Es brannten schon mehrere Armleuchter auf der lan- gen Tafel, so daß ich mich nicht gleich in dem mir ungewohnt gewordenen Glanze zurecht fand. Jch er- kannte außer den Officieren noch einige Jäger, welche zu ihrer näheren Bekanntschaft gehörten, und so die Begünstigung, im Schlosse zu wohnen, erlangt hatten. Andre Hausgenossen saßen nebst dem Schloßbesitzer und Maire unter den Officieren vermischt, und die leeren Weinflaschen schienen Leben in der Gesellschaft ver- breitet zu haben. Um meinen Antrag zu rechtfertigen, konnte ich nicht umhin, einiges von dem zu erzählen, was mir in meinem vorigen Quartier auffällig ge- wesen. Jch fügte etwas hinzu von der Armuth und dem augenscheinlichen Haß gegen die Preußen. Der Maire verzog seinen Mund zum Lächeln; der Haupt- mann aber versicherte, ich sollte nicht mehr unter den Canibalen bleiben. Er bat Jenen, mich auch unter den Gästen seines befreundeten Schlosses aufzu- nehmen und kredenzte mir zum Willkommen ein Glas Wein. Der Maire versicherte, mit Vergnügen mich aufzunehmen, wenn ich bei der Ueberfüllung mit ver- ehrten Gästen mit bescheidenem Platze vorlieb nehmen wolle. Dann setzte er hinzu mit gen Himmel gerich- tetem Blicke:
"Jch kenne diesen Capitain Delabelle; ich wage es aber kaum etwas Schlimmes über ihn zu äußern,
Es brannten ſchon mehrere Armleuchter auf der lan- gen Tafel, ſo daß ich mich nicht gleich in dem mir ungewohnt gewordenen Glanze zurecht fand. Jch er- kannte außer den Officieren noch einige Jäger, welche zu ihrer näheren Bekanntſchaft gehörten, und ſo die Begünſtigung, im Schloſſe zu wohnen, erlangt hatten. Andre Hausgenoſſen ſaßen nebſt dem Schloßbeſitzer und Maire unter den Officieren vermiſcht, und die leeren Weinflaſchen ſchienen Leben in der Geſellſchaft ver- breitet zu haben. Um meinen Antrag zu rechtfertigen, konnte ich nicht umhin, einiges von dem zu erzählen, was mir in meinem vorigen Quartier auffällig ge- weſen. Jch fügte etwas hinzu von der Armuth und dem augenſcheinlichen Haß gegen die Preußen. Der Maire verzog ſeinen Mund zum Lächeln; der Haupt- mann aber verſicherte, ich ſollte nicht mehr unter den Canibalen bleiben. Er bat Jenen, mich auch unter den Gäſten ſeines befreundeten Schloſſes aufzu- nehmen und kredenzte mir zum Willkommen ein Glas Wein. Der Maire verſicherte, mit Vergnügen mich aufzunehmen, wenn ich bei der Ueberfüllung mit ver- ehrten Gäſten mit beſcheidenem Platze vorlieb nehmen wolle. Dann ſetzte er hinzu mit gen Himmel gerich- tetem Blicke:
„Jch kenne dieſen Capitain Delabelle; ich wage es aber kaum etwas Schlimmes über ihn zu äußern,
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[0058]
Es brannten ſchon mehrere Armleuchter auf der lan-
gen Tafel, ſo daß ich mich nicht gleich in dem mir
ungewohnt gewordenen Glanze zurecht fand. Jch er-
kannte außer den Officieren noch einige Jäger, welche
zu ihrer näheren Bekanntſchaft gehörten, und ſo die
Begünſtigung, im Schloſſe zu wohnen, erlangt hatten.
Andre Hausgenoſſen ſaßen nebſt dem Schloßbeſitzer und
Maire unter den Officieren vermiſcht, und die leeren
Weinflaſchen ſchienen Leben in der Geſellſchaft ver-
breitet zu haben. Um meinen Antrag zu rechtfertigen,
konnte ich nicht umhin, einiges von dem zu erzählen,
was mir in meinem vorigen Quartier auffällig ge-
weſen. Jch fügte etwas hinzu von der Armuth und
dem augenſcheinlichen Haß gegen die Preußen. Der
Maire verzog ſeinen Mund zum Lächeln; der Haupt-
mann aber verſicherte, ich ſollte nicht mehr unter
den Canibalen bleiben. Er bat Jenen, mich auch
unter den Gäſten ſeines befreundeten Schloſſes aufzu-
nehmen und kredenzte mir zum Willkommen ein Glas
Wein. Der Maire verſicherte, mit Vergnügen mich
aufzunehmen, wenn ich bei der Ueberfüllung mit ver-
ehrten Gäſten mit beſcheidenem Platze vorlieb nehmen
wolle. Dann ſetzte er hinzu mit gen Himmel gerich-
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„Jch kenne dieſen Capitain Delabelle; ich wage
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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/58>, abgerufen am 07.07.2024.
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