzuckt und
am sternenflimmernden Horizont näherte sich die Wand
den beiden Wolken. "Wenn das zusammenstößt!"
-- "Wenn das uns träfe." -- "Es trifft uns schon!"
Der erste Donner rollte dumpf über die Fläche. Der
zweite, dritte war schon näher. Jetzt tröpfelte es
nicht mehr, es prasselte. "Unter die Bäume! Dicht
unter die Bäume!" rief die Mutter. Die Bäume
halfen wenig, und bald hatten sie die letzte der breit¬
wipfligen Ulmen erreicht, von wo ab das freie, weite
Blachfeld vor ihnen lag, und kein Schutz vor dem
Regen, der nicht mehr strömte, es schoß und goß.

Sie standen unter der letzten Ulme, die dicht
um ihren Stamm noch ein Wetterdach vor dem Wolken¬
bruch von oben gewährte, aber nicht vor dem Regen,

I. 13

würde ihr doppelt lieb ſein, wenn es dem engliſchen
Kinde gut ſtände.

Der Weg ward ſo ſchwer, die Luft ſo drückend.
Die Kinder waren müde. Nur der Kriegsrath ſchritt
ſtramm voran. Da ging ein Lüftchen durch die Ulmen,
aber kein erfriſchendes, es war der Vorbote eines
nahenden Sturmes. Vom Templower Berge kamen
dicke Gewitterwolken. „Wenn uns das noch träfe!“
ſagte die Kriegsräthin. Es fielen die erſten Tropfen,
einzelne, aber ſehr ſchwere. „Herr Jeſus, Mann,
ob's nicht beſſer wäre, wenn wir umkehren ins Dorf?
Die Stadt erreichen wir nicht mehr.“ — Der Kriegs¬
rath wies ſchweigend mit dem Stock zurück: „Ich
kehre nicht um.“ Hinter ihnen war die dunkle Wetter¬
wand aufgeſtiegen, von Blitzen ſchon durchzuckt und
am ſternenflimmernden Horizont näherte ſich die Wand
den beiden Wolken. „Wenn das zuſammenſtößt!“
— „Wenn das uns träfe.“ — „Es trifft uns ſchon!“
Der erſte Donner rollte dumpf über die Fläche. Der
zweite, dritte war ſchon näher. Jetzt tröpfelte es
nicht mehr, es praſſelte. „Unter die Bäume! Dicht
unter die Bäume!“ rief die Mutter. Die Bäume
halfen wenig, und bald hatten ſie die letzte der breit¬
wipfligen Ulmen erreicht, von wo ab das freie, weite
Blachfeld vor ihnen lag, und kein Schutz vor dem
Regen, der nicht mehr ſtrömte, es ſchoß und goß.

Sie ſtanden unter der letzten Ulme, die dicht
um ihren Stamm noch ein Wetterdach vor dem Wolken¬
bruch von oben gewährte, aber nicht vor dem Regen,

I. 13
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[193/0207] würde ihr doppelt lieb ſein, wenn es dem engliſchen Kinde gut ſtände. Der Weg ward ſo ſchwer, die Luft ſo drückend. Die Kinder waren müde. Nur der Kriegsrath ſchritt ſtramm voran. Da ging ein Lüftchen durch die Ulmen, aber kein erfriſchendes, es war der Vorbote eines nahenden Sturmes. Vom Templower Berge kamen dicke Gewitterwolken. „Wenn uns das noch träfe!“ ſagte die Kriegsräthin. Es fielen die erſten Tropfen, einzelne, aber ſehr ſchwere. „Herr Jeſus, Mann, ob's nicht beſſer wäre, wenn wir umkehren ins Dorf? Die Stadt erreichen wir nicht mehr.“ — Der Kriegs¬ rath wies ſchweigend mit dem Stock zurück: „Ich kehre nicht um.“ Hinter ihnen war die dunkle Wetter¬ wand aufgeſtiegen, von Blitzen ſchon durchzuckt und am ſternenflimmernden Horizont näherte ſich die Wand den beiden Wolken. „Wenn das zuſammenſtößt!“ — „Wenn das uns träfe.“ — „Es trifft uns ſchon!“ Der erſte Donner rollte dumpf über die Fläche. Der zweite, dritte war ſchon näher. Jetzt tröpfelte es nicht mehr, es praſſelte. „Unter die Bäume! Dicht unter die Bäume!“ rief die Mutter. Die Bäume halfen wenig, und bald hatten ſie die letzte der breit¬ wipfligen Ulmen erreicht, von wo ab das freie, weite Blachfeld vor ihnen lag, und kein Schutz vor dem Regen, der nicht mehr ſtrömte, es ſchoß und goß. Sie ſtanden unter der letzten Ulme, die dicht um ihren Stamm noch ein Wetterdach vor dem Wolken¬ bruch von oben gewährte, aber nicht vor dem Regen, I. 13

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/207>, abgerufen am 24.11.2024.