Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Landtstörtzer.

Weil da weinet der Crocodil/ wann er vmm-
bracht hat einen Menschen/ warumb wolte
nicht wainen ein Christ/ der durch die Sünd
vmbbracht hat sein Seel? Weil die heilige
Catharina von Senis drey gantze Taglang
beweint hat ein einige läßliche Sünd: Weil
die Römerin Paula jhre läßliche Sünd eben
so bitterlich beweinte/ als werens Todtsündt:
Weil der heilig Dominicus jmmerdar be-
weinte die boßheit der Sündern: Warumb
fragen dann wir so gar wenig nach dem be-
weinen vnserer Sünden? O wie vil besser
vnnd rathsamer were es/ daß wir sie allhie be-
weinten mit den Zähern deß Wassers/ denn
dort mit den Zähern deß Fegfewers/ Dann
ob schon die leibliche Zäher nicht simpliciter
notwendig seind zur vertilgung der schulden/
so seindt sie doch sehr dienstlich zur verzeihung
der Straff. Höre/ was Esaias darzu sagt:
Super hoc accingite vos cilicijs, plangite
& vlulate, Filia populi mei accingere
licio & conspergere cinere: luctum vni-
geniti fac tibi: fac tibi planctum amarum,
a non est auersa ira furoris Domini:
Als

wolte
Der Landtſtoͤrtzer.

Weil da weinet der Crocodil/ wann er vm̃-
bracht hat einen Menſchen/ warumb wolte
nicht wainen ein Chriſt/ der durch die Suͤnd
vmbbracht hat ſein Seel? Weil die heilige
Catharina von Senis drey gantze Taglang
beweint hat ein einige laͤßliche Suͤnd: Weil
die Roͤmerin Paula jhre laͤßliche Suͤnd eben
ſo bitterlich beweinte/ als werens Todtſuͤndt:
Weil der heilig Dominicus jmmerdar be-
weinte die boßheit der Suͤndern: Warumb
fragen dann wir ſo gar wenig nach dem be-
weinen vnſerer Suͤnden? O wie vil beſſer
vnnd rathſamer were es/ daß wir ſie allhie be-
weinten mit den Zaͤhern deß Waſſers/ denn
dort mit den Zaͤhern deß Fegfewers/ Dann
ob ſchon die leibliche Zaͤher nicht ſimpliciter
notwendig ſeind zur vertilgung der ſchulden/
ſo ſeindt ſie doch ſehꝛ dienſtlich zur verzeihung
der Straff. Hoͤre/ was Eſaias darzu ſagt:
Super hoc accingite vos cilicijs, plangite
& vlulate, Filia populi mei accingere
licio & conſpergere cinere: luctum vni-
geniti fac tibi: fac tibi plãctum amarum,
ꝗa non eſt auerſa ira furoris Domini:
Als

wolte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0570" n="548"/>
          <fw place="top" type="header">Der Landt&#x017F;to&#x0364;rtzer.</fw><lb/>
          <p>Weil da weinet der Crocodil/ wann er vm&#x0303;-<lb/>
bracht hat einen Men&#x017F;chen/ warumb wolte<lb/>
nicht wainen ein Chri&#x017F;t/ der durch die Su&#x0364;nd<lb/>
vmbbracht hat &#x017F;ein Seel? Weil die heilige<lb/>
Catharina von Senis drey gantze Taglang<lb/>
beweint hat ein einige la&#x0364;ßliche Su&#x0364;nd: Weil<lb/>
die Ro&#x0364;merin Paula jhre la&#x0364;ßliche Su&#x0364;nd eben<lb/>
&#x017F;o bitterlich beweinte/ als werens Todt&#x017F;u&#x0364;ndt:<lb/>
Weil der heilig <hi rendition="#aq">Dominicus</hi> jmmerdar be-<lb/>
weinte die boßheit der Su&#x0364;ndern: Warumb<lb/>
fragen dann wir &#x017F;o gar wenig nach dem be-<lb/>
weinen vn&#x017F;erer Su&#x0364;nden? O wie vil be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
vnnd rath&#x017F;amer were es/ daß wir &#x017F;ie allhie be-<lb/>
weinten mit den Za&#x0364;hern deß Wa&#x017F;&#x017F;ers/ denn<lb/>
dort mit den Za&#x0364;hern deß Fegfewers/ Dann<lb/>
ob &#x017F;chon die leibliche Za&#x0364;her nicht <hi rendition="#aq">&#x017F;impliciter</hi><lb/>
notwendig &#x017F;eind zur vertilgung der &#x017F;chulden/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;eindt &#x017F;ie doch &#x017F;eh&#xA75B; dien&#x017F;tlich zur verzeihung<lb/>
der Straff. Ho&#x0364;re/ was E&#x017F;aias darzu &#x017F;agt:<lb/><hi rendition="#aq">Super hoc accingite vos cilicijs, plangite<lb/>
&amp; vlulate, Filia populi mei accingere<lb/>
licio &amp; con&#x017F;pergere cinere: luctum vni-<lb/>
geniti fac tibi: fac tibi pla&#x0303;ctum amarum,<lb/>
&#xA757;a non e&#x017F;t auer&#x017F;a ira furoris Domini:</hi> Als<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wolte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[548/0570] Der Landtſtoͤrtzer. Weil da weinet der Crocodil/ wann er vm̃- bracht hat einen Menſchen/ warumb wolte nicht wainen ein Chriſt/ der durch die Suͤnd vmbbracht hat ſein Seel? Weil die heilige Catharina von Senis drey gantze Taglang beweint hat ein einige laͤßliche Suͤnd: Weil die Roͤmerin Paula jhre laͤßliche Suͤnd eben ſo bitterlich beweinte/ als werens Todtſuͤndt: Weil der heilig Dominicus jmmerdar be- weinte die boßheit der Suͤndern: Warumb fragen dann wir ſo gar wenig nach dem be- weinen vnſerer Suͤnden? O wie vil beſſer vnnd rathſamer were es/ daß wir ſie allhie be- weinten mit den Zaͤhern deß Waſſers/ denn dort mit den Zaͤhern deß Fegfewers/ Dann ob ſchon die leibliche Zaͤher nicht ſimpliciter notwendig ſeind zur vertilgung der ſchulden/ ſo ſeindt ſie doch ſehꝛ dienſtlich zur verzeihung der Straff. Hoͤre/ was Eſaias darzu ſagt: Super hoc accingite vos cilicijs, plangite & vlulate, Filia populi mei accingere licio & conſpergere cinere: luctum vni- geniti fac tibi: fac tibi plãctum amarum, ꝗa non eſt auerſa ira furoris Domini: Als wolte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/570
Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/570>, abgerufen am 25.11.2024.