Patriarch unter den Seinen lebt. Die Frau Mi¬ nisterin, wenn sie das schlichte Häubchen auf dem Kopf, die Schürze vor, als Hausfrau in Küch und Keller waltet! Ein Fremder könnte glauben, daß er in eine gewöhnliche Bürgerwirthschaft geräth. Ein herzlicher Händedruck würde ihn begrüßen, ein Trunk Bier steht immer auf dem Tische." --
"Trinken Excellenz jetzt Bier? fiel Lupinus rasch ein. -- Wahrscheinlich von dem, was mein Freund, der Hofrath Fredersdorf in Spandow braut. Ein treffliches Bier, aber sollte es ganz nach Excellenz Geschmack sein?"
"Das thut wohl nichts zur Sache. Ich meinte nur -- "
"Vielleicht nur des Magens wegen -- Excellenz leiden an Indigestionen -- da würde ein bitteres Magenbier, zum Exempel das Zerbster -- der Ma¬ gen eines Ministers ist etwas kostbares für das Land -- ich habe da eine gute Quelle. Meinen Herr Ge¬ heimrath vielleicht, daß Excellenz es nicht ungütig nehmen würden, wenn ich mir erlaubte ein Fäßchen --"
"Sorgen Sie lieber für Ihren eigenen Magen, sagte Bovillard aufstehend, denn Sie haben viel Ver¬ dorbenes gut zu machen!" -- Aber der Alp auf der Brust des Geheimrath Lupinus schien sich doch all¬ mälig gelöst zu haben, als er die Theilnahme seines Gönners bemerkte. Die Sache war nicht durch einen Scherz zu beseitigen. Man sprach auch von einem Dritten, der seine Vermittlung schon angeboten.
Patriarch unter den Seinen lebt. Die Frau Mi¬ niſterin, wenn ſie das ſchlichte Häubchen auf dem Kopf, die Schürze vor, als Hausfrau in Küch und Keller waltet! Ein Fremder könnte glauben, daß er in eine gewöhnliche Bürgerwirthſchaft geräth. Ein herzlicher Händedruck würde ihn begrüßen, ein Trunk Bier ſteht immer auf dem Tiſche.“ —
„Trinken Excellenz jetzt Bier? fiel Lupinus raſch ein. — Wahrſcheinlich von dem, was mein Freund, der Hofrath Fredersdorf in Spandow braut. Ein treffliches Bier, aber ſollte es ganz nach Excellenz Geſchmack ſein?“
„Das thut wohl nichts zur Sache. Ich meinte nur — “
„Vielleicht nur des Magens wegen — Excellenz leiden an Indigeſtionen — da würde ein bitteres Magenbier, zum Exempel das Zerbſter — der Ma¬ gen eines Miniſters iſt etwas koſtbares für das Land — ich habe da eine gute Quelle. Meinen Herr Ge¬ heimrath vielleicht, daß Excellenz es nicht ungütig nehmen würden, wenn ich mir erlaubte ein Fäßchen —“
„Sorgen Sie lieber für Ihren eigenen Magen, ſagte Bovillard aufſtehend, denn Sie haben viel Ver¬ dorbenes gut zu machen!“ — Aber der Alp auf der Bruſt des Geheimrath Lupinus ſchien ſich doch all¬ mälig gelöſt zu haben, als er die Theilnahme ſeines Gönners bemerkte. Die Sache war nicht durch einen Scherz zu beſeitigen. Man ſprach auch von einem Dritten, der ſeine Vermittlung ſchon angeboten.
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Patriarch unter den Seinen lebt. Die Frau Mi¬
niſterin, wenn ſie das ſchlichte Häubchen auf dem
Kopf, die Schürze vor, als Hausfrau in Küch und
Keller waltet! Ein Fremder könnte glauben, daß
er in eine gewöhnliche Bürgerwirthſchaft geräth. Ein
herzlicher Händedruck würde ihn begrüßen, ein Trunk
Bier ſteht immer auf dem Tiſche.“ —
„Trinken Excellenz jetzt Bier? fiel Lupinus raſch
ein. — Wahrſcheinlich von dem, was mein Freund,
der Hofrath Fredersdorf in Spandow braut. Ein
treffliches Bier, aber ſollte es ganz nach Excellenz
Geſchmack ſein?“
„Das thut wohl nichts zur Sache. Ich meinte
nur — “
„Vielleicht nur des Magens wegen — Excellenz
leiden an Indigeſtionen — da würde ein bitteres
Magenbier, zum Exempel das Zerbſter — der Ma¬
gen eines Miniſters iſt etwas koſtbares für das Land
— ich habe da eine gute Quelle. Meinen Herr Ge¬
heimrath vielleicht, daß Excellenz es nicht ungütig
nehmen würden, wenn ich mir erlaubte ein Fäßchen —“
„Sorgen Sie lieber für Ihren eigenen Magen,
ſagte Bovillard aufſtehend, denn Sie haben viel Ver¬
dorbenes gut zu machen!“ — Aber der Alp auf der
Bruſt des Geheimrath Lupinus ſchien ſich doch all¬
mälig gelöſt zu haben, als er die Theilnahme ſeines
Gönners bemerkte. Die Sache war nicht durch einen
Scherz zu beſeitigen. Man ſprach auch von einem
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/125>, abgerufen am 25.11.2024.
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