Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.hätte sie gesehen, daß es alle reiche und generöse Die Schwarzbraune senkte ihren Kopf: "Mir "Wenn man nur Gesellschaft hätte!" rief die Ein stummer Blick der andern schien sie zu strafen. "Wir könnten uns baden! rief plötzlich die Mun¬ Der Gedanke zückte wie ein Blitz. Der Ort Die Karoline war plötzlich aufgeschnellt und hätte ſie geſehen, daß es alle reiche und generöſe Die Schwarzbraune ſenkte ihren Kopf: „Mir „Wenn man nur Geſellſchaft hätte!“ rief die Ein ſtummer Blick der andern ſchien ſie zu ſtrafen. „Wir könnten uns baden! rief plötzlich die Mun¬ Der Gedanke zückte wie ein Blitz. Der Ort Die Karoline war plötzlich aufgeſchnellt und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="178"/> hätte ſie geſehen, daß es alle reiche und generöſe<lb/> Herren wären, mancher hätte mit den Ducaten um<lb/> ſich geworfen, wie mit Zahlpfennigen, und alle hätten<lb/> geſagt, ſolche gute Meſſe hätten ſie lange nicht erlebt<lb/> und ſie wünſchten alle ihre Lebtage auf der Leip¬<lb/> ziger Meſſe zu ſein.</p><lb/> <p>Die Schwarzbraune ſenkte ihren Kopf: „Mir<lb/> iſt's hier viel lieber. Hier iſt's hübſch.“</p><lb/> <p>„Wenn man nur Geſellſchaft hätte!“ rief die<lb/> Nußbraune.</p><lb/> <p>Ein ſtummer Blick der andern ſchien ſie zu ſtrafen.<lb/> Auch die Königin ſah ſie verwundert an und ſagte:<lb/> „Sind wir uns nicht genug! Wir plaudern ja ſo aller¬<lb/> liebſt zuſammen, und wenn's nur nicht ſo heiß wäre.“</p><lb/> <p>„Wir könnten uns baden! rief plötzlich die Mun¬<lb/> tere. Ja baden, baden! Kinder, das iſt prächtig.“</p><lb/> <p>Der Gedanke zückte wie ein Blitz. Der Ort<lb/> war ſo ſtill und einſam, ein tiefer Keſſel, geſchützt<lb/> durch einen Rand von über Mannshöhe, und darüber<lb/> ſtand noch wie eine Ringmauer das Aehrenfeld. Wo<lb/> ſollte da ein Lauſcherblick herkommen! Selbſt die Vö¬<lb/> gel flogen nicht mehr. Im Strauche regten ſich die<lb/> Blätter, die Kornähren wiegten ſich nur durch ihre<lb/> Schwere.</p><lb/> <p>Die Karoline war plötzlich aufgeſchnellt und<lb/> machte eine Bewegung, als wolle ſie mit einem Ruck<lb/> ihre Kleider abwerfen. Jülli, die Schwarzbraune,<lb/> ſah fragend auf die Elfenkönigin, ob ſie Luſt habe?<lb/> — Luſt hatte ſie wohl, aber — aber ſie machte die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0192]
hätte ſie geſehen, daß es alle reiche und generöſe
Herren wären, mancher hätte mit den Ducaten um
ſich geworfen, wie mit Zahlpfennigen, und alle hätten
geſagt, ſolche gute Meſſe hätten ſie lange nicht erlebt
und ſie wünſchten alle ihre Lebtage auf der Leip¬
ziger Meſſe zu ſein.
Die Schwarzbraune ſenkte ihren Kopf: „Mir
iſt's hier viel lieber. Hier iſt's hübſch.“
„Wenn man nur Geſellſchaft hätte!“ rief die
Nußbraune.
Ein ſtummer Blick der andern ſchien ſie zu ſtrafen.
Auch die Königin ſah ſie verwundert an und ſagte:
„Sind wir uns nicht genug! Wir plaudern ja ſo aller¬
liebſt zuſammen, und wenn's nur nicht ſo heiß wäre.“
„Wir könnten uns baden! rief plötzlich die Mun¬
tere. Ja baden, baden! Kinder, das iſt prächtig.“
Der Gedanke zückte wie ein Blitz. Der Ort
war ſo ſtill und einſam, ein tiefer Keſſel, geſchützt
durch einen Rand von über Mannshöhe, und darüber
ſtand noch wie eine Ringmauer das Aehrenfeld. Wo
ſollte da ein Lauſcherblick herkommen! Selbſt die Vö¬
gel flogen nicht mehr. Im Strauche regten ſich die
Blätter, die Kornähren wiegten ſich nur durch ihre
Schwere.
Die Karoline war plötzlich aufgeſchnellt und
machte eine Bewegung, als wolle ſie mit einem Ruck
ihre Kleider abwerfen. Jülli, die Schwarzbraune,
ſah fragend auf die Elfenkönigin, ob ſie Luſt habe?
— Luſt hatte ſie wohl, aber — aber ſie machte die
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