Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852."Menschenkenntniß, Herr Geheimerath. Lernt "Das will ich gelten lassen. Darum schickte Der Geheimerath senkte den Blick: "So viel mir "Das ist sehr klug von dem Jemand gehandelt. Die beiden Geheimeräthe sahen sich unwillkürlich "Und dann, warum müssen Sie mit jeder Schürze "Mon Dieu, auch das ein Verbrechen, wenn das „Menſchenkenntniß, Herr Geheimerath. Lernt „Das will ich gelten laſſen. Darum ſchickte Der Geheimerath ſenkte den Blick: „So viel mir „Das iſt ſehr klug von dem Jemand gehandelt. Die beiden Geheimeräthe ſahen ſich unwillkürlich „Und dann, warum müſſen Sie mit jeder Schürze „Mon Dieu, auch das ein Verbrechen, wenn das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0123" n="109"/> <p>„Menſchenkenntniß, Herr Geheimerath. Lernt<lb/> man in der Schwäche ſich nicht ſelbſt am beſten kennen?“</p><lb/> <p>„Das will ich gelten laſſen. Darum ſchickte<lb/> ein gewiſſer Jemand auch wohl ſeine Pantoffeln in<lb/> das Haus.“</p><lb/> <p>Der Geheimerath ſenkte den Blick: „So viel mir<lb/> bekannt, ſind dieſe ſchon vor Monaten wieder abgeholt.“</p><lb/> <p>„Das iſt ſehr klug von dem Jemand gehandelt.<lb/> Denn, merken Sie noch etwas, eine Polizeiordre iſt<lb/> unter der Feder, in dieſen Häuſern ſoll künftig eine<lb/> Präſenzliſte geführt werden. Wer aus- und eingeht,<lb/> muß ſeinen Namen einſchreiben. An jedem Morgen<lb/> wird der Polizeipräſident wiſſen, wer ſie beſucht hat,<lb/> und die Beamten werden höhern Orts gemeldet.“</p><lb/> <p>Die beiden Geheimeräthe ſahen ſich unwillkürlich<lb/> mit einem wunderbaren Blicke an. Es entſtand eine<lb/> Pauſe. Eine vertraulichere Stimmung ſchien zwiſchen<lb/> dem Wirklichen und dem Nichtwirklichen eingetreten,<lb/> als jener nach einem kurzen Ambuliren ſeine ver¬<lb/> ſchanzte Stellung im Stich laſſend, ſich mit über¬<lb/> kreuzten Beinen auf das Sopha ſetzte. Der Nicht¬<lb/> wirkliche nahm beſcheiden in der andern Ecke Platz.</p><lb/> <p>„Und dann, warum müſſen Sie mit jeder Schürze<lb/> auf der Straße Converſation anfangen, und jedes<lb/> hübſche Dienſtmädchen in die Backen kneifen?“</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">„Mon Dieu,</hi> auch das ein Verbrechen, wenn das<lb/> Herz uns treibt, unſere Mitmenſchen zu uns zu er¬<lb/> heben! <hi rendition="#aq">Je vous proteste, ce n'est rien que l'inspi¬<lb/> ration d'un coeur humain.“</hi></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [109/0123]
„Menſchenkenntniß, Herr Geheimerath. Lernt
man in der Schwäche ſich nicht ſelbſt am beſten kennen?“
„Das will ich gelten laſſen. Darum ſchickte
ein gewiſſer Jemand auch wohl ſeine Pantoffeln in
das Haus.“
Der Geheimerath ſenkte den Blick: „So viel mir
bekannt, ſind dieſe ſchon vor Monaten wieder abgeholt.“
„Das iſt ſehr klug von dem Jemand gehandelt.
Denn, merken Sie noch etwas, eine Polizeiordre iſt
unter der Feder, in dieſen Häuſern ſoll künftig eine
Präſenzliſte geführt werden. Wer aus- und eingeht,
muß ſeinen Namen einſchreiben. An jedem Morgen
wird der Polizeipräſident wiſſen, wer ſie beſucht hat,
und die Beamten werden höhern Orts gemeldet.“
Die beiden Geheimeräthe ſahen ſich unwillkürlich
mit einem wunderbaren Blicke an. Es entſtand eine
Pauſe. Eine vertraulichere Stimmung ſchien zwiſchen
dem Wirklichen und dem Nichtwirklichen eingetreten,
als jener nach einem kurzen Ambuliren ſeine ver¬
ſchanzte Stellung im Stich laſſend, ſich mit über¬
kreuzten Beinen auf das Sopha ſetzte. Der Nicht¬
wirkliche nahm beſcheiden in der andern Ecke Platz.
„Und dann, warum müſſen Sie mit jeder Schürze
auf der Straße Converſation anfangen, und jedes
hübſche Dienſtmädchen in die Backen kneifen?“
„Mon Dieu, auch das ein Verbrechen, wenn das
Herz uns treibt, unſere Mitmenſchen zu uns zu er¬
heben! Je vous proteste, ce n'est rien que l'inspi¬
ration d'un coeur humain.“
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