Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.warf er, da er keine Zeugen bemerkte, sein Oberhemde Kaum hörte ich die Anordnungen des Feldwebels warf er, da er keine Zeugen bemerkte, ſein Oberhemde Kaum hörte ich die Anordnungen des Feldwebels <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0023"/> warf er, da er keine Zeugen bemerkte, ſein Oberhemde<lb/> fort, und ſtand in franzöſiſcher Uniform am Ende des<lb/> Buſches. Jm nächſten Augenblicke war er mit zwei<lb/> Sprüngen hinter einem Geſträuch verſchwunden. Von<lb/> der Frucht der Waldſtauden brachte ich nicht viel in’s<lb/> Lager zurück; dagegen eine andere Frucht: den Vorſatz,<lb/> mich von keinem Freunde oder Feinde auf verbotenen<lb/> Wegen ertappen zu laſſen. Es war höchſt verdrieß-<lb/> lich, über den Vorfall ſchweigen zu müſſen. Jch durfte<lb/> noch froh ſeyn, daß man mich beim Appell nicht ver-<lb/> mißte. Der Kochkamerad hatte meinen Namen auch<lb/> beantwortet, und ſprang mir mit Büchſe und Patron-<lb/> taſche entgegen. Jch war zum Dienſte für die Nacht<lb/> aufgerufen worden.</p><lb/> <p>Kaum hörte ich die Anordnungen des Feldwebels<lb/> und das Feldgeſchrei. Ein Gedanke nach rückwärts<lb/> weckte eine ganze Reihe. Jch marſchirte ohne zu wiſ-<lb/> ſen wohin, und ward erſt wieder inne wo ich war,<lb/> als man mich auf den äußerſten Poſten der Brombeer-<lb/> ſchlucht hinſtellte. Der Gefreite marſchirte nach dem<lb/> Lager zurück und ich hätte in unerfreulicher Einſam-<lb/> keit die halbe Nacht hier zubringen müſſen, wenn die<lb/> Bedeutſamkeit des Poſtens nicht eben für dieſe Zeit<lb/> eine doppelte Schildwacht nöthig gemacht hätte. Und<lb/> wäre mein Geſellſchafter noch alberner geweſen, als<lb/> der Berliner Marqueur, der auch einen grünen Rock<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0023]
warf er, da er keine Zeugen bemerkte, ſein Oberhemde
fort, und ſtand in franzöſiſcher Uniform am Ende des
Buſches. Jm nächſten Augenblicke war er mit zwei
Sprüngen hinter einem Geſträuch verſchwunden. Von
der Frucht der Waldſtauden brachte ich nicht viel in’s
Lager zurück; dagegen eine andere Frucht: den Vorſatz,
mich von keinem Freunde oder Feinde auf verbotenen
Wegen ertappen zu laſſen. Es war höchſt verdrieß-
lich, über den Vorfall ſchweigen zu müſſen. Jch durfte
noch froh ſeyn, daß man mich beim Appell nicht ver-
mißte. Der Kochkamerad hatte meinen Namen auch
beantwortet, und ſprang mir mit Büchſe und Patron-
taſche entgegen. Jch war zum Dienſte für die Nacht
aufgerufen worden.
Kaum hörte ich die Anordnungen des Feldwebels
und das Feldgeſchrei. Ein Gedanke nach rückwärts
weckte eine ganze Reihe. Jch marſchirte ohne zu wiſ-
ſen wohin, und ward erſt wieder inne wo ich war,
als man mich auf den äußerſten Poſten der Brombeer-
ſchlucht hinſtellte. Der Gefreite marſchirte nach dem
Lager zurück und ich hätte in unerfreulicher Einſam-
keit die halbe Nacht hier zubringen müſſen, wenn die
Bedeutſamkeit des Poſtens nicht eben für dieſe Zeit
eine doppelte Schildwacht nöthig gemacht hätte. Und
wäre mein Geſellſchafter noch alberner geweſen, als
der Berliner Marqueur, der auch einen grünen Rock
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(2020-07-16T12:57:05Z)
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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