Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Landtstörtzer.
jhne sein Gewissen/ vnnd spricht heimblich
in ein Ohr zu jhm: Der heilig Martinus,
Bernardus, Augustinus, Hieronymus,
Petrus
vnd Paulus seind auch gelehrt vnd in
dignitate
gewest/ haben aber sich nicht vber-
häufft mit Beneficiis.

Es kombt ein Lay zum D. Schuster vnnd
spricht: Mein Herr ich begere den weg der
Göttlichen gebotten zuwandern/ ich möchte
aber gern wissen ob meine Schuch gerecht
seyen/ dann auff dise vnnd jene weiß con-
trahire
ich vnnd nimb für hundert/ sechs/
acht/ zehen vnnd zwantzig Gulden/ aber
doch gib ich reiche Allmusen vnnd lasse vil
schöne Altär bawen etc. Der D. Schuster
antwortet/ Ja es kan wol sein/ nach be-
schaffenheit der sachen/ zumaln wann den Leu-
ten mit solchem anlehen wol gedient wirdt/
vnnd sie das interesse gern hergeben/ da-
mit du deß schadens enthebt werdest. Aber
O schönes interesse darauß dir das höllisch
interesse erfolget.

Es kombt ein ergerlicher Concubinarius
zum D. Schuster sprechendt: Jch hab

gleich-

Der Landtſtoͤrtzer.
jhne ſein Gewiſſen/ vnnd ſpricht heimblich
in ein Ohr zu jhm: Der heilig Martinus,
Bernardus, Auguſtinus, Hieronymus,
Petrus
vnd Paulus ſeind auch gelehrt vnd in
dignitate
geweſt/ haben aber ſich nicht vber-
haͤufft mit Beneficiis.

Es kombt ein Lay zum D. Schuſter vnnd
ſpricht: Mein Herꝛ ich begere den weg der
Goͤttlichen gebotten zuwandern/ ich moͤchte
aber gern wiſſen ob meine Schuch gerecht
ſeyen/ dann auff diſe vnnd jene weiß con-
trahire
ich vnnd nimb fuͤr hundert/ ſechs/
acht/ zehen vnnd zwantzig Gulden/ aber
doch gib ich reiche Allmuſen vnnd laſſe vil
ſchoͤne Altaͤr bawen ꝛc. Der D. Schuſter
antwortet/ Ja es kan wol ſein/ nach be-
ſchaffenheit der ſachen/ zumaln wañ den Leu-
ten mit ſolchem anlehen wol gedient wirdt/
vnnd ſie das intereſſe gern hergeben/ da-
mit du deß ſchadens enthebt werdeſt. Aber
O ſchoͤnes intereſſe darauß dir das hoͤlliſch
intereſſe erfolget.

Es kombt ein ergerlicher Concubinarius
zum D. Schuſter ſprechendt: Jch hab

gleich-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0645" n="623"/><fw place="top" type="header">Der Landt&#x017F;to&#x0364;rtzer.</fw><lb/>
jhne &#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en/ vnnd &#x017F;pricht heimblich<lb/>
in ein Ohr zu jhm: Der heilig <hi rendition="#aq">Martinus,<lb/>
Bernardus, Augu&#x017F;tinus, Hieronymus,<lb/>
Petrus</hi> vnd <hi rendition="#aq">Paulus</hi> &#x017F;eind auch gelehrt vnd <hi rendition="#aq">in<lb/>
dignitate</hi> gewe&#x017F;t/ haben aber &#x017F;ich nicht vber-<lb/>
ha&#x0364;ufft mit <hi rendition="#aq">Beneficiis.</hi></p><lb/>
          <p>Es kombt ein Lay zum <hi rendition="#aq">D.</hi> Schu&#x017F;ter vnnd<lb/>
&#x017F;pricht: Mein Her&#xA75B; ich begere den weg der<lb/>
Go&#x0364;ttlichen gebotten zuwandern/ ich mo&#x0364;chte<lb/>
aber gern wi&#x017F;&#x017F;en ob meine Schuch gerecht<lb/>
&#x017F;eyen/ dann auff di&#x017F;e vnnd jene weiß <hi rendition="#aq">con-<lb/>
trahire</hi> ich vnnd nimb fu&#x0364;r hundert/ &#x017F;echs/<lb/>
acht/ zehen vnnd zwantzig Gulden/ aber<lb/>
doch gib ich reiche Allmu&#x017F;en vnnd la&#x017F;&#x017F;e vil<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Alta&#x0364;r bawen &#xA75B;c. Der <hi rendition="#aq">D.</hi> Schu&#x017F;ter<lb/>
antwortet/ Ja es kan wol &#x017F;ein/ nach be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit der &#x017F;achen/ zumaln wan&#x0303; den Leu-<lb/>
ten mit &#x017F;olchem anlehen wol gedient wirdt/<lb/>
vnnd &#x017F;ie das <hi rendition="#aq">intere&#x017F;&#x017F;e</hi> gern hergeben/ da-<lb/>
mit du deß &#x017F;chadens enthebt werde&#x017F;t. Aber<lb/>
O &#x017F;cho&#x0364;nes <hi rendition="#aq">intere&#x017F;&#x017F;e</hi> darauß dir das ho&#x0364;lli&#x017F;ch<lb/><hi rendition="#aq">intere&#x017F;&#x017F;e</hi> erfolget.</p><lb/>
          <p>Es kombt ein ergerlicher <hi rendition="#aq">Concubinarius</hi><lb/>
zum <hi rendition="#aq">D.</hi> Schu&#x017F;ter &#x017F;prechendt: Jch hab<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gleich-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[623/0645] Der Landtſtoͤrtzer. jhne ſein Gewiſſen/ vnnd ſpricht heimblich in ein Ohr zu jhm: Der heilig Martinus, Bernardus, Auguſtinus, Hieronymus, Petrus vnd Paulus ſeind auch gelehrt vnd in dignitate geweſt/ haben aber ſich nicht vber- haͤufft mit Beneficiis. Es kombt ein Lay zum D. Schuſter vnnd ſpricht: Mein Herꝛ ich begere den weg der Goͤttlichen gebotten zuwandern/ ich moͤchte aber gern wiſſen ob meine Schuch gerecht ſeyen/ dann auff diſe vnnd jene weiß con- trahire ich vnnd nimb fuͤr hundert/ ſechs/ acht/ zehen vnnd zwantzig Gulden/ aber doch gib ich reiche Allmuſen vnnd laſſe vil ſchoͤne Altaͤr bawen ꝛc. Der D. Schuſter antwortet/ Ja es kan wol ſein/ nach be- ſchaffenheit der ſachen/ zumaln wañ den Leu- ten mit ſolchem anlehen wol gedient wirdt/ vnnd ſie das intereſſe gern hergeben/ da- mit du deß ſchadens enthebt werdeſt. Aber O ſchoͤnes intereſſe darauß dir das hoͤlliſch intereſſe erfolget. Es kombt ein ergerlicher Concubinarius zum D. Schuſter ſprechendt: Jch hab gleich-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/645
Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/645>, abgerufen am 25.11.2024.