Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.hieß ich ihn mit den Worten: "Jch hoffe eine gute Nacht Sein höhnisches Gesicht überzeugte mich nicht, daß Jch wachte auch wieder -- und nicht erschlagen -- hieß ich ihn mit den Worten: „Jch hoffe eine gute Nacht Sein höhniſches Geſicht überzeugte mich nicht, daß Jch wachte auch wieder — und nicht erſchlagen — <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0049"/> hieß ich ihn mit den Worten: „Jch hoffe eine gute Nacht<lb/> zu haben,“ gehn, und er wünſchte mir „eine ſichere<lb/> Nacht.“</p><lb/> <p>Sein höhniſches Geſicht überzeugte mich nicht, daß<lb/> meine Vorſicht unnütz ſey. Jn dieſen zerſtreuten Wald-<lb/> dörfern hatte der Trommelſchlag viele unſerer Solda-<lb/> ten vergeblich zum Sammelplatz gerufen. Mancher,<lb/> der am Abend noch geſund und friſch zwiſchen den<lb/> Hecken verſchwand, auf dem Wege nach ſeinem fernen<lb/> Quartier, war nie wieder zum Vorſchein gekommen.<lb/> Ein ſchneller Abmarſch ſchützte die Mörder vor jeder<lb/> Nachſuchung. Es war keine unnatürliche Gedanken-<lb/> folge, die den Einſchlummernden überſchlich: „Keiner<lb/> meiner Kameraden weiß mein Quartier. Mein Führer<lb/> riß mich heftig fort. Er iſt Soldat, ein misvergnüg-<lb/> ter, entlaſſener. Dies rohe Landvolk würgte mit kal-<lb/> tem Blute ſeine Brüder in der Revolution. Was gilt<lb/> ihm ein Feind des Vaterlandes? Dieſe Hecken ſind an-<lb/> gepflanzt zu heimlichen Mordthaten; in dieſer abgele-<lb/> genen Hütte hört Niemand das Todesgeſchrei. Unter<lb/> dem Apfelbaum verſcharrt, Raſen darauf gelegt, wer<lb/> fragt in Ewigkeit nach dem Fremden?“ Aber ich ſchlief<lb/> doch ein.</p><lb/> <p>Jch wachte auch wieder — und nicht erſchlagen —<lb/> auf. Aber nicht der Capitain, und nicht der Sonnen-<lb/> ſtrahl weckten mich, ſondern der Regen, welcher unun-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0049]
hieß ich ihn mit den Worten: „Jch hoffe eine gute Nacht
zu haben,“ gehn, und er wünſchte mir „eine ſichere
Nacht.“
Sein höhniſches Geſicht überzeugte mich nicht, daß
meine Vorſicht unnütz ſey. Jn dieſen zerſtreuten Wald-
dörfern hatte der Trommelſchlag viele unſerer Solda-
ten vergeblich zum Sammelplatz gerufen. Mancher,
der am Abend noch geſund und friſch zwiſchen den
Hecken verſchwand, auf dem Wege nach ſeinem fernen
Quartier, war nie wieder zum Vorſchein gekommen.
Ein ſchneller Abmarſch ſchützte die Mörder vor jeder
Nachſuchung. Es war keine unnatürliche Gedanken-
folge, die den Einſchlummernden überſchlich: „Keiner
meiner Kameraden weiß mein Quartier. Mein Führer
riß mich heftig fort. Er iſt Soldat, ein misvergnüg-
ter, entlaſſener. Dies rohe Landvolk würgte mit kal-
tem Blute ſeine Brüder in der Revolution. Was gilt
ihm ein Feind des Vaterlandes? Dieſe Hecken ſind an-
gepflanzt zu heimlichen Mordthaten; in dieſer abgele-
genen Hütte hört Niemand das Todesgeſchrei. Unter
dem Apfelbaum verſcharrt, Raſen darauf gelegt, wer
fragt in Ewigkeit nach dem Fremden?“ Aber ich ſchlief
doch ein.
Jch wachte auch wieder — und nicht erſchlagen —
auf. Aber nicht der Capitain, und nicht der Sonnen-
ſtrahl weckten mich, ſondern der Regen, welcher unun-
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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