Nun fängt der Festtag an. Die Hunde klaffen als sie das leichte Gitterthor in der Lyciumhecke ge¬ öffnet. Adelheid kennt sie, und sie kennen Adelheid; sie streichelt sie und sie wedeln zu ihren Füßen. Aber es ist tiefstill im Gehöft. Die Flurthür ist nicht verschlossen, doch auch im Innern des Hauses kein menschliches Wesen. Nur der graue Kater springt über den Heerd, und im Zimmer schnattert der Staar in seinem Käfigt, indeß die Wanduhr monoton tikt. -- Ach sie sind Alle auf dem Felde! Und das Feld ist weit. -- Dadurch scheint die Lustbarkeit gestört. Soll man die Jette wieder im Sonnenbrande hinaus¬ schicken? Nein, der graue Kater, der vor den Ein¬ dringlingen durch die angelehnte Kammerthür ent¬ flohen ist, zeigt ihnen ein anderes Auskunftmittel. Da liegt ja die alte Großmutter im Bette. Sie ist schon etwas närrisch und kann kaum mehr sprechen, aber Adelheid hat es ja neulich zu Pfingsten ver¬ standen, ihr Töne und Verständniß zu entlocken. Ja, die Alte liegt noch da, stumpfsinnig lächelt sie, wie zu allem auch den Eintretenden zu, ihre Anrede ist ihr nichts anderes als das Ticken der Uhr. Aber sie gafft Adelheids Gesicht an, ihr Grinsen wird zum Lächeln; sie muß sich neben sie setzen, sie streichelt ihre Locken mit der dürren Hand und wie durch die Berührung allmälig electrisirt, kommen Töne hervor, minder kreischend. Es leuchtet auch etwas wie Be¬ sinnung im Auge. Sie verständigen sich, ein Wort, ein Blick und sie wissen, daß die Hausfrau im Kuhstall ist.
Nun fängt der Feſttag an. Die Hunde klaffen als ſie das leichte Gitterthor in der Lyciumhecke ge¬ öffnet. Adelheid kennt ſie, und ſie kennen Adelheid; ſie ſtreichelt ſie und ſie wedeln zu ihren Füßen. Aber es iſt tiefſtill im Gehöft. Die Flurthür iſt nicht verſchloſſen, doch auch im Innern des Hauſes kein menſchliches Weſen. Nur der graue Kater ſpringt über den Heerd, und im Zimmer ſchnattert der Staar in ſeinem Käfigt, indeß die Wanduhr monoton tikt. — Ach ſie ſind Alle auf dem Felde! Und das Feld iſt weit. — Dadurch ſcheint die Luſtbarkeit geſtört. Soll man die Jette wieder im Sonnenbrande hinaus¬ ſchicken? Nein, der graue Kater, der vor den Ein¬ dringlingen durch die angelehnte Kammerthür ent¬ flohen iſt, zeigt ihnen ein anderes Auskunftmittel. Da liegt ja die alte Großmutter im Bette. Sie iſt ſchon etwas närriſch und kann kaum mehr ſprechen, aber Adelheid hat es ja neulich zu Pfingſten ver¬ ſtanden, ihr Töne und Verſtändniß zu entlocken. Ja, die Alte liegt noch da, ſtumpfſinnig lächelt ſie, wie zu allem auch den Eintretenden zu, ihre Anrede iſt ihr nichts anderes als das Ticken der Uhr. Aber ſie gafft Adelheids Geſicht an, ihr Grinſen wird zum Lächeln; ſie muß ſich neben ſie ſetzen, ſie ſtreichelt ihre Locken mit der dürren Hand und wie durch die Berührung allmälig electriſirt, kommen Töne hervor, minder kreiſchend. Es leuchtet auch etwas wie Be¬ ſinnung im Auge. Sie verſtändigen ſich, ein Wort, ein Blick und ſie wiſſen, daß die Hausfrau im Kuhſtall iſt.
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Nun fängt der Feſttag an. Die Hunde klaffen
als ſie das leichte Gitterthor in der Lyciumhecke ge¬
öffnet. Adelheid kennt ſie, und ſie kennen Adelheid;
ſie ſtreichelt ſie und ſie wedeln zu ihren Füßen. Aber
es iſt tiefſtill im Gehöft. Die Flurthür iſt nicht
verſchloſſen, doch auch im Innern des Hauſes kein
menſchliches Weſen. Nur der graue Kater ſpringt
über den Heerd, und im Zimmer ſchnattert der Staar
in ſeinem Käfigt, indeß die Wanduhr monoton tikt.
— Ach ſie ſind Alle auf dem Felde! Und das Feld
iſt weit. — Dadurch ſcheint die Luſtbarkeit geſtört.
Soll man die Jette wieder im Sonnenbrande hinaus¬
ſchicken? Nein, der graue Kater, der vor den Ein¬
dringlingen durch die angelehnte Kammerthür ent¬
flohen iſt, zeigt ihnen ein anderes Auskunftmittel.
Da liegt ja die alte Großmutter im Bette. Sie iſt
ſchon etwas närriſch und kann kaum mehr ſprechen,
aber Adelheid hat es ja neulich zu Pfingſten ver¬
ſtanden, ihr Töne und Verſtändniß zu entlocken. Ja,
die Alte liegt noch da, ſtumpfſinnig lächelt ſie, wie
zu allem auch den Eintretenden zu, ihre Anrede iſt
ihr nichts anderes als das Ticken der Uhr. Aber
ſie gafft Adelheids Geſicht an, ihr Grinſen wird zum
Lächeln; ſie muß ſich neben ſie ſetzen, ſie ſtreichelt
ihre Locken mit der dürren Hand und wie durch die
Berührung allmälig electriſirt, kommen Töne hervor,
minder kreiſchend. Es leuchtet auch etwas wie Be¬
ſinnung im Auge. Sie verſtändigen ſich, ein Wort, ein
Blick und ſie wiſſen, daß die Hausfrau im Kuhſtall iſt.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/135>, abgerufen am 28.11.2024.
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