gezogen. Eine Todtenstille herrschte im ganzen Ge- bäude, und nur im Zimmer des Maire auf dem andern Flügel brannte Licht. Aus dunkler Ferne beobachtete ich Auftritte, die mit jener Nachterscheinung in Ver- bindung stehen konnten, wenig geeignet, dem regnigten Herbstabende seine unfreundliche Seite zu nehmen. Schien es mir doch fast, wie eine Fortsetzung des Fiebertraum's. Jch glaubte Jblou auf- und abgeh'n zu sehen, glaubte Geld zählen und ihn Treppen steigen zu hören. Dann kam es mir vor, als rausche es im Nebenzimmer; als ich die Thüre leise öffnete, traf mein Blick Ade- laidens Vater. Auf sein Gesicht fiel ein Mondenstrahl. Ernst sah er mich an, und doch schien er auch zu bit- ten. Als ich aus dem Fenster blickte, bemerkte ich zwei dunkle Gestalten, wie sie sich nach einem Busch im Garten hinschlichen. Sie schienen zu unterhandeln, der eine blieb immer vorsichtig zurück. Endlich fand der andre eine Stelle, wo Beide stehen blieben. Er riß einige Sträucher aus und griff aus der Höhlung der Erde etwas hervor, was er dem zweiten übergab. Die- ser wog es in der Hand, Beide kehrten darauf nach dem äußersten Schloßflügel zurück, und ich erkannte die zwei Gestalten wieder in Jblou's Zimmer. Doch dauerte es nicht lange, so wurde es unter meinem Fen- ster abermals laut, und ich hörte eine Stimme: "Nun wirst Du mir endlich glauben lernen," und der Zweite antwortete: "Ja, wenn ich Alles habe. Führ' mich
gezogen. Eine Todtenſtille herrſchte im ganzen Ge- bäude, und nur im Zimmer des Maire auf dem andern Flügel brannte Licht. Aus dunkler Ferne beobachtete ich Auftritte, die mit jener Nachterſcheinung in Ver- bindung ſtehen konnten, wenig geeignet, dem regnigten Herbſtabende ſeine unfreundliche Seite zu nehmen. Schien es mir doch faſt, wie eine Fortſetzung des Fiebertraum’s. Jch glaubte Jblou auf- und abgeh’n zu ſehen, glaubte Geld zählen und ihn Treppen ſteigen zu hören. Dann kam es mir vor, als rauſche es im Nebenzimmer; als ich die Thüre leiſe öffnete, traf mein Blick Ade- laidens Vater. Auf ſein Geſicht fiel ein Mondenſtrahl. Ernſt ſah er mich an, und doch ſchien er auch zu bit- ten. Als ich aus dem Fenſter blickte, bemerkte ich zwei dunkle Geſtalten, wie ſie ſich nach einem Buſch im Garten hinſchlichen. Sie ſchienen zu unterhandeln, der eine blieb immer vorſichtig zurück. Endlich fand der andre eine Stelle, wo Beide ſtehen blieben. Er riß einige Sträucher aus und griff aus der Höhlung der Erde etwas hervor, was er dem zweiten übergab. Die- ſer wog es in der Hand, Beide kehrten darauf nach dem äußerſten Schloßflügel zurück, und ich erkannte die zwei Geſtalten wieder in Jblou’s Zimmer. Doch dauerte es nicht lange, ſo wurde es unter meinem Fen- ſter abermals laut, und ich hörte eine Stimme: „Nun wirſt Du mir endlich glauben lernen,“ und der Zweite antwortete: „Ja, wenn ich Alles habe. Führ’ mich
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[0088]
gezogen. Eine Todtenſtille herrſchte im ganzen Ge-
bäude, und nur im Zimmer des Maire auf dem andern
Flügel brannte Licht. Aus dunkler Ferne beobachtete
ich Auftritte, die mit jener Nachterſcheinung in Ver-
bindung ſtehen konnten, wenig geeignet, dem regnigten
Herbſtabende ſeine unfreundliche Seite zu nehmen. Schien
es mir doch faſt, wie eine Fortſetzung des Fiebertraum’s.
Jch glaubte Jblou auf- und abgeh’n zu ſehen, glaubte
Geld zählen und ihn Treppen ſteigen zu hören. Dann
kam es mir vor, als rauſche es im Nebenzimmer;
als ich die Thüre leiſe öffnete, traf mein Blick Ade-
laidens Vater. Auf ſein Geſicht fiel ein Mondenſtrahl.
Ernſt ſah er mich an, und doch ſchien er auch zu bit-
ten. Als ich aus dem Fenſter blickte, bemerkte ich
zwei dunkle Geſtalten, wie ſie ſich nach einem Buſch
im Garten hinſchlichen. Sie ſchienen zu unterhandeln,
der eine blieb immer vorſichtig zurück. Endlich fand
der andre eine Stelle, wo Beide ſtehen blieben. Er
riß einige Sträucher aus und griff aus der Höhlung der
Erde etwas hervor, was er dem zweiten übergab. Die-
ſer wog es in der Hand, Beide kehrten darauf nach
dem äußerſten Schloßflügel zurück, und ich erkannte
die zwei Geſtalten wieder in Jblou’s Zimmer. Doch
dauerte es nicht lange, ſo wurde es unter meinem Fen-
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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/88>, abgerufen am 07.07.2024.
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