Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

"Dann bleiben nur die Gensd'armerie-Officiere
übrig."

"Mit diesen Herren komm ich nicht gern in Conflicte.
Man begegnet sich doch täglich in Gesellschaften."

"So könnten nur die deutschen Gelehrten, die
Romantiker, die Zielscheibe sein."

"Ganz richtig."

"Die Herr Geheimrath eben für unschädlich erklärt."

"Sie verführen die anderen mit ihren abstracten
Ideen. Ja, setzen Sie es recht ins Licht, die Lächer¬
lichkeit dieser Theoretiker, die sich einbilden, über
Dinge mitsprechen zu können, von denen sie nichts
verstehen. Geben Sie's ihnen recht stark, legen Sie
auch Napoleon einige pikante Phrasen in den Mund
über die deutschen Ideologen. Sie wären das ein¬
zige Hinderniß des Friedens, nach dem alle Welt
sich sehnt. Ich weiß, sie sinds nicht. Darauf kommt
es aber nicht an. Sie schlägt man, die Kriegspartei
meint man. Die Herren vom Militair erfreut es
inniglich, wenn man gegen die Professoren- und
Schreiberweisheit loszieht. Sie schlucken die Invec¬
tiven mit Heißhunger herunter und merken nicht, daß
es Schläge für sie selbst waren. -- A propos, wenn
Sie auch einige scharfe Seitenhiebe gegen den Herrn
von Stein geschickt anbringen könnten. --"

"Rechnen Herr Geheimrath den Freiherrn zu den
Ideologen, zu den Romantikern oder der Kriegspartei?"

"Qu'importe!"

"Viele richten ihre Blicke gerade jetzt auf ihn."

„Dann bleiben nur die Gensd'armerie-Officiere
übrig.“

„Mit dieſen Herren komm ich nicht gern in Conflicte.
Man begegnet ſich doch täglich in Geſellſchaften.“

„So könnten nur die deutſchen Gelehrten, die
Romantiker, die Zielſcheibe ſein.“

„Ganz richtig.“

„Die Herr Geheimrath eben für unſchädlich erklärt.“

„Sie verführen die anderen mit ihren abſtracten
Ideen. Ja, ſetzen Sie es recht ins Licht, die Lächer¬
lichkeit dieſer Theoretiker, die ſich einbilden, über
Dinge mitſprechen zu können, von denen ſie nichts
verſtehen. Geben Sie's ihnen recht ſtark, legen Sie
auch Napoleon einige pikante Phraſen in den Mund
über die deutſchen Ideologen. Sie wären das ein¬
zige Hinderniß des Friedens, nach dem alle Welt
ſich ſehnt. Ich weiß, ſie ſinds nicht. Darauf kommt
es aber nicht an. Sie ſchlägt man, die Kriegspartei
meint man. Die Herren vom Militair erfreut es
inniglich, wenn man gegen die Profeſſoren- und
Schreiberweisheit loszieht. Sie ſchlucken die Invec¬
tiven mit Heißhunger herunter und merken nicht, daß
es Schläge für ſie ſelbſt waren. — A propos, wenn
Sie auch einige ſcharfe Seitenhiebe gegen den Herrn
von Stein geſchickt anbringen könnten. —“

„Rechnen Herr Geheimrath den Freiherrn zu den
Ideologen, zu den Romantikern oder der Kriegspartei?“

Qu'importe!“

„Viele richten ihre Blicke gerade jetzt auf ihn.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0112" n="98"/>
        <p>&#x201E;Dann bleiben nur die Gensd'armerie-Officiere<lb/>
übrig.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Mit die&#x017F;en Herren komm ich nicht gern in Conflicte.<lb/>
Man begegnet &#x017F;ich doch täglich in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;So könnten nur die deut&#x017F;chen Gelehrten, die<lb/>
Romantiker, die Ziel&#x017F;cheibe &#x017F;ein.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ganz richtig.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die Herr Geheimrath eben für un&#x017F;chädlich erklärt.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie verführen die anderen mit ihren ab&#x017F;tracten<lb/>
Ideen. Ja, &#x017F;etzen Sie es recht ins Licht, die Lächer¬<lb/>
lichkeit die&#x017F;er Theoretiker, die &#x017F;ich einbilden, über<lb/>
Dinge mit&#x017F;prechen zu können, von denen &#x017F;ie nichts<lb/>
ver&#x017F;tehen. Geben Sie's ihnen recht &#x017F;tark, legen Sie<lb/>
auch Napoleon einige pikante Phra&#x017F;en in den Mund<lb/>
über die deut&#x017F;chen Ideologen. Sie wären das ein¬<lb/>
zige Hinderniß des Friedens, nach dem alle Welt<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;ehnt. Ich weiß, &#x017F;ie &#x017F;inds nicht. Darauf kommt<lb/>
es aber nicht an. Sie &#x017F;chlägt man, die Kriegspartei<lb/>
meint man. Die Herren vom Militair erfreut es<lb/>
inniglich, wenn man gegen die Profe&#x017F;&#x017F;oren- und<lb/>
Schreiberweisheit loszieht. Sie &#x017F;chlucken die Invec¬<lb/>
tiven mit Heißhunger herunter und merken nicht, daß<lb/>
es Schläge für &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t waren. &#x2014; <hi rendition="#aq">A propos</hi>, wenn<lb/>
Sie auch einige &#x017F;charfe Seitenhiebe gegen den Herrn<lb/>
von Stein ge&#x017F;chickt anbringen könnten. &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Rechnen Herr Geheimrath den Freiherrn zu den<lb/>
Ideologen, zu den Romantikern oder der Kriegspartei?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;<hi rendition="#aq">Qu'importe</hi>!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Viele richten ihre Blicke gerade jetzt auf ihn.&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0112] „Dann bleiben nur die Gensd'armerie-Officiere übrig.“ „Mit dieſen Herren komm ich nicht gern in Conflicte. Man begegnet ſich doch täglich in Geſellſchaften.“ „So könnten nur die deutſchen Gelehrten, die Romantiker, die Zielſcheibe ſein.“ „Ganz richtig.“ „Die Herr Geheimrath eben für unſchädlich erklärt.“ „Sie verführen die anderen mit ihren abſtracten Ideen. Ja, ſetzen Sie es recht ins Licht, die Lächer¬ lichkeit dieſer Theoretiker, die ſich einbilden, über Dinge mitſprechen zu können, von denen ſie nichts verſtehen. Geben Sie's ihnen recht ſtark, legen Sie auch Napoleon einige pikante Phraſen in den Mund über die deutſchen Ideologen. Sie wären das ein¬ zige Hinderniß des Friedens, nach dem alle Welt ſich ſehnt. Ich weiß, ſie ſinds nicht. Darauf kommt es aber nicht an. Sie ſchlägt man, die Kriegspartei meint man. Die Herren vom Militair erfreut es inniglich, wenn man gegen die Profeſſoren- und Schreiberweisheit loszieht. Sie ſchlucken die Invec¬ tiven mit Heißhunger herunter und merken nicht, daß es Schläge für ſie ſelbſt waren. — A propos, wenn Sie auch einige ſcharfe Seitenhiebe gegen den Herrn von Stein geſchickt anbringen könnten. —“ „Rechnen Herr Geheimrath den Freiherrn zu den Ideologen, zu den Romantikern oder der Kriegspartei?“ „Qu'importe!“ „Viele richten ihre Blicke gerade jetzt auf ihn.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/112
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/112>, abgerufen am 27.11.2024.