Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.

Bild:
<< vorherige Seite

Generalen ganz reinen Wein einschenkt, ist eine andere
Sache. Was er da apart schachern will, ich nähme
gern halbpart."

Jn dem Augenblicke kam die Ablösung, und der
Oberjäger hieß mich einer Patrouille folgen. Wir schli-
chen geduckt an den Hecken lang, um, in ihrem Schat-
ten verborgen, durch das mondhelle Feld bis unter ei-
nen, dem Montd'or gegenübergelegenen Felsen zu ge-
langen, wo Halt gemacht wurde. Plötzlich pfiff es;
von unserer Seite wurde das Pfeifen erwiedert und
nach wenigen Augenblicken kamen athemlos drei Fran-
zosen herangestürzt. -- Es waren Ueberläufer, welche
an Seilen sich von den Wällen herabgelassen hatten.
Bald folgten zu meiner Verwunderung mehrere, und
als ein so großer Haufe versammelt war, daß der
Schatten des Felsens sie nicht mehr verbarg, wurden
einzelne Jäger befehligt, die Ueberläufer truppweise in
den Schattenwegen nach dem nächsten Piket zu trans-
portiren. Jm nächsten Dorfe wurden Alle gemustert
und am Morgen entlassen. Sie zogen froh in die
Heimath. Daß hier kein zufälliges Entlaufen Statt
finde, sondern ein bedeutendes und erwartetes Un-
ternehmen im Werke sey, bewiesen die im Dorfe ge-
troffenen Anstalten. Die höheren Officiere hielten zu
Pferde und zählten vergnügt die vorüberziehenden Fran-
zosen. Bei dem ganzen nächtlichen Auftritte herrschte

Generalen ganz reinen Wein einſchenkt, iſt eine andere
Sache. Was er da apart ſchachern will, ich nähme
gern halbpart.“

Jn dem Augenblicke kam die Ablöſung, und der
Oberjäger hieß mich einer Patrouille folgen. Wir ſchli-
chen geduckt an den Hecken lang, um, in ihrem Schat-
ten verborgen, durch das mondhelle Feld bis unter ei-
nen, dem Montd’or gegenübergelegenen Felſen zu ge-
langen, wo Halt gemacht wurde. Plötzlich pfiff es;
von unſerer Seite wurde das Pfeifen erwiedert und
nach wenigen Augenblicken kamen athemlos drei Fran-
zoſen herangeſtürzt. — Es waren Ueberläufer, welche
an Seilen ſich von den Wällen herabgelaſſen hatten.
Bald folgten zu meiner Verwunderung mehrere, und
als ein ſo großer Haufe verſammelt war, daß der
Schatten des Felſens ſie nicht mehr verbarg, wurden
einzelne Jäger befehligt, die Ueberläufer truppweiſe in
den Schattenwegen nach dem nächſten Piket zu trans-
portiren. Jm nächſten Dorfe wurden Alle gemuſtert
und am Morgen entlaſſen. Sie zogen froh in die
Heimath. Daß hier kein zufälliges Entlaufen Statt
finde, ſondern ein bedeutendes und erwartetes Un-
ternehmen im Werke ſey, bewieſen die im Dorfe ge-
troffenen Anſtalten. Die höheren Officiere hielten zu
Pferde und zählten vergnügt die vorüberziehenden Fran-
zoſen. Bei dem ganzen nächtlichen Auftritte herrſchte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0033"/>
Generalen ganz reinen Wein ein&#x017F;chenkt, i&#x017F;t eine andere<lb/>
Sache. Was er da apart &#x017F;chachern will, ich nähme<lb/>
gern halbpart.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Jn dem Augenblicke kam die Ablö&#x017F;ung, und der<lb/>
Oberjäger hieß mich einer Patrouille folgen. Wir &#x017F;chli-<lb/>
chen geduckt an den Hecken lang, um, in ihrem Schat-<lb/>
ten verborgen, durch das mondhelle Feld bis unter ei-<lb/>
nen, dem Montd&#x2019;or gegenübergelegenen Fel&#x017F;en zu ge-<lb/>
langen, wo Halt gemacht wurde. Plötzlich pfiff es;<lb/>
von un&#x017F;erer Seite wurde das Pfeifen erwiedert und<lb/>
nach wenigen Augenblicken kamen athemlos drei Fran-<lb/>
zo&#x017F;en herange&#x017F;türzt. &#x2014; Es waren Ueberläufer, welche<lb/>
an Seilen &#x017F;ich von den Wällen herabgela&#x017F;&#x017F;en hatten.<lb/>
Bald folgten zu meiner Verwunderung mehrere, und<lb/>
als ein &#x017F;o großer Haufe ver&#x017F;ammelt war, daß der<lb/>
Schatten des Fel&#x017F;ens &#x017F;ie nicht mehr verbarg, wurden<lb/>
einzelne Jäger befehligt, die Ueberläufer truppwei&#x017F;e in<lb/>
den Schattenwegen nach dem näch&#x017F;ten Piket zu trans-<lb/>
portiren. Jm näch&#x017F;ten Dorfe wurden Alle gemu&#x017F;tert<lb/>
und am Morgen entla&#x017F;&#x017F;en. Sie zogen froh in die<lb/>
Heimath. Daß hier kein zufälliges Entlaufen Statt<lb/>
finde, &#x017F;ondern ein bedeutendes und erwartetes Un-<lb/>
ternehmen im Werke &#x017F;ey, bewie&#x017F;en die im Dorfe ge-<lb/>
troffenen An&#x017F;talten. Die höheren Officiere hielten zu<lb/>
Pferde und zählten vergnügt die vorüberziehenden Fran-<lb/>
zo&#x017F;en. Bei dem ganzen nächtlichen Auftritte herr&#x017F;chte<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0033] Generalen ganz reinen Wein einſchenkt, iſt eine andere Sache. Was er da apart ſchachern will, ich nähme gern halbpart.“ Jn dem Augenblicke kam die Ablöſung, und der Oberjäger hieß mich einer Patrouille folgen. Wir ſchli- chen geduckt an den Hecken lang, um, in ihrem Schat- ten verborgen, durch das mondhelle Feld bis unter ei- nen, dem Montd’or gegenübergelegenen Felſen zu ge- langen, wo Halt gemacht wurde. Plötzlich pfiff es; von unſerer Seite wurde das Pfeifen erwiedert und nach wenigen Augenblicken kamen athemlos drei Fran- zoſen herangeſtürzt. — Es waren Ueberläufer, welche an Seilen ſich von den Wällen herabgelaſſen hatten. Bald folgten zu meiner Verwunderung mehrere, und als ein ſo großer Haufe verſammelt war, daß der Schatten des Felſens ſie nicht mehr verbarg, wurden einzelne Jäger befehligt, die Ueberläufer truppweiſe in den Schattenwegen nach dem nächſten Piket zu trans- portiren. Jm nächſten Dorfe wurden Alle gemuſtert und am Morgen entlaſſen. Sie zogen froh in die Heimath. Daß hier kein zufälliges Entlaufen Statt finde, ſondern ein bedeutendes und erwartetes Un- ternehmen im Werke ſey, bewieſen die im Dorfe ge- troffenen Anſtalten. Die höheren Officiere hielten zu Pferde und zählten vergnügt die vorüberziehenden Fran- zoſen. Bei dem ganzen nächtlichen Auftritte herrſchte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Andreas Hungeling / https://www.stimm-los.de/: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-07-16T12:57:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-07-16T12:57:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/33
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/33>, abgerufen am 25.11.2024.