weckte, wie als die Stimmen riefen zum ersten Be- freiungskriege. Die Zurückgekehrten hatten noch nicht ausgeruht, kaum auserzählt. Die Aufgewachsenen woll- ten den Aelteren nicht nachstehen. Noch war Bonaparte der Held, der Armeen aus dem Boden stampfen konnte; mährchenhaft klang den Jüngeren seine Siegerkraft aus der Ammenstube, und sie namentlich predigten unter sich unerbittlich Cato's Vertilgungsspruch. Bald waren in Berlin die oberen Classen der Gymnasien geleert. Es litt Niemand sich und die Anderen ruhig zu Hause. Jn langen Reihen zogen durch Norddeutschland die Frei- willigen und träumten wol noch von den Exercitien aus Prima und Secunda, als auf der Schiffbrücke zum heiligen Köln ihnen schon die letzten Kanonenschläge der Bundesschlacht entgegenhallten, über deren Namen die Sieger sich weniger einigen konnten, als in ihrem Muth und Haß.
Die Sache war entschieden, aber der Krieg noch nicht zu Ende. Unter den feindlichen Wällen wurde die Mehrzahl der jüngeren Krieger erst einexercirt. Längs den Ufern der Maas und in den Schluchten der Ardennen seufzten die Ungeübten über die Strapazen des Krieges, ohne mehr vom Gedanken an seine Bedeu- tung erhoben zu werden. Der kleine Dienst erregte Mismuth; der Herbst in den düsteren Thälern trübte noch mehr die Aussicht. Die Mehrzahl der Freiwilli-
weckte, wie als die Stimmen riefen zum erſten Be- freiungskriege. Die Zurückgekehrten hatten noch nicht ausgeruht, kaum auserzählt. Die Aufgewachſenen woll- ten den Aelteren nicht nachſtehen. Noch war Bonaparte der Held, der Armeen aus dem Boden ſtampfen konnte; mährchenhaft klang den Jüngeren ſeine Siegerkraft aus der Ammenſtube, und ſie namentlich predigten unter ſich unerbittlich Cato’s Vertilgungsſpruch. Bald waren in Berlin die oberen Claſſen der Gymnaſien geleert. Es litt Niemand ſich und die Anderen ruhig zu Hauſe. Jn langen Reihen zogen durch Norddeutſchland die Frei- willigen und träumten wol noch von den Exercitien aus Prima und Secunda, als auf der Schiffbrücke zum heiligen Köln ihnen ſchon die letzten Kanonenſchläge der Bundesſchlacht entgegenhallten, über deren Namen die Sieger ſich weniger einigen konnten, als in ihrem Muth und Haß.
Die Sache war entſchieden, aber der Krieg noch nicht zu Ende. Unter den feindlichen Wällen wurde die Mehrzahl der jüngeren Krieger erſt einexercirt. Längs den Ufern der Maas und in den Schluchten der Ardennen ſeufzten die Ungeübten über die Strapazen des Krieges, ohne mehr vom Gedanken an ſeine Bedeu- tung erhoben zu werden. Der kleine Dienſt erregte Mismuth; der Herbſt in den düſteren Thälern trübte noch mehr die Ausſicht. Die Mehrzahl der Freiwilli-
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weckte, wie als die Stimmen riefen zum erſten Be-
freiungskriege. Die Zurückgekehrten hatten noch nicht
ausgeruht, kaum auserzählt. Die Aufgewachſenen woll-
ten den Aelteren nicht nachſtehen. Noch war Bonaparte
der Held, der Armeen aus dem Boden ſtampfen konnte;
mährchenhaft klang den Jüngeren ſeine Siegerkraft aus
der Ammenſtube, und ſie namentlich predigten unter ſich
unerbittlich Cato’s Vertilgungsſpruch. Bald waren in
Berlin die oberen Claſſen der Gymnaſien geleert. Es
litt Niemand ſich und die Anderen ruhig zu Hauſe. Jn
langen Reihen zogen durch Norddeutſchland die Frei-
willigen und träumten wol noch von den Exercitien
aus Prima und Secunda, als auf der Schiffbrücke zum
heiligen Köln ihnen ſchon die letzten Kanonenſchläge der
Bundesſchlacht entgegenhallten, über deren Namen die
Sieger ſich weniger einigen konnten, als in ihrem Muth
und Haß.
Die Sache war entſchieden, aber der Krieg noch
nicht zu Ende. Unter den feindlichen Wällen wurde
die Mehrzahl der jüngeren Krieger erſt einexercirt.
Längs den Ufern der Maas und in den Schluchten der
Ardennen ſeufzten die Ungeübten über die Strapazen
des Krieges, ohne mehr vom Gedanken an ſeine Bedeu-
tung erhoben zu werden. Der kleine Dienſt erregte
Mismuth; der Herbſt in den düſteren Thälern trübte
noch mehr die Ausſicht. Die Mehrzahl der Freiwilli-
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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/6>, abgerufen am 16.02.2025.
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