dem Hause. Jeder hilft mit, denn mitarbeiten an der Herrichtung zur Tafel, zum Mittagstisch, ist ein Theil der Freude. Jeder, nur der Vater nicht. Ihm wird der erste Schemel unter die Linde gesetzt, daß er in Ruhe seine Pfeife rauchen kann. Die Bäuerin will dem Herrn Kriegsrath selbst die Kohle bringen, aber Adelheid nimmt ihr die Zange ab. Und nach¬ dem er mit dem Finger nachgestopft, und einige Züge versucht, kräuselt es sanft aus dem Meerschaumkopf, und aus den Lippen schießen Rauchwirbel regelmäßig hervor. Die Pfeife zieht, alles ist in Ordnung, der Vater nickt freundlich der Tochter zu, und sie flieht vergnügt ins Haus.
Was soll man zuerst ergreifen! Die Bäuerin eilt ans Heck, auf den kleinen Hügel, und pfeift durch die hohle Hand nach dem Felde. Sie mußten es wohl gehört haben, denn bald wimmelt es von kleinen Semmelköpfen in Flur und Küche, die ihr zur Hand sind. Da knarrt der Ziehbrunnen, das Reisig prasselt auf dem Heerde, bald lodern und knallen auch die Scheite frischen Holzes, die der älteste Knab noch eben im Hofe gespalten, und die Mutter aus der Stadt packt in der Stube aus den Körben und Beu¬ teln und vertheilt und bespricht mit der Hausfrau. Aber eben so schnell tragen die Knaben und die Magd Tisch, Schemel und Bänke aufs Grüne unter die Linde. Es fügt und schichtet sich, wenn auch nicht ganz regelrecht. Wie kann ein winklich gezimmerter Tisch grad auf der Erde stehen, die ja rund ist! Das
dem Hauſe. Jeder hilft mit, denn mitarbeiten an der Herrichtung zur Tafel, zum Mittagstiſch, iſt ein Theil der Freude. Jeder, nur der Vater nicht. Ihm wird der erſte Schemel unter die Linde geſetzt, daß er in Ruhe ſeine Pfeife rauchen kann. Die Bäuerin will dem Herrn Kriegsrath ſelbſt die Kohle bringen, aber Adelheid nimmt ihr die Zange ab. Und nach¬ dem er mit dem Finger nachgeſtopft, und einige Züge verſucht, kräuſelt es ſanft aus dem Meerſchaumkopf, und aus den Lippen ſchießen Rauchwirbel regelmäßig hervor. Die Pfeife zieht, alles iſt in Ordnung, der Vater nickt freundlich der Tochter zu, und ſie flieht vergnügt ins Haus.
Was ſoll man zuerſt ergreifen! Die Bäuerin eilt ans Heck, auf den kleinen Hügel, und pfeift durch die hohle Hand nach dem Felde. Sie mußten es wohl gehört haben, denn bald wimmelt es von kleinen Semmelköpfen in Flur und Küche, die ihr zur Hand ſind. Da knarrt der Ziehbrunnen, das Reiſig praſſelt auf dem Heerde, bald lodern und knallen auch die Scheite friſchen Holzes, die der älteſte Knab noch eben im Hofe geſpalten, und die Mutter aus der Stadt packt in der Stube aus den Körben und Beu¬ teln und vertheilt und beſpricht mit der Hausfrau. Aber eben ſo ſchnell tragen die Knaben und die Magd Tiſch, Schemel und Bänke aufs Grüne unter die Linde. Es fügt und ſchichtet ſich, wenn auch nicht ganz regelrecht. Wie kann ein winklich gezimmerter Tiſch grad auf der Erde ſtehen, die ja rund iſt! Das
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dem Hauſe. Jeder hilft mit, denn mitarbeiten an
der Herrichtung zur Tafel, zum Mittagstiſch, iſt ein
Theil der Freude. Jeder, nur der Vater nicht. Ihm
wird der erſte Schemel unter die Linde geſetzt, daß
er in Ruhe ſeine Pfeife rauchen kann. Die Bäuerin
will dem Herrn Kriegsrath ſelbſt die Kohle bringen,
aber Adelheid nimmt ihr die Zange ab. Und nach¬
dem er mit dem Finger nachgeſtopft, und einige Züge
verſucht, kräuſelt es ſanft aus dem Meerſchaumkopf,
und aus den Lippen ſchießen Rauchwirbel regelmäßig
hervor. Die Pfeife zieht, alles iſt in Ordnung, der
Vater nickt freundlich der Tochter zu, und ſie flieht
vergnügt ins Haus.
Was ſoll man zuerſt ergreifen! Die Bäuerin
eilt ans Heck, auf den kleinen Hügel, und pfeift durch
die hohle Hand nach dem Felde. Sie mußten es
wohl gehört haben, denn bald wimmelt es von kleinen
Semmelköpfen in Flur und Küche, die ihr zur Hand
ſind. Da knarrt der Ziehbrunnen, das Reiſig praſſelt
auf dem Heerde, bald lodern und knallen auch die
Scheite friſchen Holzes, die der älteſte Knab noch
eben im Hofe geſpalten, und die Mutter aus der
Stadt packt in der Stube aus den Körben und Beu¬
teln und vertheilt und beſpricht mit der Hausfrau.
Aber eben ſo ſchnell tragen die Knaben und die Magd
Tiſch, Schemel und Bänke aufs Grüne unter die
Linde. Es fügt und ſchichtet ſich, wenn auch nicht
ganz regelrecht. Wie kann ein winklich gezimmerter
Tiſch grad auf der Erde ſtehen, die ja rund iſt! Das
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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