Als die Bauerfrau mit beiden Armen einen Napf mit dampfenden Kartoffeln in der Schaale auf den Tisch trug, die, aufgesprungen, ihre würzige weiße Fülle entfalteten, ward das Ah noch lauter. Aber wie erschrocken blickten sie auf den Vater, als dieser plötzlich die Hand auf die Schüssel legte: "Halt Kinder! Ist es denn schon polizeilich erlaubt? Mich dünkt, das ist erst vom funfzehnten August ab."
Die Bäuerin gab die Versicherung, sie dürften jetzt schon vom ersten August ab frische Kartoffeln zu Markte bringen, und sie meinten, es werde künftig noch früher erlaubt werden, weil die Cultur fortschreite.
"Dann schreiten wir doch in einem Ding fort! sagte lächelnd der Major. Hab's mir auch so ge¬ dacht, wenn ich bedenke, wie sie jetzt die Kriege füh¬ ren. Ach, die Küchenwagen die wir mitschleppen mußten, und die Magazine, die der große Friedrich anlegte! Das kostete ein Heiden-Geld und ein Fuhr¬ wesen! Der Bonaparte bestellt seine Magazine in Feindes Land, ohne daß es ihm einen Groschen kostet; und eher fängt er den Krieg nicht an, als bis sie fertig sind."
"Wie meinst Du das?"
"Er läßt nicht früher ausmarschiren, als bis die Kartoffeln reif werden. Da finden seine Soldaten ihre Magazine überall auf dem Felde. Aber sie butteln und kochen sie auch im Juli, ja wenn sie Hunger haben schon im Juni. Kriegsrath! nicht wahr das ist abscheulich, so gegen die Polizeiordnung han¬ deln, wenn man hungert."
Als die Bauerfrau mit beiden Armen einen Napf mit dampfenden Kartoffeln in der Schaale auf den Tiſch trug, die, aufgeſprungen, ihre würzige weiße Fülle entfalteten, ward das Ah noch lauter. Aber wie erſchrocken blickten ſie auf den Vater, als dieſer plötzlich die Hand auf die Schüſſel legte: „Halt Kinder! Iſt es denn ſchon polizeilich erlaubt? Mich dünkt, das iſt erſt vom funfzehnten Auguſt ab.“
Die Bäuerin gab die Verſicherung, ſie dürften jetzt ſchon vom erſten Auguſt ab friſche Kartoffeln zu Markte bringen, und ſie meinten, es werde künftig noch früher erlaubt werden, weil die Cultur fortſchreite.
„Dann ſchreiten wir doch in einem Ding fort! ſagte lächelnd der Major. Hab's mir auch ſo ge¬ dacht, wenn ich bedenke, wie ſie jetzt die Kriege füh¬ ren. Ach, die Küchenwagen die wir mitſchleppen mußten, und die Magazine, die der große Friedrich anlegte! Das koſtete ein Heiden-Geld und ein Fuhr¬ weſen! Der Bonaparte beſtellt ſeine Magazine in Feindes Land, ohne daß es ihm einen Groſchen koſtet; und eher fängt er den Krieg nicht an, als bis ſie fertig ſind.“
„Wie meinſt Du das?“
„Er läßt nicht früher ausmarſchiren, als bis die Kartoffeln reif werden. Da finden ſeine Soldaten ihre Magazine überall auf dem Felde. Aber ſie butteln und kochen ſie auch im Juli, ja wenn ſie Hunger haben ſchon im Juni. Kriegsrath! nicht wahr das iſt abſcheulich, ſo gegen die Polizeiordnung han¬ deln, wenn man hungert.“
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Als die Bauerfrau mit beiden Armen einen
Napf mit dampfenden Kartoffeln in der Schaale auf
den Tiſch trug, die, aufgeſprungen, ihre würzige
weiße Fülle entfalteten, ward das Ah noch lauter.
Aber wie erſchrocken blickten ſie auf den Vater, als
dieſer plötzlich die Hand auf die Schüſſel legte:
„Halt Kinder! Iſt es denn ſchon polizeilich erlaubt?
Mich dünkt, das iſt erſt vom funfzehnten Auguſt ab.“
Die Bäuerin gab die Verſicherung, ſie dürften
jetzt ſchon vom erſten Auguſt ab friſche Kartoffeln zu
Markte bringen, und ſie meinten, es werde künftig
noch früher erlaubt werden, weil die Cultur fortſchreite.
„Dann ſchreiten wir doch in einem Ding fort!
ſagte lächelnd der Major. Hab's mir auch ſo ge¬
dacht, wenn ich bedenke, wie ſie jetzt die Kriege füh¬
ren. Ach, die Küchenwagen die wir mitſchleppen
mußten, und die Magazine, die der große Friedrich
anlegte! Das koſtete ein Heiden-Geld und ein Fuhr¬
weſen! Der Bonaparte beſtellt ſeine Magazine in
Feindes Land, ohne daß es ihm einen Groſchen koſtet; und
eher fängt er den Krieg nicht an, als bis ſie fertig ſind.“
„Wie meinſt Du das?“
„Er läßt nicht früher ausmarſchiren, als bis die
Kartoffeln reif werden. Da finden ſeine Soldaten
ihre Magazine überall auf dem Felde. Aber ſie
butteln und kochen ſie auch im Juli, ja wenn ſie
Hunger haben ſchon im Juni. Kriegsrath! nicht wahr
das iſt abſcheulich, ſo gegen die Polizeiordnung han¬
deln, wenn man hungert.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/157>, abgerufen am 22.11.2024.
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