Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.Delabelle! Ob's wol noch ein Leben giebt, außer die- "Was Grillen in der schweren Stunde? Er- "Höre, Bruder! hören Sie, Fräulein. -- Verdam- Delabelle! Ob’s wol noch ein Leben giebt, außer die- „Was Grillen in der ſchweren Stunde? Er- „Höre, Bruder! hören Sie, Fräulein. — Verdam- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0097"/> Delabelle! Ob’s wol noch ein Leben giebt, außer die-<lb/> ſem hier?“</p><lb/> <p>„Was Grillen in der ſchweren Stunde? Er-<lb/> zähle, erzähle.“</p><lb/> <p>„Höre, Bruder! hören Sie, Fräulein. — Verdam-<lb/> men <hi rendition="#g">hier</hi> kann mich Niemand mehr, Niemand. Und<lb/> ob es drüben etwas giebt, ein Kriegsgericht, darüber<lb/> ſagſt Du mir nachher Deine aufrichtige Meinung, Ca-<lb/> merad. — Hu, es war eine wilde Zeit, Blut wie ro-<lb/> ther Wein. Jch wünſchte, ich wäre nicht dabei gewe-<lb/> ſen. Fräulein! Sollten wir uns irgendwo wiederfin-<lb/> den, — können Sie mir vergeben? — Jch habe ihn<lb/> nur vor dem Tribunal angeklagt — aber ermordet<lb/> habe ich ihn gewiß nicht — ſo wahr es eine Sonne<lb/> giebt. — Das hat Jblou ganz allein gethan. — Wie<lb/> ein Mann bin ich Jhrem Vater in die Vendēe gefolgt,<lb/> ich habe ihn wie einen Rebellen wollen erſchießen laſ-<lb/> ſen — das konnt’ ich auch, das durft’ ich auch — aber<lb/> ich habe es nicht gethan. Jch ſagte zu ihm: „„Flie-<lb/> hen Sie zu Jhrem Bruder, der wird Sie nach Deutſch-<lb/> land ſchaffen.““ — Warum that er es? Dafür kann<lb/><hi rendition="#g">ich</hi> ja nicht. Warum floh er zu ſeinem Bruder? hatte<lb/> ich die Pflicht, ihn den Bruder kennen zu lehren? —<lb/> Jblou bot mir die Hälfte aller Güter, wenn ich ſeinen<lb/> ältern Bruder um’s Leben brächte, aber ich ſagte zu ihm:<lb/> „„ich thue es nicht um <hi rendition="#g">alle</hi> Güter der Welt.““ —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0097]
Delabelle! Ob’s wol noch ein Leben giebt, außer die-
ſem hier?“
„Was Grillen in der ſchweren Stunde? Er-
zähle, erzähle.“
„Höre, Bruder! hören Sie, Fräulein. — Verdam-
men hier kann mich Niemand mehr, Niemand. Und
ob es drüben etwas giebt, ein Kriegsgericht, darüber
ſagſt Du mir nachher Deine aufrichtige Meinung, Ca-
merad. — Hu, es war eine wilde Zeit, Blut wie ro-
ther Wein. Jch wünſchte, ich wäre nicht dabei gewe-
ſen. Fräulein! Sollten wir uns irgendwo wiederfin-
den, — können Sie mir vergeben? — Jch habe ihn
nur vor dem Tribunal angeklagt — aber ermordet
habe ich ihn gewiß nicht — ſo wahr es eine Sonne
giebt. — Das hat Jblou ganz allein gethan. — Wie
ein Mann bin ich Jhrem Vater in die Vendēe gefolgt,
ich habe ihn wie einen Rebellen wollen erſchießen laſ-
ſen — das konnt’ ich auch, das durft’ ich auch — aber
ich habe es nicht gethan. Jch ſagte zu ihm: „„Flie-
hen Sie zu Jhrem Bruder, der wird Sie nach Deutſch-
land ſchaffen.““ — Warum that er es? Dafür kann
ich ja nicht. Warum floh er zu ſeinem Bruder? hatte
ich die Pflicht, ihn den Bruder kennen zu lehren? —
Jblou bot mir die Hälfte aller Güter, wenn ich ſeinen
ältern Bruder um’s Leben brächte, aber ich ſagte zu ihm:
„„ich thue es nicht um alle Güter der Welt.““ —
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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