Auch die Sonne hat Flecken, und auch in der glücklichsten Ehe giebt es Familienscenen.
"Ach, daß ein so schöner Tag so ausgehen muß!" seufzte die Hofräthin, aber der Kriegsrath blieb uner¬ bittlich. Es war doch wie vom Himmel gefügt, daß sie mit einer so vornehmen liebenswürdigen und freund¬ lichen Dame Bekanntschaft gemacht. Die Herzens¬ güte sah man ihr an den Augen ab. Was konnte ihre Tochter davon profitiren! Sie war ganz gewiß, daß die Obristin die Adelheid zu sich einladen würde, und wer weiß, wenn die Nichten mit ihr Freundschaft schlössen, ob sie nicht an ihren Privatstunden Theil nehmen könnte. Ja es wäre wohl möglich, daß die Obristin ihre Tochter ins Haus nähme, in Pension wollte sie gar nicht sagen, denn sie hätte wohl be¬ merkt, mit welchem Wohlgefallen sie die Adelheid immer angesehen. Und alle diese Vortheile und Aus¬ sichten wolle er muthwillig von sich stoßen. Und warum?
Zwölftes Kapitel. Das Gewitter.
Auch die Sonne hat Flecken, und auch in der glücklichſten Ehe giebt es Familienſcenen.
„Ach, daß ein ſo ſchöner Tag ſo ausgehen muß!“ ſeufzte die Hofräthin, aber der Kriegsrath blieb uner¬ bittlich. Es war doch wie vom Himmel gefügt, daß ſie mit einer ſo vornehmen liebenswürdigen und freund¬ lichen Dame Bekanntſchaft gemacht. Die Herzens¬ güte ſah man ihr an den Augen ab. Was konnte ihre Tochter davon profitiren! Sie war ganz gewiß, daß die Obriſtin die Adelheid zu ſich einladen würde, und wer weiß, wenn die Nichten mit ihr Freundſchaft ſchlöſſen, ob ſie nicht an ihren Privatſtunden Theil nehmen könnte. Ja es wäre wohl möglich, daß die Obriſtin ihre Tochter ins Haus nähme, in Penſion wollte ſie gar nicht ſagen, denn ſie hätte wohl be¬ merkt, mit welchem Wohlgefallen ſie die Adelheid immer angeſehen. Und alle dieſe Vortheile und Aus¬ ſichten wolle er muthwillig von ſich ſtoßen. Und warum?
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Zwölftes Kapitel.
Das Gewitter.
Auch die Sonne hat Flecken, und auch in der
glücklichſten Ehe giebt es Familienſcenen.
„Ach, daß ein ſo ſchöner Tag ſo ausgehen muß!“
ſeufzte die Hofräthin, aber der Kriegsrath blieb uner¬
bittlich. Es war doch wie vom Himmel gefügt, daß
ſie mit einer ſo vornehmen liebenswürdigen und freund¬
lichen Dame Bekanntſchaft gemacht. Die Herzens¬
güte ſah man ihr an den Augen ab. Was konnte
ihre Tochter davon profitiren! Sie war ganz gewiß,
daß die Obriſtin die Adelheid zu ſich einladen würde,
und wer weiß, wenn die Nichten mit ihr Freundſchaft
ſchlöſſen, ob ſie nicht an ihren Privatſtunden Theil
nehmen könnte. Ja es wäre wohl möglich, daß die
Obriſtin ihre Tochter ins Haus nähme, in Penſion
wollte ſie gar nicht ſagen, denn ſie hätte wohl be¬
merkt, mit welchem Wohlgefallen ſie die Adelheid
immer angeſehen. Und alle dieſe Vortheile und Aus¬
ſichten wolle er muthwillig von ſich ſtoßen. Und
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. [183]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/197>, abgerufen am 21.11.2024.
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