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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.

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"Noch immer im Fieber, mein Herr," sagte ge-
lassen der Mann, "obgleich der Puls ruhig geht."

Daß ich es mindestens müsse gewesen seyn, ersah
ich, weil ich ohne Kraft mich zu halten, auf das Kopf-
kissen zurücksank. "Um Gottes Willen, rufen Sie
mir sogleich den Hauptmann oder meine Kameraden!"

"Meine Stimme müßte stärker seyn als die ein-
geschmolzenen Glocken meiner Kirche waren, um die
Herren zu errufen."

"Wo sind Sie?"

"Längst aufgebrochen, und auf dem Wege nach
der Heimath. Jm Umkreis von zwanzig Lieues sind
Sie der einzige Preuße."

"Wach' ich, oder träume ich? Wann sind sie
fortgegangen?"

"Vorgestern früh. Da Sie, mein Herr, im hef-
tigsten Fieber lagen, und der Herr Hauptmann Sie
nicht gern ins Lazareth schaffen wollte, erboten sich der
Herr Maire, Sie hier zu behalten und meiner Pflege
zu übergeben, und so habe ich das Glück gehabt, in den
drei Tagen Jhrer Bewußtlosigkeit das Fieber zu prü-
fen, und habe gefunden, daß es nahe an Manie gränzte,
denn solche Dinge, als ich hören mußte, sind mir noch
nie vorgekommen, es müßte denn deutsche Philosophie
seyn. Sie glaubten an einer blutigen Fontaine zu lie-
gen, und wollten immer abrücken und aus dem Bette

fort,

„Noch immer im Fieber, mein Herr,“ ſagte ge-
laſſen der Mann, „obgleich der Puls ruhig geht.“

Daß ich es mindeſtens müſſe geweſen ſeyn, erſah
ich, weil ich ohne Kraft mich zu halten, auf das Kopf-
kiſſen zurückſank. „Um Gottes Willen, rufen Sie
mir ſogleich den Hauptmann oder meine Kameraden!“

„Meine Stimme müßte ſtärker ſeyn als die ein-
geſchmolzenen Glocken meiner Kirche waren, um die
Herren zu errufen.“

„Wo ſind Sie?"

„Längſt aufgebrochen, und auf dem Wege nach
der Heimath. Jm Umkreis von zwanzig Lieues ſind
Sie der einzige Preuße.“

„Wach’ ich, oder träume ich? Wann ſind ſie
fortgegangen?“

„Vorgeſtern früh. Da Sie, mein Herr, im hef-
tigſten Fieber lagen, und der Herr Hauptmann Sie
nicht gern ins Lazareth ſchaffen wollte, erboten ſich der
Herr Maire, Sie hier zu behalten und meiner Pflege
zu übergeben, und ſo habe ich das Glück gehabt, in den
drei Tagen Jhrer Bewußtloſigkeit das Fieber zu prü-
fen, und habe gefunden, daß es nahe an Manie gränzte,
denn ſolche Dinge, als ich hören mußte, ſind mir noch
nie vorgekommen, es müßte denn deutſche Philoſophie
ſeyn. Sie glaubten an einer blutigen Fontaine zu lie-
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[0082] „Noch immer im Fieber, mein Herr,“ ſagte ge- laſſen der Mann, „obgleich der Puls ruhig geht.“ Daß ich es mindeſtens müſſe geweſen ſeyn, erſah ich, weil ich ohne Kraft mich zu halten, auf das Kopf- kiſſen zurückſank. „Um Gottes Willen, rufen Sie mir ſogleich den Hauptmann oder meine Kameraden!“ „Meine Stimme müßte ſtärker ſeyn als die ein- geſchmolzenen Glocken meiner Kirche waren, um die Herren zu errufen.“ „Wo ſind Sie?" „Längſt aufgebrochen, und auf dem Wege nach der Heimath. Jm Umkreis von zwanzig Lieues ſind Sie der einzige Preuße.“ „Wach’ ich, oder träume ich? Wann ſind ſie fortgegangen?“ „Vorgeſtern früh. Da Sie, mein Herr, im hef- tigſten Fieber lagen, und der Herr Hauptmann Sie nicht gern ins Lazareth ſchaffen wollte, erboten ſich der Herr Maire, Sie hier zu behalten und meiner Pflege zu übergeben, und ſo habe ich das Glück gehabt, in den drei Tagen Jhrer Bewußtloſigkeit das Fieber zu prü- fen, und habe gefunden, daß es nahe an Manie gränzte, denn ſolche Dinge, als ich hören mußte, ſind mir noch nie vorgekommen, es müßte denn deutſche Philoſophie ſeyn. Sie glaubten an einer blutigen Fontaine zu lie- gen, und wollten immer abrücken und aus dem Bette fort,

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/82>, abgerufen am 24.11.2024.