Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.Stimmung schwelgt. Man sucht im Gedanken an den Stimmung ſchwelgt. Man ſucht im Gedanken an den <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0010"/> Stimmung ſchwelgt. Man ſucht im Gedanken an den<lb/> Verluſt, die Bürgſchaft für einen innewohnenden Werth.<lb/> Es iſt die erſte Regung des Ehrgeizes nach dem in<lb/> den Kinderſpielen. Jeder kleine Unfall iſt willkommen;<lb/> wir dehnen ſeine Wirkungen aus; es däucht uns höchſt<lb/> intereſſant der Gegenſtand vieler andringender Leiden<lb/> zu ſeyn. Es iſt das Alter, wo der Oſſian entzückt.<lb/> Jeder will auch ſo Geiſter ſehen und ſo philoſophiren.<lb/> Jch ſah meinen Grabeshügel, monologiſirte von frucht-<lb/> los vor dieſen Felſenmauern verſchwendeten Kräften<lb/> der Jugend, und ließ den Landmann fluchen den mo-<lb/> dernden Gebeinen des Fremdlings! Der feuchte Ne-<lb/> belhauch war mir erwünſcht, und mein Auge verfolgte<lb/> das Spiel der vom Winde getriebenen Blätter. Wenn<lb/> eine Krähe aus dem verdorrten Brombeergeſträuch auf-<lb/> flog, mußte ſie die Geiſter der Abgeſchiedenen im fer-<lb/> nen Nebel erblicken. Während ich ſelbſt hinausſtarrte<lb/> und Figuren aus den Wolkenzügen zu entziffern ſuchte,<lb/> rauſchte es plötzlich in meiner Nähe auf. Eine rieſen-<lb/> hafte Geſtalt ſtand, wie aus dem Nebel aufgetaucht,<lb/> vor mir. Sie warf einen ſcheu wilden Blick auf mich,<lb/> und ehe ich noch mich beſinnen konnte, ob es nur ein<lb/> geſuchtes Phantom der Phantaſie geweſen, oder ein<lb/> Mann von Fleiſch und Bein, war ſie vorüber und<lb/> verſchwunden. Wie verſteinert, mit halb aufgehobener<lb/> Büchſe ſtarrte ich ihr in die Luft nach. Aber nach<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0010]
Stimmung ſchwelgt. Man ſucht im Gedanken an den
Verluſt, die Bürgſchaft für einen innewohnenden Werth.
Es iſt die erſte Regung des Ehrgeizes nach dem in
den Kinderſpielen. Jeder kleine Unfall iſt willkommen;
wir dehnen ſeine Wirkungen aus; es däucht uns höchſt
intereſſant der Gegenſtand vieler andringender Leiden
zu ſeyn. Es iſt das Alter, wo der Oſſian entzückt.
Jeder will auch ſo Geiſter ſehen und ſo philoſophiren.
Jch ſah meinen Grabeshügel, monologiſirte von frucht-
los vor dieſen Felſenmauern verſchwendeten Kräften
der Jugend, und ließ den Landmann fluchen den mo-
dernden Gebeinen des Fremdlings! Der feuchte Ne-
belhauch war mir erwünſcht, und mein Auge verfolgte
das Spiel der vom Winde getriebenen Blätter. Wenn
eine Krähe aus dem verdorrten Brombeergeſträuch auf-
flog, mußte ſie die Geiſter der Abgeſchiedenen im fer-
nen Nebel erblicken. Während ich ſelbſt hinausſtarrte
und Figuren aus den Wolkenzügen zu entziffern ſuchte,
rauſchte es plötzlich in meiner Nähe auf. Eine rieſen-
hafte Geſtalt ſtand, wie aus dem Nebel aufgetaucht,
vor mir. Sie warf einen ſcheu wilden Blick auf mich,
und ehe ich noch mich beſinnen konnte, ob es nur ein
geſuchtes Phantom der Phantaſie geweſen, oder ein
Mann von Fleiſch und Bein, war ſie vorüber und
verſchwunden. Wie verſteinert, mit halb aufgehobener
Büchſe ſtarrte ich ihr in die Luft nach. Aber nach
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Andreas Hungeling / https://www.stimm-los.de/: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-07-16T12:57:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-07-16T12:57:05Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |