Aus dem Kruge schallte Tanzmusik. Reiter gal¬ loppirten auf dem Fahrwege heran, es waren Gens¬ d'armerieofficiere. Sie hielten plötzlich an, und lorg¬ nirten die Gesellschaft. Mit einem häßlichen Gelächter gab der eine ein Zeichen. Die Frauen schrien, sie glaubten, die Reiter wollten den Tisch umreiten; sie ritten nur um den Tisch, einer hinter dem andern im Kreise, oft so nahe, daß die Pferde die Stuhl¬ lehnen berührten. Die Kriegsräthin ward blaß vor Schreck, der Kriegsrath vor Unwillen, die jungen Mädchen senkten die Köpfe, die Kinder waren ängst¬ lich vor den Pferden. Die Obristin faßte den Arm des Kriegsraths unter dem Tisch, und flüsterte ihm zu: "es sind junge Leute." Die jungen Leute aber beugten sich seltsam im Sattel, sie warfen Kußhände zu mit den Fingern, mit beiden Händen, sie miauten, schnalzten, krähten. Endlich waren sie wie der Sturm¬ wind verschwunden, nachdem sie ein: "Auf Wiedersehn, allerliebste Engelchen!" der Gesellschaft zugerufen.
Der Schemel hinter ihm fiel auf die Erde, als der Kriegsrath aufsprang und der Aufbruch war damit gemacht. "Gerechter Gott! rief er, den Stock auf die Erde stampfend, wann wird das endlich mal ein Ende nehmen! Giebts denn keinen Fleck auf der Erde, wo man seine Töchter ruhig hinführen kann! Giebts denn Niemand, der dem Könige das sagt, denn er ist gütig und gerecht."
Die Frau Kriegsräthin wehrte still die Obristin ab, die beruhigende Worte auf der Lippe hatte, von
Aus dem Kruge ſchallte Tanzmuſik. Reiter gal¬ loppirten auf dem Fahrwege heran, es waren Gens¬ d'armerieofficiere. Sie hielten plötzlich an, und lorg¬ nirten die Geſellſchaft. Mit einem häßlichen Gelächter gab der eine ein Zeichen. Die Frauen ſchrien, ſie glaubten, die Reiter wollten den Tiſch umreiten; ſie ritten nur um den Tiſch, einer hinter dem andern im Kreiſe, oft ſo nahe, daß die Pferde die Stuhl¬ lehnen berührten. Die Kriegsräthin ward blaß vor Schreck, der Kriegsrath vor Unwillen, die jungen Mädchen ſenkten die Köpfe, die Kinder waren ängſt¬ lich vor den Pferden. Die Obriſtin faßte den Arm des Kriegsraths unter dem Tiſch, und flüſterte ihm zu: „es ſind junge Leute.“ Die jungen Leute aber beugten ſich ſeltſam im Sattel, ſie warfen Kußhände zu mit den Fingern, mit beiden Händen, ſie miauten, ſchnalzten, krähten. Endlich waren ſie wie der Sturm¬ wind verſchwunden, nachdem ſie ein: „Auf Wiederſehn, allerliebſte Engelchen!“ der Geſellſchaft zugerufen.
Der Schemel hinter ihm fiel auf die Erde, als der Kriegsrath aufſprang und der Aufbruch war damit gemacht. „Gerechter Gott! rief er, den Stock auf die Erde ſtampfend, wann wird das endlich mal ein Ende nehmen! Giebts denn keinen Fleck auf der Erde, wo man ſeine Töchter ruhig hinführen kann! Giebts denn Niemand, der dem Könige das ſagt, denn er iſt gütig und gerecht.“
Die Frau Kriegsräthin wehrte ſtill die Obriſtin ab, die beruhigende Worte auf der Lippe hatte, von
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Aus dem Kruge ſchallte Tanzmuſik. Reiter gal¬
loppirten auf dem Fahrwege heran, es waren Gens¬
d'armerieofficiere. Sie hielten plötzlich an, und lorg¬
nirten die Geſellſchaft. Mit einem häßlichen Gelächter
gab der eine ein Zeichen. Die Frauen ſchrien, ſie
glaubten, die Reiter wollten den Tiſch umreiten; ſie
ritten nur um den Tiſch, einer hinter dem andern
im Kreiſe, oft ſo nahe, daß die Pferde die Stuhl¬
lehnen berührten. Die Kriegsräthin ward blaß vor
Schreck, der Kriegsrath vor Unwillen, die jungen
Mädchen ſenkten die Köpfe, die Kinder waren ängſt¬
lich vor den Pferden. Die Obriſtin faßte den Arm
des Kriegsraths unter dem Tiſch, und flüſterte ihm
zu: „es ſind junge Leute.“ Die jungen Leute aber
beugten ſich ſeltſam im Sattel, ſie warfen Kußhände
zu mit den Fingern, mit beiden Händen, ſie miauten,
ſchnalzten, krähten. Endlich waren ſie wie der Sturm¬
wind verſchwunden, nachdem ſie ein: „Auf Wiederſehn,
allerliebſte Engelchen!“ der Geſellſchaft zugerufen.
Der Schemel hinter ihm fiel auf die Erde, als
der Kriegsrath aufſprang und der Aufbruch war
damit gemacht. „Gerechter Gott! rief er, den Stock
auf die Erde ſtampfend, wann wird das endlich mal
ein Ende nehmen! Giebts denn keinen Fleck auf der
Erde, wo man ſeine Töchter ruhig hinführen kann!
Giebts denn Niemand, der dem Könige das ſagt,
denn er iſt gütig und gerecht.“
Die Frau Kriegsräthin wehrte ſtill die Obriſtin
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/205>, abgerufen am 24.11.2024.
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