Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.die Worte: "Mord und Flucht" deutlich heraus. Ge- Jch behorchte wider Willen noch ein Zusammen- die Worte: „Mord und Flucht“ deutlich heraus. Ge- Jch behorchte wider Willen noch ein Zuſammen- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0056"/> die Worte: „Mord <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> Flucht“ deutlich heraus. Ge-<lb/> gen mich war es nicht abgeſehen. Aber die Zuſam-<lb/> menkünfte wurden immer häufiger, der Capitain zeigte<lb/> jeden Morgen darauf eine finſtere Stirn. Jn Gedan-<lb/> ken verloren, hörte er nicht auf meine Reden. Er<lb/> prüfte meine Büchſe, legte an, und einmal hörte ich<lb/> ihn für ſich ſprechen: „Ein Druck, und es iſt abge-<lb/> than.“ Ein Franzoſe, der brütend über ſeine Gedan-<lb/> ken, ſich und das Leben vergißt, iſt eine gefährliche Er-<lb/> ſcheinung.</p><lb/> <p>Jch behorchte wider Willen noch ein Zuſammen-<lb/> treffen. Jch hörte die Worte heraus: „Dein Haus<lb/> kannſt Du nicht in die Taſche ſtecken; wie wenn Deine<lb/> Mutter und Schweſter — Die Antwort des Capitains<lb/> nahm der Wind hinweg; ſein Ton, der Tritt mit dem<lb/> er in’s Haus zurückkehrte, deuteten aber an, daß ihn<lb/> die Vorſtellung in einem gefaßten Entſchluſſe nicht wan-<lb/> kend mache. Noch einmal umfaßte mich der Schlaf,<lb/> aber mit den Armen des Alps. Mein todter Freund<lb/> lag an meiner Bruſt, ſeine blauen Lippen öffneten ſich<lb/> umſonſt, er brachte keine Töne hervor. Aber es war,<lb/> als wollte er mit Anſtrengung aller ſeiner Kräfte mich<lb/> fortreißen. Er zeigte nach der Ferne, und ich ſah ein<lb/> Schloß, hell erleuchtet <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> drinnen zechte man. Er<lb/> riß mich endlich auf und verſchwand. Während ich<lb/> noch dem ſonderbaren Traume nachſann, der alle vori-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0056]
die Worte: „Mord und Flucht“ deutlich heraus. Ge-
gen mich war es nicht abgeſehen. Aber die Zuſam-
menkünfte wurden immer häufiger, der Capitain zeigte
jeden Morgen darauf eine finſtere Stirn. Jn Gedan-
ken verloren, hörte er nicht auf meine Reden. Er
prüfte meine Büchſe, legte an, und einmal hörte ich
ihn für ſich ſprechen: „Ein Druck, und es iſt abge-
than.“ Ein Franzoſe, der brütend über ſeine Gedan-
ken, ſich und das Leben vergißt, iſt eine gefährliche Er-
ſcheinung.
Jch behorchte wider Willen noch ein Zuſammen-
treffen. Jch hörte die Worte heraus: „Dein Haus
kannſt Du nicht in die Taſche ſtecken; wie wenn Deine
Mutter und Schweſter — Die Antwort des Capitains
nahm der Wind hinweg; ſein Ton, der Tritt mit dem
er in’s Haus zurückkehrte, deuteten aber an, daß ihn
die Vorſtellung in einem gefaßten Entſchluſſe nicht wan-
kend mache. Noch einmal umfaßte mich der Schlaf,
aber mit den Armen des Alps. Mein todter Freund
lag an meiner Bruſt, ſeine blauen Lippen öffneten ſich
umſonſt, er brachte keine Töne hervor. Aber es war,
als wollte er mit Anſtrengung aller ſeiner Kräfte mich
fortreißen. Er zeigte nach der Ferne, und ich ſah ein
Schloß, hell erleuchtet und drinnen zechte man. Er
riß mich endlich auf und verſchwand. Während ich
noch dem ſonderbaren Traume nachſann, der alle vori-
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